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Bewohner in Sorge Raubtier-Sichtungen im Raum Bernburg: Hat ein Wolf dieses Lamm in Wohlsdorf gerissen?

Von Andreas Braun und Katharina Thormann 09.02.2019, 13:55
Dieses Lamm eines Kamerunschafes fand  eine Familie aus Wohlsdorf auf ihrem Hof.
Dieses Lamm eines Kamerunschafes fand  eine Familie aus Wohlsdorf auf ihrem Hof. MZ-Leserfoto

Bernburg - Diese Bilder gehen einer Familie aus Wohlsdorf nicht mehr aus dem Kopf: Als sie vor wenigen Wochen morgens auf den Hof kamen, machten sie einen schrecklichen Fund. Die Überreste eines kleinen Kamerunschafes lagen auf dem umzäunten Hof.

Hiesige Jäger gehen davon aus, dass es ein Wolf gerissen und die Teile dorthin gebracht haben könnte. Seitdem ist das Dorf in Sorge und der Vorfall auch noch Wochen später Gesprächsthema.

Es ist aber nur ein Ereignis von mehreren, die sich in den vergangenen Wochen im Raum Bernburg zugetragen haben. Auch zwischen Aderstedt und Plötzkau soll ein Wolf gesichtet worden sein.

Auch bei Aderstedt soll ein Wolf gesichtet worden sein

„Zwei Jäger haben es mir berichtet, sie hatten ihn aus der Ferne mit dem Fernglas beobachtet, konnten aber keine Fotos machen“, sagt Aderstedts Ortsbürgermeister Mike Franzelius (parteilos).

Und auch bei Baalberge ist schon ein Tier entdeckt worden, das zeigen Filmaufnahmen des Bernburgers Holger Dietz, die im sozialen Netzwerk Facebook bereits die Runde gemacht haben.

„Die Wölfe sind da und sie werden nicht wieder verschwinden.“ Jens Hennicke ist sich seiner Sache sicher. Dem Kreisjägermeister sind Wolfssichtungen bekannt, und auch Wolfsrisse wurden ihm gemeldet. Dabei weiß Hennicke um die Sensibilität des Themas.

„Es muss die Möglichkeit geben, Wölfe zu schießen. Sie haben keine natürlichen Feinde.”

Und von der Breite der Reaktionen der Menschen, die von Hegen und Pflegen bis zum Abschuss und Verdrängung gehen. Manche Jäger sehen den Wolf als Konkurrenten, der das Wild, das der Jäger gern für sich beansprucht, jagt. Andere wiederum sehen nicht den bösen Wolf, der einen Menschen angreifen würde.

Zwischen diesem Spannungsfeld müsse ein vernünftiger Weg gefunden werden, so Hennicke. „Es muss die Möglichkeit geben, Wölfe zu schießen. Sie haben hier keine natürlichen Feinde. Eine Quotenregelung wäre sinnvoll. Ein Schutzzaun oder eine Entschädigung an Landwirte und Weidetierhalter und selbst der mögliche Abschuss bei verhaltensauffälligen Tieren reicht nicht aus“, so Hennicke.

Dass Wölfe im Salzlandkreis und auch im Altkreis Bernburg leben, gilt als zweifelsfrei erwiesen. Seit 2008 der erste Wolf im Bundesland wieder gesichtet wurde, gingen offizielle Zahlen inzwischen von einer Wolfspopulation von rund 600 Tieren in Deutschland aus. In Sachsen-Anhalt sind es laut Wolfskompetenzzentrum nach aktuellem Monitoring-Bericht 92 Wölfe.

Für Bildung von Rudeln fehlen große Wälder, meint der Kreisjägermeister

Doch meist sind es durchziehende Wölfe. Vielleicht, sagt Hennicke, halten sie sich auch ein paar Tage auf, wenn sie hier genug Rehwild vorfinden. Doch eine Rudelbildung ist bisher nicht nachgewiesen. Es fehlen ausgedehnte Wälder. Allerdings hat die Fotofalle eines Jägers bei Lödderitz sieben Wölfe gezeigt. „Das sieht schon nicht mehr nach vereinzelten Wölfen aus“, so Hennicke.

Zu den jetzigen Vorfällen im Raum Bernburg hat Hennicke keine Informationen. „Es ist aber nicht auszuschließen, dass es zu solchen Übergriffen auf Nutztiere kommt. Findet der Wolf kein Wild vor, dann greift er auch Nutztiere an.“

Deutschland ist ein dicht besiedeltes Land. Kommen mehr Wölfe, so Hennicke, wird ein Zusammentreffen immer wahrscheinlicher. Zumindest mit den Nutztieren. Doch auch ein direktes Aufeinandertreffen schließt er nicht aus.

Kein Grund zur Panik, aber Vorsicht ist geboten

Panik sei fehl am Platz, Vorsicht aber allemal geboten. Vor allem, wenn man mit Hunden in Feld und Flur unterwegs sei. Dabei denkt Hennicke auch an die Jagdhunde. „Das Duell ist ungleich, ein Hund hat dabei keine Chance“, so der Kreisjägermeister.

Genauso wie der Kreisjägermeister hört man auch beim Wolfskompetenzzentrum das erste Mal von diesen Beobachtungen im Raum Bernburg. Man habe noch einmal alles durchsucht nach Meldungen, aber nichts gefunden, so Pressesprecherin Ines Wahl.

Auch aufgrund eines Fotos will man sich nicht festlegen. „Unsere Fachleute habe sich das Bild vom Lamm angeschaut, können aber anhand dessen keine Aussage machen“, so Ines Wahl. Besser wäre, man werde informiert und könne vor Ort Untersuchungen vornehmen. (mz)