Ruinen in Aderstedt Ruinen in Aderstedt: Störbilder im Dorf

Aderstedt - Über die „Aderstedter Mitte“ kann Mike Franzelius viel erzählen. Schon seit einigen Jahren arbeitet der Ortsbürgermeister daran, im Herzen des Dorfes eines neues Zentrum für Konzerte, Feste und andere Events zu schaffen.
Mit der Sommerscheune ist dort bereits eine Veranstaltungsstätte entstanden, die regelmäßig genutzt wird.
In diesem Sommer soll auf dem Innenhof erstmals das Strengefest stattfinden, das bislang noch auf dem Aderstedter Sportplatz gefeiert wurde.
Doch die Pläne des Ortsbürgermeisters gehen weiter.
„Ich würde hier gerne einen Markttag anbieten, Strom ist ja vorhanden“, erzählt Franzelius. Und auch optisch würde er sich wünschen, dass sich an der „Aderstedter Mitte“ etwas tut. Doch dabei wird es kompliziert.
Ruinen in Aderstedt: Erster Abriss schon vor Jahren
Seine Vorstellung: die alte Gaststätte „Aderstedter Hof“ abreißen und dafür die historische Mauer, die am Eingangstor von der Hauptstraße aus schon erkennbar ist, einmal um den gesamten Gutshof herum ausbauen.
Bei der Umsetzung des Plans ist jedoch ein weiteres Grundstück im Weg.
Das ist mittlerweile verwildert, halb eingestürzte Grundmauern stehen noch darauf.
Ein altes Herrenhaus und eine Scheune wurden an dieser Stelle bereits vor einigen Jahren vom Landkreis abgerissen, aus Gründen der Gefahrenabwehr.
Dabei habe es sich um eine Ersatzvornahme gehandelt, erklärt Bernburgs Stadtsprecher Wolfgang Knopf.
Der Landkreis hat den Abriss also übernommen, kann aber die Kosten vom Besitzer zurückfordern.
Ruinen in Aderstedt: Missstand soll beseitigt werden
„Was die Ruinen auf dem Grundstück am Aderstedter Hof betrifft, hat die Stadt ein starkes Interesse an der Beseitigung dieses städtebaulichen Missstandes“, betont Knopf.
Die Stadt sei „intensiv um die Klärung des Problems bemüht“. Doch die Mitwirkung des Eigentümers gestalte sich schwierig.
Die Erfahrung hat auch Mike Franzelius gemacht.
Als er 2014 Ortsbürgermeister wurde, sei es eine seiner ersten Aktionen gewesen, Besitzer von nicht mehr bewohnbaren Grundstücken anzuschreiben.
„Ich habe auch meine Hilfe beim Verkauf oder der Sanierung angeboten“, sagt er.
Zwei Jahre später wiederholte er das Ganze - bei ein paar Eigentümern mit Erfolg.
„Die Häuser sind gemacht worden oder werden jetzt saniert.“
Ruinen in Aderstedt: Keine Reaktion bei einigen Fällen
In anderen Fällen blieb eine Reaktion aus. Wie beim Besitzer des Grundstücks an der „Aderstedter Mitte“. Dieses sei wohl nach der Wende gekauft worden und verfalle seither, so Franzelius.
„Infos vom Eigentümer habe ich da keine.“
Weitere Störfaktoren des Ortsbilds sind für Franzelius das Haus an der Hauptstraße/Ecke Alte Dorfstraße und die heruntergekommenen Garagen, die sich am Ortseingang aus Plötzkau kommend befinden.
Letztere seien Privatbesitz, Grund und Boden gehörten dagegen der Stadt, erklärt Bernburgs Sprecher Knopf.
Die Beseitigung der Ruinen dort sei derzeit nicht prioritär, aber die Zusammenarbeit mit dem Eigentümer sei ebenfalls schwierig.
Ruinen in Aderstedt: Parkplatz statt Ruinen
Auch für dieses Grundstück hätte Ortsbürgermeister Franzelius Pläne, wie es genutzt werden könnte.
„Die Autos parken hier zurzeit auf der Straße“, sagt er. Würden die Ruinen verschwinden, könnte das Gelände zu einem kleinen Parkplatz umgestaltet werden. Dass nicht nur ihn die verfallenen Häuser beschäftigen, merkt er in seiner Sprechstunde.
„Viele Bürger kommen zu mir und fragen, ob da nichts gemacht werden kann“, erzählt Franzelius.
Auch in anderen Gemeinden des Landkreises gibt es solche Objekte mit „mehr oder weniger Gefahrenpotenzial“, wie Kreissprecherin Alexandra Koch sagt. Laut der Unteren Bauaufsicht liegen die Gründe dafür vor allem in der demografischen Entwicklung und dem sich daraus ergebenden Leerstand. (mz)