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Spielmannszug Spielmannszug Bernburg 1902: Wer will mal richtig auf die Pauke hauen?

Von Detlef Valtink 21.04.2018, 07:55
Beim gemeinsamen Marschieren besteht die große Herausforderung darin, Groß und Klein sowie Jung und Alt im Takt zu halten.
Beim gemeinsamen Marschieren besteht die große Herausforderung darin, Groß und Klein sowie Jung und Alt im Takt zu halten. Pülicher

Bernburg - Jeder ist in irgendeiner Art und Weise schon mal mit dem Gefühl konfrontiert worden, es den Musikern in einem Festumzug gleichtun zu wollen. Bestandteil einer Formation zu sein, die mit Musik die Menschen am Straßenrand unterhält und die zum Mitsingen verführt.

Doch den Schritt zu wagen, sich tatsächlich solch einem Hobby zu verschreiben, trauen sich nur die Wenigsten.

Bernburger Spielmannszug: Die Hürden sind nicht so hoch

Keine Notenkenntnis! Eine Frage des Alters! Die Zeit! Gründe für ein Nein gibt es viele. „Die Hürden sind aber nicht so hoch, um es nicht wenigstens einmal zu probieren“, hält Tino Espenhahn dagegen.

Der Pressesprecher des Bernburger Spielmannszuges gibt zu, dass es grundsätzlich gut sei, so früh wie möglich anzufangen. „Aber mit ein wenig Fleiß und Ausdauer ist das in jedem Alter zu schaffen“, ist Uwe Espenhahn, musikalischer Leiter der Bernburger Musiker, überzeugt.

Praktisch haben das in der Historie des „Spielmannszug Bernburg 1902“ schon Hunderte Mitglieder unter Beweis gestellt.

Bernburger Spielmannszug: Zug wird verboten

Laut Vereinschronik liegen die Ursprünge bei den Trommlern und Pfeifern des Arbeiterturnvereins „Vorwärts“, der 1892 in Bernburg gegründet wurde.

Das Trommler- und Pfeifercorps entstand nach mündlicher Überlieferung im Jahre 1902. Nachdem der Zug 1933 durch die Nationalsozialisten verboten wurde, formierten sich 1949 ehemalige Spielleute erneut zu einem Spielmannszug, der 1951 von der BSG Chemie Bernburg übernommen wurde.

Bernburger Spielmannszug: Bis heute erfolgreiche Teilnahme an Meisterschaften

Am 29. April 1995 unternahm der Spielmannszug den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete den Verein.

Bis heute nehmen die Bernburger erfolgreich an Meisterschaften teil und wollen dies auch in Zukunft. Doch dafür muss jetzt von den derzeit 86 Mitgliedern ein weiterer Grundstein gelegt werden.

„Wir wollen den nächsten Generationswechsel anstreben“, kündigt Tino Espenhahn an. Dahinter verbirgt sich nichts anderes, als der Nachwuchsarbeit einen weiteren Schub zu verleihen.

So sind die Küken-, Spatzen- und Nachwuchsgruppe aktiv, doch eine Stärkung ist willkommen und gewollt. Denn mit spätestens 16 Jahren rücken alle zu den Großen auf.

Um den Unterbau am Leben zu erhalten, hat der Spielmannszug für dieses Jahr eine Werbekampagne ins Leben gerufen.

Es gibt eine Flyer-Aktion, den Tag der offenen Tür und eine intensiviere Öffentlichkeitsarbeit. Wenn es zum Jahresende um die 25 neue Spieler werden, wären die Spielleute schon sehr zufrieden.

„Jeder kann kommen, und niemand benötigt musikalische Vorkenntnisse oder Notenwissen“, erklärt der Pressesprecher.

Neulinge würden zunächst in einer Schnupperstunde ausprobieren, welches Instrument ihnen liegt. Möglich ist von Trommel, Lyra, Pauke, Becken, Flöte bis hin zum Horn alles. Gestellt werden die Instrumente vom Verein.

Bernburger Spielmannszug: Für Jungen kommt auch mal die Flöte in Frage

„Früher wollten die Jungen alle nur trommeln oder pauken. Heute kommt dann auch schon mal die Flöte infrage“, hat Uwe Espenhahn über die Jahre registriert.

Wenn das Eis bei den Neulingen gebrochen und die Begeisterung geweckt ist, kann in das normale Training eingestiegen werden. Dieses ist wöchentlich auf zwei Stunden begrenzt, bis jeder fit für die ersten Auftritte und dann auch für die Teilnahme an Meisterschaften ist.

Dazu Tino Espenhahn: „Das passiert in der Regel schneller, als viele denken.“ Gerade für Kinder und Jugendliche sei es dabei sehr wichtig, neben Schule und Alltag einen Ort zu finden, wo sie gleichaltrige Freunde haben, die ein gemeinsames Hobby teilen, in dem sie voll aufgehen können und viel Spaß zusammen haben.

Bernburger Spielmannszug: Es wird auch gemeinsam etwas unternommen

Deshalb gibt es nicht nur die Musik, sondern auch gemeinsame Ferienfahrten und Ausflüge, Bowlingnachmittage, Pyjamapartys, Radtouren oder Sporttage.

„Wir sind eine familiäre Gemeinschaft, in der sich alle gut aufgehoben und wohlfühlen“, versichert Tino Espenhahn. Um dies zu gewährleisten, gibt es im Frühjahr den sogenannten Vereinsprobentag.

Was sich nach harter Arbeit anhört, ist nichts anderes, als ein gemeinsames Training aller Gruppen in entspannter Atmosphäre.

Bernburger Spielmannszug: Keine Ausgrenzung

Wie vor wenigen Tagen auf dem Sportplatz in Neuborna. Für die Chefetage des Spielmannszuges war dort eine gute Gelegenheit, Gespräche zu führen, Wünsche und Kritik aufzunehmen. „Wir möchten wissen, welche Bedürfnisse es gibt, um auch reagieren zu können“ , meint der Pressesprecher.

Zu schätzen weiß das die Führungsriege der Jugend. Deren Leiter, der 25-jährige Sven Marquardt, ist davon überzeugt, dass niemand ausgegrenzt werde und alle sich gut im Schoß der Musikerfamilie aufgehoben fühlen.

Das unterstreicht auch seine Stellvertreterin Franziska Pakendorf. „Ich habe hier viele Freunde gefunden, und die Musik hat mir auch für meine schulische Ausbildung geholfen“, sagt die 16-Jährige.

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Wer an einer Schnupperstunde teilnehmen möchte, erhält weitere Informationen unter Telefon 03471/62 58 48 oder per E-Mail an [email protected]. (mz)