Romanische Säule jahrelang verschollen
BERNBURG/CÖLBIGK/MZ. - Man kann durchaus von einem kleinen Schatz reden, den Gustav Walchow und Peter Sygulla gestern aus den Räumen der Kulturstiftung auf einen Pkw-Anhänger verluden. Vielleicht nicht von einem Schatz im materiellen Sinn, aber die drei Sandsteinteile, die sie dort mit einer Sackkarre auf den Anhänger hievten, sind mehrere hundert Jahre alt und waren jahrzehntelang verschollen. Beinahe wären sie es auch geblieben, wenn Olaf Böhlk, Mitarbeiter der Kulturstiftung, nicht zufällig auf sie gestoßen wäre. Es handelt sich dabei um die Teile einer romanische Säule, die einst im Glockengeschoss in der Cölbigker Klosterkirche St. Magnus standen und künftig in der Ilberstedter Kirche St. Severin aufgestellt werden sollen. In der Kulturstiftung waren die Einzelteile nur zwischengelagert.
Böhlk ist bei Recherchen für eine Ausstellung anlässlich der Klosterweihnacht im vergangenen Jahr auf die Säule aufmerksam geworden. Die hatte der frühere Bernburger Tierarzt Heinz-Joachim Biedermann beim Einsturz des Kirchenturms 1968 gerettet, genauso wie den Taufstein zuvor. Denn zur damaligen Zeit wurde die Kirche schon lange als Tierunterkunft genutzt und war lange nicht restauriert worden. Die Cölbigker Kirche war schätzungsweise um das Jahr 1 000 gebaut worden und diente unter anderem als Benediktiner-Kloster. Im Bauernkrieg wurde sie teilweise zerstört.
Die einst am Turmportal eingehauene Jahreszahl 1561 dürfte wohl der letzte Zeuge des Versuches einer Restaurierung gewesen sein, schätzt Böhlk. Der 30-jährige Krieg erledigte den Rest. Was blieb, wurde in den Wirtschaftsbetrieb der Domäne einbezogen. Das Taufbecken habe man als Tränke für die Sauen genutzt, erzählt Tierarzt Biedermann. "Und der ehemalige Klostergarten, der von Natursteinen umgeben war, war ideal für deren Auslauf gewesen", sagt Biedermann.
Nachdem der Turm 1968 eingestürzt war, war er gerufen worden, um die Tiere unter den Trümmern zu bergen. Vier Ziegen, erinnert sich Biedermann, haben den Einsturz damals überlebt. Für die Schweine hingegen kam jede Hilfe zu spät. Die Säule und der Taufstein, der bereits seit 2007 in der Ilberstedter Kirche zu sehen ist, hatten also jahrzehntelang bei Biedermann im Garten gestanden. In das Becken habe seine Frau in all den Jahren immer Blumen gepflanzt, erzählt er. Doch Biedermann ist nicht traurig darüber, dass die beiden Relikte aus der Cölbigker Klosterkirche jetzt nicht mehr seinen Garten schmücken. "Es ist schön, dass sie wieder da sind, wo sie hingehören." Und wenn er sich das Taufbecken doch einmal anschauen will, fährt er einfach in die Ilberstedter Kirche. Dort gebe es auch eine sehenswerte Ausstellung, die die Klosterkirche zeigt, als sie noch stand und auch, als sie bereits in Trümmern lag. 1988 war sie komplett abgetragen worden.
Doch bevor die Säule wieder aufgestellt werden kann, sind noch einige Steinmetzarbeiten notwendig. Die Kosten dafür beziffert Böhlk auf rund 1 000 Euro. Daher ist man derzeit dabei, Sponsorengelder einzuwerben.