Salzlandkreis Salzlandkreis: Schule wird zum Bauernhof
Alsleben/MZ. - Paul hat das Zeug zu einem richtigen Bauern. Zumindest sieht er mit seinem Strohhut und der blauen Latzhose aus wie ein echter Landwirt. Und Ahnung von Traktoren hat der Neunjährige auch. Als er am Samstagvormittag mit seinem Mini-Trecker an der Grundschule Alsleben aufkreuzt, scharen sich gleich einige Jungen um ihn, die auch einmal fahren wollen. "Unsere Schule wird zum Bauernhof" heißt es am Samstag an der Schule, und da gehört Trecker fahren auf jeden Fall dazu.
Der neunjährige Paul hat seinen Mini-Trecker übrigens selbst zusammengeschraubt: Als Sitz dient das Blatt einer Schippe. Die "Schlepperfreunde", zu denen Pauls Vater Tino Giese gehört, haben zwei weitere selbst gebaute Traktoren mitgebracht. Der "MTS 10" besteht zum Beispiel aus einem Deutz-Motor, einem Mähdrescher-Getriebe und der Haube eines Belarus-Traktors. "Weil auf dem Dorf so ziemlich jeder einen Trecker hat", wie Schlosser Tino Giese sagt, waren der 41-Jährige und seine "Schlepper-freunde" zum Bauernhoftag, den die Schüler mit Gesang, Flötenspiel und Line-Dance eröffnet hatten, gekommen. Dass Eigenbauten sehr nützlich sein können, zeigten die Schlepperfreunde mit dem dritten Traktor, der über einen Transmissionsriemen eine historische Schrotmühle antrieb.
Das ganze Schuljahr über war das Landleben immer wieder Thema im Unterricht. "Wir sind eine kleine, ländliche Schule und wollen das auch bleiben", erklärt Schulleiterin Steffi Kiefer. Da viele Kinder nicht mehr selbst die Erfahrung mit Tieren und traditioneller Landtechnik machen, soll ihnen in der Schule das Landleben nahe gebracht werden. Sie haben etwas über landwirtschaftliche Nutztiere gelernt, einen Tag auf dem Bauernhof von Manfred Bartel in Gröna verbracht und sich alte Landmaschinen bei Familie Giese angesehen. Die Viertklässler konnten zudem beobachten, wie aus einem Ei innerhalb von drei Wochen ein Küken schlüpft. Dafür habe die Schule von einem Cörmigker einen Brutapparat bekommen, erzählt Steffi Kiefer. Sie hat beobachtet, dass es "beruhigend für die Kinder ist, wenn sie mit Tieren in Berührung kommen". Außerdem lernten sie dadurch, Verantwortung zu übernehmen.
Wie gut ihnen das Ausbrüten gelungen ist, zeigen die Viertklässler an diesem Tag bei der Projektpräsentation. Präsentiert und prämiert werden zudem die von den Kindern gestalteten Bauernhof-Modelle.
Beim Ausbrüten der Küken soll es indes nicht bleiben. "Wir haben vor, ein kleines Tiergehege an der Schule einzurichten", sagt die Schulleiterin. Wie das aussehen kann, wird schon einmal am Samstag gezeigt. Wie auf einem richtigen Bauernhof gibt es hier Hühner und Kaninchen sowie zwei Kälbchen, die gerade einmal zehn bzw. 14 Tage alt sind. Gezeigt wird ebenso, wie einst Brot gebacken wurde. So habe man den Teig in einer Molle geknetet und später mit einem Leinentuch abgedeckt. Dadurch habe die Feuchtigkeit nach außen entweichen und der Teig reifen können, erklärt Frank Larisch, Vorsitzender des Vereins für Bildung und Arbeit. Der vom Verein betriebene Naturhof Zellewitz ist mit mehreren Ständen vor Ort. Dort können sich die Kinder auch in traditionellen Gewerken wie Korbflechten ausprobieren.
Nebenan hat Imker Hans-Peter Lietz aus Kustrena Waben, Gläser mit Honig und mehrere Schautafeln aufgebaut. Er erklärt den kleinen und großen Besuchern, wie Honig entsteht und verkauft diesen auch. Seit mindestens zwölf Jahren ist er am Wochenende als Hobby-Imker tätig. Er betreut zwischen vier und acht Bienenvölker. Das sei eine ausgleichende und beruhigende Art von Hobby, meint Lietz. Zudem könne man viel lernen und tue gleichzeitig etwas Gutes für die Natur. "Und am Ende bringt dieses Hobby auch etwas Süßes", bemerkt Lietz. Schon seine Eltern und Großeltern haben sich mit Imkerei beschäftigt. "Wir hatten schon immer Bienen", erinnert er sich.
Ebenfalls etwas Süßes, und zwar in Form von Kuchen, bieten die Mitglieder des Fördervereins zum Verkauf an. Für einen kleinen Obolus gibt es hier Kuchen mit Quark, Schokolade, Kokosraspeln, Früchten und sogar Fruchtgummis. Auch Gläser mit Marmelade sowie Kräuter und Gemüse können die Besucher erwerben. "Ich muss unseren Kindern und Eltern ein Kompliment machen. Sie haben diesen Tag ganz toll vorbereitet", lobt Schulleiterin Steffi Kiefer.