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American Football Salzland Racoons zahlen Lehrgeld gegen die Halle Falken

Gastgeber führen gegen Ende des zweiten Viertels 3:0, „dann haben die Hallenser ihre Erfahrung ausgespielt“, sagt der Headcoach der Racoons.

Von Detlef Liedmann 11.10.2021, 10:22
Quarterback Johannes Ruprecht versucht mit dem Football Raum zu gewinnen, während ihm der Rücken frei gehalten wird.
Quarterback Johannes Ruprecht versucht mit dem Football Raum zu gewinnen, während ihm der Rücken frei gehalten wird. Foto: Lothar Semlin

Belleben/MZ - Wer am Samstag den Sportplatz in Belleben gesucht hat, musste nur seinem Gehör folgen. Oder den Autos mit Kennzeichen aus Magdeburg oder dem Harz. Denn auch deren Insassen wollten zum American Football. Und den gab es auf dem Sportplatz zu erleben, als die Salzland Racoons auf die Halle Falken trafen. Mit dem Anpfiff sind die schweren Jungs nicht so pingelig.

Wo in anderen Sportarten auf den Punkt genau begonnen wird, geht es hier los, wenn alle da sind. In diesem Fall 13.53 Uhr. Etwas mehr als zwei Stunden später stand mit Halle der Sieger fest. Die Falken gewannen 34:3, nachdem die gastgebenden Waschbären bis gegen Ende des zweiten Viertels durch ein sogenanntes Field Goal von Florian Block 3:0 geführt hatte.

„Aber dann haben uns die Hallenser förmlich überrannt und ihre größere Erfahrung ausgespielt“, so Ron Neumeister. Neumeister ist Teammanager und Headcoach, also Cheftrainer. Seinen Worten nach gab es noch drei weitere Gründe für die am Ende deutliche Niederlage.

„Wir mussten die Ausfälle von drei wichtigen Spielern aus der Defensive verkraften.“

Ron Neumeister, Headcoach der Salzland Racoons

„Wir mussten während des Spiels die Ausfälle von drei wichtigen Spielern aus der Defensive verkraften.“ Darunter laut Neumeister eine wichtige Säule. „Wir wissen es noch nicht genau, aber wahrscheinlich sind ein paar Bänder gerissen. Das wird ein langer Ausfall“, so Neumeister über einen des Trios, wobei er von der Nennung des Namens absieht.

Wenn ein verletzter Spieler auf dem Feld behandelt wird, knien alle anderen Akteure aus Respekt nieder. Und verabschieden ihn mit aufmunterndem Beifall vom Rasen.

An dessen Rand war Kevin, der mit seinem roten Wuschelkopf und Brille ein wenig an den jungen Ed Sheeran erinnert, ein gefragter Mann. Denn gespielt wird mit sechs Bällen, freilich nicht gleichzeitig.

„Jede Mannschaft bringt drei Bälle mit. Und damit niemand sagen kann, es hätte sich jemand durch die Bälle einen Vorteil verschafft, werden die in regelmäßigen Abständen gewechselt“, erklärt Neumeister. Und da komme Kevin, dem Balljungen ein wichtiger Part zu.

Immer, wenn einer der sieben Schiedsrichter ihn dazu aufforderte, brachte er ein neues Spielgerät. Ja, sieben Schiedsrichter, davon einer mit weißer Mütze. Das ist der Hauptschiedsrichter, der auch eventuelle Strafen verhängt.

Sieben Schiedsrichter sind nötig, um das Spiel im Auge zu behalten

Sieben Schiedsrichter sind deshalb nötig, um das Geschehen aus verschiedenen Positionen und Blickwinkeln im Auge zu behalten. Denn wenn 22 Spieler mitunter regelrecht aufeinanderprallen, kann es im Gewühl schnell mal unübersichtlich werden.

Bei den Racoons ist die Altersstruktur genauso so breitgefächert, wie das Gewicht der Spieler. „Bei uns sind auch einige Jungs dabei, für die Fußball oder Handball nichts wäre. Das ist ja das Schöne, dass sie hier was für sich gefunden haben“, so Neumeister, der von einem großen Team an der Seitenlinie unterstützt wird.

Darunter Mirko Parnow, Chef der Salzland Racoons, einer Abteilung des SV Belleben. Er gilt auch als Initiator für die Gründung der Racoons im vergangenen Jahr. Dagegen gibt es die Halle Falken schon seit 1999 und nicht nur dank der Studenten in der Saalestadt verfügen die Hallenser über ein viel größeres Potenzial und bescherten den 428 Zuschauern auch internationales Flair.

Mithin können die Racoons auf die Erfahrung eines US-Amerikaners bauen: Jeff Bates. Der ehemalige Soldat ist in Deutschland geblieben und wohnt in Aschersleben. Bei den Racoons fungiert er als Quarterback Coach.

Doch bei den Waschbären gibt es noch weit mehr als Spieler und Trainer. Unter anderem Racoon-Burger, Racoon-Becher und leckeren, den man sich gegen eine Spende selbst aussuchen kann. Doch kurz vor dem Spiel sollte man Platz machen am Kuchenbüfett, denn dann werden von drei jungen Frauen Nebeltöpfe entzündet und durch die bunten Schwaden stürmen die Racoons Richtung Spielfeld, begleitet von lauter Musik und umlagert von jeder Menge Hobbyfotografen.

Genutzt hat das am Samstag alles nicht gegen die Halle Falken. Aber: „Wir liegen im Plan“, so Neumeister. Immerhin hatte sein Team den Auftakt zur Verbandsligasaison gegen die Burgenlandkreis Underdogs 41:6 gewonnen. Kommenden Sonntag geht es nach Suhl, wo die Gunslingers (Revolverhelden) warten. Wer denkt sich nur diese Namen aus?