Zwei Jahre auf Bewährung Prozess am Landgericht Magdeburg: Junger Mann aus Staßfurt wird nach schwerem Raub verurteilt

Magdeburg/Bernburg - Mit einem blauen Auge davon gekommen ist Sven Schulz (alle Namen von der Redaktion geändert) vor dem Magdeburger Landgericht. Das Gericht verurteilte den gebürtigen Staßfurter, der wegen schweren Raubes angeklagt war, zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung.
Der 25-Jährige hatte am ersten Verhandlungstag über seinen Verteidiger die Tat nicht nur eingeräumt, sondern seinem Opfer auch von sich aus eine Art Schmerzensgeld - 800 Euro - gezahlt.
Opfer wurde wegen Schulden geschlagen, getreten und ausgeraubt
Schulz soll am zweiten Weihnachtstag 2015 in der Wohnung eines Bekannten in Bernburg den damals 18-jährigen Kevin Bahn geschlagen, getreten und ausgeraubt haben, weil dieser ihm 160 Euro für Drogen schuldete. Ein halbes Jahr sei er ihm hinterher gelaufen, dann habe er einen Tipp bekommen, dass sich Kevin Bahn in der Wohnung von Marco Beier aufhält und sei hingefahren, so Anwalt Jan-Robert Funck.
Schulz habe ein aufklappbares Messer vorgehalten und sein Opfer mehrfach geschlagen und getreten. Dann hat er Bahn, der mit Freunden in der Wohnung Beiers feierte und Musik machte, aufgefordert, seinen Laptop, seine zwei Controller (DJ-Equipment) und sein Handy einzupacken und ihm zu übergeben.
Angeklagter raubte seinem Opfer Laptop und Handy
Die Sachen sollten jedoch nur als Druckmittel dienen. Sobald Bahn seine Schulden, die zwischenzeitlich auf 1000 Euro gestiegen waren - 840 Euro schlug Schulz quasi als Zinsen obendrauf - , wollte er ihm seine Sachen wiedergeben. Als Frist nannte er Kevin Bahn den 31. Dezember 2015. Funck fügte hinzu, dass sein Mandant zu jener Zeit noch Drogen konsumiert hat, seit einiger Zeit aber abstinent sei.
Überhaupt scheint der Angeklagte, der seit seinem 16. Lebensjahr regelmäßig Drogen nahm - zuletzt vor allem Crystal Meth und Cannabis - sein Leben ändern zu wollen, wohl auch, weil er sowohl eine berufliche Perspektive hat - der Löderburger hat ab August eine Ausbildungsstelle als Lagerist -, als auch inzwischen ein stabiles familiäres Umfeld:
Angeklagter wird bald Vater und will sein Leben ändern
Zusammen mit seiner Freundin erwartet er im September sein erstes Kind. Freiwillig hat er zwischenzeitlich an einem sechsmonatigen Anti-Gewalt-Kurs teilgenommen. Anfangs sei Sven Schulz sehr misstrauisch gewesen, berichtete der Anti-Gewalt-Trainer vor Gericht.
Der 25-Jährige habe seine positiven Emotionen herunter geschraubt, stattdessen dominierten Wut und Frust. „Er war sich selber egal. Und ihm waren auch die Konsequenzen egal, wenn er Gewalt anwendet“, so die Beobachtungen des Trainers.
Eltern trennten sich, als er zehn Jahre alt war
Ursächlich dafür ist vermutlich seine schwierige Beziehung zum Vater. Seine Eltern hatten sich getrennt, als Schulz zehn Jahre alt war. Schon damals sei er durch seine Impulsivität und Aggressivität aufgefallen, berichtete ein Gutachter aus der Psychiatrie Uchtspringe.
Ähnliche Charakterzüge zeigte sein Vater, der seinem Sohn ohnehin ein schlechtes Vorbild war. Er fiel nicht nur selbst durch verschiedene Delikte auf, sondern nahm seinen noch minderjährigen Sohn mit auf Diebestour.
Als dieser 18 Jahre war, entführten sie mit weiteren Tätern in Erfurt einen Mann, um Schulden einzutreiben und ließen diesen sein eigenes Grab schaufeln. Sven Schulz war dafür vom Landgericht Erfurt zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. (mz)