Sozialamt Bernburg Sozialamt Bernburg: Lieber helfen als Nichtstun

Bernburg - Ein besonders breites Kreuz hat Halka Engelhardt nicht gerade. Und auch sonst hat sie nicht gerade die typische Statur eines Möbelpackers. „Aber ich kann schon mit zufassen“, betont Engelhardt, die gerade ihren Bundesfreiwilligendienst im Möbellager der Stadt leistet.
Die schweren Möbelstücke überlässt sie zwar ihren männlichen Kollegen. Aber dort, wo es geht, packt sie mit an. Sie hilft beim Einsammeln von Möbeln und Hausrat, dass die Stadt für einen kleinen Obolus an Bedürftige verkauft. Halka Engelhardt hilft beim Säubern und Aufbereiten der gespendeten Stücke, erledigt Schreibarbeit und näht aus alten Stoffresten individuelle Handtaschen. Durch den starken Zuzug der Flüchtlinge innerhalb des vergangenen Jahres sei der Bedarf an gebrauchten Möbeln noch einmal stark angestiegen, sagt sie.
Engelhardt, die in ihrem Berufsleben schon alles Mögliche gemacht hat - sie hat als Putzfrau gearbeitet, war Bedienung in einer Kneipe, hat sich mit Jugendlichen beschäftigt und anderes mehr - hat Freude an ihrer Arbeit. Sie ist froh, „etwas Sinnvolles zu tun“ – und dafür auch noch ein kleines Taschengeld zu bekommen.
Für alle Altersgruppen offen
Fünf Jahre ist es her, dass der Bundesfreiwilligendienst (BFD) von der Bundesregierung eingeführt wurde – als Ersatz für den Zivildienst. „Die Stadt Bernburg hat damals gleich relativ viele Stellen eingeführt“, sagt Sozialamtsleiterin Margot Hajek-Hoffmann. Der BFD sei für alle Altersgruppen offen, betont sie. „Freiwillige, die sich engagieren möchten, müssen lediglich die Vollzeitschulpflicht erfüllt haben.“ Normalerweise bleiben die „Bufdis“ ein Jahr, die Zeit kann aber auch auf die Hälfte gekürzt werden. Die Arbeitszeit variiert zwischen 20 und 40 Stunden pro Woche.
Auch Ramona Pokornowsky wollte „etwas Nützliches“ machen. Die gelernte Bindemittelfacharbeiterin im Zementwerk, die später unter anderem in einer Fleischerei und an einer Tankstelle gearbeitet hat, war zuletzt arbeitslos. Sie wollte aber nicht untätig zu Hause sitzen, sondern entschied sich, im Bernburger Obdachlosenheim zu helfen. Zunächst unter anderem als Ein-Euro-Kraft, seit Februar diesen Jahres als Bufdi.
Sie hilft den Bewohnern beim Wäsche waschen, begleitet sie zu Ärzten oder Behörden und spielt mit ihnen Gesellschaftsspiele. Fünf Jahre macht sie das nun schon. Es ist eine Arbeit, die wohl viele Menschen erstmal abschreckt. Ramona Pokornowksy nicht. Sie betont: „Ich mache es gern.“ Ihr gefällt der Umgang mit den Menschen – und letztlich freut es sie, wenn sie jenen, die ganz unten angekommen sind, helfen kann.
„Wenn ich ein bisschen etwas verändern kann.“ Ähnlich geht es Sibylle Rittiner. Die gelernte Fachverkäuferin des täglichen Bedarfs ist seit 1. März als Bufdi bei der Bernburger Tafel beschäftigt. Schon vorher hat sie dort ehrenamtlich gearbeitet. „Ich wollte nicht untätig zu Hause sitzen“, erklärt sie. Rittiner arbeitet ebenfalls gern mit Menschen. „Das Schöne ist: Man sieht am Ende den Erfolg“, erklärt Rittiner.
Waren kontrollieren und ausgeben
Zu ihren Aufgaben gehört die Kontrolle der Waren, die die Fahrer der Tafel von den Spendern abholen. Sie muss schauen, ob die Spenden noch verwendet werden können. Dann werden sie aufgelistet und später an die Bedürftigen verteilt. Sibylle Rittiner hilft ebenfalls, die „Sozialkisten“ für jene zu packen, die nicht mehr selber zur Tafel kommen können, sondern beliefert werden. Und obwohl Rittiner inzwischen schon routiniert in ihrer Arbeit ist, so könne man doch immer etwas Neues lernen, sagt sie. „Auch die Bufdi-Treffen sind immer sehr abwechslungsreich“, fügt sie hinzu.
Kochen, backen, mit Kindern basteln oder Veranstaltungen organisieren - das sind unter anderem die Aufgaben von Mandy Liebrecht im Nachbarschaftszentrum. „Ich mag die Arbeit, weil sie sehr vielfältig ist“, sagt die junge Mutter, die sich in den vergangenen drei Jahren der Kindererziehung gewidmet hat, durch den BFD aber wieder „im Berufsleben Fuß fassen will“.
Sie hat einst Verkäuferin gelernt, später ihr Abitur nachgeholt und möchte nun am liebsten in Richtung Pädagogik etwas machen. Daher sei die Arbeit im NBZ, wo sie mit ganz unterschiedlichen Menschen aus mehreren Generationen in Berührung kommt, ein guter Einstieg, findet sie. Menschen, die sich nach einer längeren Auszeit neu orientieren oder die nach einem langen Berufsleben ihre Erfahrungen noch sinnvoll einbringen wollen - die Gründe, sich als Bufdi zu bewerben, seien ganz unterschiedlich, sagt Sozialamtsleiterin Hajek-Hoffmann. Doch während es in der Anfangsphase eine lange Bewerberliste gab, habe das Interesse in jüngster Zeit etwas nachgelassen, sagt sie. Bewerben könne man sich immer, so Hajek-Hoffmann. Momentan sind 34 der 46 Stellen im sozialen Bereich (inklusive Friedhof und Feuerwehr) belegt. Die Sozialamtsleiterin betont aber ebenso wie die vier Bufdis, dass man schon sehr engagiert sein und die Zeit nicht nur „absitzen“ sollte. „Man muss sich schon ständig rühren“, betont Halka Engelhardt.
(mz)

