Arbeitsmarkt Raus aus Sucht, rein in Job - Hilfe in Bernburg
Beschäftigungsförderungs-, Qualifizierungs- und Innovatsgesellschaft und Diakonie arbeiten in Projekten zusammen, um nach und nach die Chancen auf ein Leben mit einer Arbeit zu erhöhen.

Bernburg/MZ. - Die Selbsterkenntnis, ein ernsthaftes Problem zu haben, ist Grundvoraussetzung. Dann gehört ein fester Wille dazu, sich Hilfe zu suchen und dem Problem zu begegnen. Zusammen mit der BQI, einer Tochter der Gesas - Gesellschaft für Struktur- und Arbeitsmarktförderung Salzland mbH - in Bernburg will, die Diakonie mit ihrer Erfahrung bei der Suchtberatung helfen, Menschen den Weg zurück in die Arbeitswelt zu ermöglichen. „Das wird ein langer Weg, der von Rückfällen begleitet werden kann“, sagt Dörte Brennecke. Sie arbeitet seit 2020 bei der Diakonie-Suchtberatung in Bernburg und war vorher in Berlin und Leipzig tätig.
Die Beschäftigungsförderungs-, Qualifizierungs- und Innovationsgesellschaft bietet im Auftrag des Jobcenters Menschen Hilfestellungen, wenn sie aus welchen Gründen auch immer, aus der Bahn geworfen worden sind. Abhängigkeiten aller Art zählen dazu und sind längst schon keine Erscheinungen mehr von einzelnen Schichten der Gesellschaft. Ein soziales Umfeld schaffen, das real ist und auch Sicherheit bietet, soll einer der Schritte sein, den die BQI mit Unterstützung von Suchtberatung und auch Jobcenter anstrebt. Struktur ins Leben bringen, die oft verloren gegangen sei, helfe, den Weg zu rück ins Leben zu finden, so Dörte Brennecke.
Es sind unterschiedliche Gründe, warum Menschen einer Sucht verfallen. Anfangs erscheine alles noch kontrollierbar. Doch das stellt sich als Trugschluss heraus. Selten gelingt es, sich selbst und ohne Hilfe aus dem Kreislauf zu befreien, so Dörte Brenneckes Einschätzung.
Viel Erfahrung auf diesem Gebiet hat die Diakonie mit ihrer Suchtberatungsstelle. Sucht, sagt die Beraterin, sei ein breites Feld und eben nicht nur die Drogenabhängigkeit. Spielsucht, Handysucht und Alkoholismus zählen ebenso dazu wie Tablettenabhängigkeit. Eine Abhängigkeit liege vor, wenn sie den Tagesablauf bestimme, so Dörte Brennecke.
Es gibt immer noch Vorurteile gegenüber Menschen, deren Leben nicht so geradlinig verlief, sagt Mandy Tkotz, die bei der BQI am Platz der Jugend in Bernburg als Teamleiterin arbeitet. Dabei seien die Gründe vielschichtig: Überlastung in der Familie oder im Job, der Tod naher Angehöriger. „Wir arbeiten eng mit dem Jobcenter zusammen. Denn die Menschen, die bei uns sind, müssen lernen, einem geregelten Tagesablauf zu folgen. Das braucht Zeit. Das geht nur mit der Unterstützung durch das Jobcenter“, erklärt Mandy Tkotz.
Fabian Rittge ist einer von denen, die mit Hilfe des Angebots wieder neu anfangen wollen. Anfangs hatte auch er Schwierigkeiten, sich an das regelmäßige Erscheinen zu gewöhnen. „Ich konnte ja früher aufstehen, wann ich wollte. Das musste ich ändern“, so der Bernburger. Jetzt, sagt er, wolle er das durchziehen und dann auch wieder mit Arbeit sein eigenes Geld verdienen. Knackpunkt in seinem Leben war, als der Strom abgestellt wurde und er seine Wohnung verlor. Eine Weile ging das Übernachten bei einem Kumpel. Aber auf Dauer, sagt Fabian Rittge, sei das nichts gewesen. Der Zeitpunkt, etwas zu ändern, war für ihn gekommen.