Oldtimer-Treffen Oldtimer-Treffen: Chromblitzende Karossen in Nienburg

Nienburg/MZ - Etwas schüchtern, doch nicht ohne Stolz fährt Sascha Gehrke sein zweirädriges „Schätzchen“ zur Schau. Der 17-Jährige kann auf seinen Simson-„Star“ allerdings auch stolz sein. Schließlich hat der junge Mann aus Frenz das Oldtimer-Moped in mühevoller Kleinarbeit aus einem Haufen Schrott selbst wieder aufgebaut.
Am Sonntagvormittag konnte man das kultige Moped während der 22. Oldtimerausfahrt des Motorsportclubs Nienburg/Saale zum ersten Mal bewundern. „Ich wollte schon lange ein solches Moped haben“, erzählt der in der Ausbildung befindliche Fahrzeuglackierer. In einem alten Schuppen in Wohlsdorf entdeckte er das nicht wirklich ansehnliche Stück und kaufte es kurzerhand dessen Besitzer ab.
Von da an verbrachte der 17-jährige nach eigenen Angaben Abend für Abend in der Garage, um das Moped zu einem Schmuckstück herzurichten „Es war mir wichtig, dass alles möglichst originalgetreu bleibt“, berichtet der junge Bastler. Am Ende ist dies auch Klaus Gel-szinnus, dem Vorsitzenden des Nienburger Oldtimerclubs, nicht entgangen. Dafür sollte der junge Oldtimer-Fan auch mit einem Pokal belohnt werden. Der 17-jährige war einer der Jüngsten unter etwa 120 weiteren Oldtimerfreunden, die an der Ausfahrt nach Staßfurt teilnahmen.
„Anfangs standen wir hier mit 20 Fahrzeugen“, erinnert sich Klaus Gelszinnus noch an die ersten Oldtimertreffen. Nach mehr als zwanzig Jahren nun musste der Bereich um den Nienburger Marktplatz abgesperrt werden, um Platz für alle funkelnden Karossen zu schaffen. Vom Framo über Fiat Spider, Java bis hin zum Cadillac war alles vertreten. Ein Fahrzeug schöner als das andere.
So hatte jedes Liebhaberstück seine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Der leuchtend rote Framo-Kombi von Jürgen Kramers-meyer beispielsweise sollte bereits in einem Fahrzeugmuseum seinen Lebensabend verbringen. Doch der Nienburger Oldtimerfreund entdeckte den Kombi dort und verliebte sich in ihn.
Für die Schönwetterfahrt
Nach seinem Kauf motzte Kramersmeyer den Framo aus dem Jahre 1951 wieder auf und machte ihn fahrbereit. Heute dient der universelle Kleintransporter der Firma IFA für Schönwetterfahrten ins Grüne. „Meistens nehmen wir noch einen Campingtisch und Stühle für ein Picknick mit“. schwärmt Kramersmeyer von seinem Schmuckstück mit den ausgezeichneten Staumöglichkeiten.
In jedem Jahr wird die Oldtimerausfahrt des Motorsportclubs (MSC) Nienburg/Saale mit dem Besuch eines regionalen Museums verbunden. In diesem Jahr führte der Weg in das Eisenbahnmuseum nach Staßfurt. Nach der Rückkehr wurden alle Fahrzeuge auf dem Nienburger Markt zur Schau gestellt.
Bei dem Miteinander bot sich unter den Liebhabern der Oldtimer Gelegenheit zu Benzingesprächen, wie es in Fachkreisen heißt. Außerdem überreichte der Verein verschiedene Pokale - beispielsweise die Lady-Trophäe für jede Frau, die selbst einen Oldtimer steuerte. Außerdem erhielt der 17-jährige Sascha Gehrke aus Frenz als jüngster Teilnehmer mit seinem Moped der Marke „Star“ einen Anreiz. Da es sich um die 22. Ausfahrt handelte, bekamen die Teilnehmer mit den Startnummern 22, 44 und 66 ebenfalls einen Pokal. (uni)
Dass fast alle Oldtimerbesitzer an ihren Schätzchen gleichzeitig selbst werkeln und basteln, bestätigte auch Ingo Mondem, der mit seinem Fiat 124 Spider in Nienburg dabei war. Der Berliner nahm erstmalig an der Ausfahrt teil. Kurz vor dem Ziel wollte sein Schmuckstück jedoch streiken, der Lüfter muckerte.
Mann vom Fach
Der Mann vom Fach öffnete schnell die Motorhaube, wackelte einmal kurz an den Sicherungen - und schon schnurrte das kleine Cabriolet wieder. Dass die jährliche Veranstaltung bei den Teilnehmern stets gut ankommt, wusste auch Karl-Heinz Ziesenhenne.
Schon seit 1997 ist der Harzer mit seinen Oldtimerfreunden aus Hasselfelde mit dabei. „Es wird hier immer wieder etwas Neues und Interessantes geboten“, so der Besitzer eines Skoda-Cabriolets aus dem Jahre 1961. „Das Schöne an der gemeinsamen Ausfahrt“, sagt der 81-jährige, „ist, dass man sich die Landschaft ansehen kann und nicht auf die Karte gucken muss“. Dass die Oldtimerszene allgemein immer mehr im Kommen ist, zeigt die stetig wachsende Beteiligung in Nienburg. „Sie ist nicht mehr aufzuhalten“, freut sich Klaus Gelszinnus über den enormen Zuspruch dieser Veranstaltung.
