Salzlandkreis Salzlandkreis: Pelé neben Merckx und Fritz Walter im Wohnzimmer
BERNBURG/MZ. - Aber das allein macht noch nicht das Besondere des Trikots aus. Mit der Zeile "Good luck for Lothar Schultze - Pelé", ist es vom vielleicht größten Fußballspieler aller Zeiten persönlich signiert.
Aber Schultze hält gleich seinen nächsten Schatz in der Hand. Auf dem Originaltrikot der Deutschen Fußballnationalmannschaft von 1954 haben sich alle Spieler mit ihrem Namenszug verewigt. "Heute leben leider nur noch zwei der Spieler", sagt der passionierte Sammler.
Diese wertvollen Stücke sind jedoch nur ein kleiner Teil seiner Schätze. Schultze feiert demnächst seinen 58. Geburtstag und hat in den vergangenen 35 Jahren eine riesige Sammlung aus der gesamten Welt des Sports zusammen getragen. Alle Exemplare sind Originaltrikots, Fotos, Bälle oder Karten, die von den Sportlern immer handsigniert wurden. Das ist ihm als Sammler wichtig.
"Eine Lieblingssportart habe ich eigentlich nicht", sagt Schultze, dem die Olympischen Spiele besonders am Herzen liegen. Die Olympiade sei schließlich das größte Sportereignis der Welt. So findet sich in seiner Sammlung beinahe alles, was in der Sportwelt Rang und Namen hat - vom Handball über Fußball bis zum Tennis, der Formel 1 oder dem Radsport. In seiner Ausstellung befinden sich Utensilien von Jan Ullrich, Eddie Merckx, Martina Navratilova oder den drei deutschen Fußball-Weltmeisterteams.
Aber seine Sammelleidenschaft zielt nicht nur auf die großen Stars, auch wenn diese natürlich besonders hervorstechen. Schultze hat auch für die Bundesliga-Mannschaften der verschiedensten Sportarten Saison für Saison den Kader dokumentiert. Und von den Olympischen Spielen beispielsweise finden sich die Teilnehmermedaillen aller Spiele seit der Olympiade von 1900 in Paris in seiner Kollektion.
"Nach der Wende 1989 habe ich nochmal richtig mit dem Sammeln angefangen", sagt Lothar Schultze. Seitdem sei es schließlich viel einfacher geworden, auch an internationale Stücke zu gelangen. Als er er sich dann der Sache richtig angenommen hat, sei es einfach zu einem Selbstläufer geworden. An die meisten Stücke und die Unterschriften kam Schultze, indem er die Sportler und ihre Mannschaften angeschrieben hat. "Allerdings wenn irgendwie möglich in der Landessprache", verrät der Sammler einen Teil seiner Strategie. Mittlerweile ist er darin bereits sehr routiniert. In rund 25 Sprachen hat er Anschreiben gefertigt, die er dem jeweiligen Anlass anpassen kann. Außerdem bestellt er sich die Briefmarken des entsprechenden Landes, um immer einen schon fertig beschrifteten und frankierten Rückumschlag beilegen zu können, erklärt Schultze weiter. "Auf diese Art und Weise erhalte ich mit 99-prozentiger Sicherheit stets eine Antwort."
Welches Signet ihm in seiner Sammlung noch besonders fehle, diese Frage stellt sich für Schultze eigentlich nicht. "Ich möchte einfach weiter sammeln, es kommen doch immer neue Ereignisse hinzu. Da träume ich nicht von einem besonderen Star." Gerade hat er als absolut akkurater Chronist begonnen, einen Hefter für die gestartete Handball-Saison anzulegen. Ebenso die lokalen Größen hat Schultze selbstverständlich dokumentiert. Auch wenn Bernburg im Handball heute nicht mal mehr zweitklassig spielt, der Heimatverein hat selbstverständlich seinen Platz.
Zurzeit wartet er allerdings auf ein Fußballtrikot der Weltmeistermannschaft von 1990. "Das liegt gerade in Wolfsburg beim VfL. Der Pierre Littbarski ist doch jetzt dort und ich hoffe auf die Unterschrift", erklärt er. Manchmal hat er natürlich Angst, dass etwas verschwindet. Schon von Berufswegen wisse er schließlich, dass so etwas passieren könne. Schultze arbeitet seit 36 Jahren bei der Post. Aber bisher ist alles angekommen. Das besagte Trikot der letzten deutschen Weltmeistermannschaft war jedoch schon einmal verschollen. Auf dem Postweg zurück aus Köln war das Päckchen spurlos verschwunden. Aber nach vier Monaten kam es trotzdem an. "Etwas Glück gehört auch zum Sammeln", sagt Schultze.
Bei so viel Leidenschaft breitet sich die Sammlung entsprechend in seiner Wohnung aus. Im Flur stehen die Regale voller ordentlich sortierter Hefter und darüber liegen die zahllosen Bälle von den verschiedensten Fußball-, Handball- oder Tennisturnieren. Die allermeisten sind selbstverständlich signiert. "Nein, Platzprobleme habe ich noch nicht, das ist alles gut organisiert", sagt Schultze und blickt lächelnd über seine Schätze. Auf die Frage, wie viel Geld ihn seine Leidenschaft bisher gekostet hat, kann er nicht konkret antworten. "Das ist mir nicht so wichtig."
Im vergangenen Jahr hat er aus seiner Sammlung bereits eine Ausstellung zusammengestellt. Die besonders interessanten Stücke waren in einer kleinen Schau im Landtag zusehen. Diese Schätze zeigen würde Schultze gern noch einmal. "Es gibt bestimmt einige, die das eine oder andere Stück spannend finden", sagt er bescheiden.
Einen Traum äußert er schließlich doch noch. Dabei wünscht er sich kein Trikot und auch keine Unterschrift. "Ein Besuch direkt im Fahrerlager bei der Tour de France, das wäre schon ein Traum für mich."