Oldtimer-Treffen Oldtimer-Treffen bei Pneuhage in Bernburg: Alte Karren mit Charakter

Bernburg - Jens Kühnast hat den größten Truck dieses Oldtimer-Treffens auf dem Bernburger Pneuhage-Gelände. Neun Meter lang, vier Meter hoch, zwölf Tonnen schwer und 500 PS unter der mächtigen Haube: Der Peterbilt 389 ist ein echter Koloss – auch wenn er hier eigentlich gar nichts zu suchen hat. Denn der US-Amerikaner ist Baujahr 2016 und damit eher ein Riesenbaby als ein Oldtimer.
Aber wie er da so schwarz und kräftig in der Ecke steht, ist er schon ein echter Hingucker. Zu der Zugmaschine des Dachziegel-Herstellers Creaton gehört eigentlich noch ein Auflieger mit Ausstellungsraum, Besprechungsecke und Bierzapfanlage, der ist diesmal aber in der Garage geblieben.
„Wir lassen hier bei Pneuhage immer unsere Reifen machen“, sagt Fuhrparkleiter Jens Kühnast. Und auch, wenn sein Peterbilt kein Oldtimer ist: „Der ist genauso, wie er schon in den 1980ern gebaut wurde, nur mit moderner Technik.
Mit roten Kennzeichen nur zu Events fahren
Mehrere Nummern kleiner aber dafür umso geschichtsträchtiger ist der Wartburg 353 von Achim Trosdorf. 1975 gebaut, war der Zweitakter bis zur Wende als Streifenwagen der DDR-Volkspolizei im Einsatz. Gleich danach hat ihn Achim Trosdorf gekauft, generalüberholt und fährt nun damit von Oldtimer-Treffen zu Oldtimer-Treffen.
Woanders darf er damit auch gar nicht hin. „Mit den roten Kennzeichen darf ich nur zu solchen Events fahren“, sagt der gelernte Vulkaniseur. Mal eben zum Einkaufen mit dem alten Polizeiwagen ist also nicht drin. Dafür braucht der Wartburg aber auch nicht zum Tüv.
Der Motor leistet zwar offiziell nur 50 PS, „aber als Polizeiwagen war der damals schon frisiert“, sagt der 53-Jährige. Und so bringt das 44 Jahre alte Auto auch noch fast 100 PS auf die Straße.
Alles original - das sieht und riecht man
Im Innenraum ist vom Armaturenbrett über das schwarze Telefon und das aufschiebbare Sonnendach bis hin zum weichen Sitzpolster alles noch original - das sieht und riecht man. Auch sämtliche Blaulichter und Sirenen funktionieren tadellos.
Von all dem konnte sich auch schon ein prominenter Mitfahrer überzeugen: Vor vier Jahren hatte Achim Trosdorf Wolfgang „Lippi“ Lippert in diesem Wagen vom Bahnhof zum Schloss gefahren, wo der Moderator und Entertainer einen Auftritt hatte.
Einen großen Auftritt legt auch Reiner Hunold mit seinem 1957er Ford Fairlane hin. Vor neun Jahren hat er den Ami-Schlitten gekauft, „weil ich etwas Außergewöhnliches, einen Wow-Effekt haben wollte“. Und es wirkt: Der rot-weiße 268-PS-Straßenkreuzer zieht die Blicke der Zuschauer auf sich.
„Das ganze Interieur hat einfach Charakter“, sagt Hunold. Er muss aber auch zugeben, dass vom Innenleben nichts mehr original ist. „Aber dafür alles originalgetreu nachempfunden.“
„Insgesamt sind 200 Fahrzeuge heute hier“, sagt Steffen Schwind
Bei all dem Ami-Trubel gehen aber auch die einheimischen Fahrzeuge nicht unter: hier Barkas, dort ein Mercedes und überall dazwischen Trabanten – mit und ohne Dach, in grün, gelb und violett. Es rattert, scheppert und riecht nach verbleitem Benzin. „Insgesamt sind 200 Fahrzeuge heute hier“, sagt Steffen Schwind, Leiter der Pneuhage-Niederlassung in Bernburg. Vor fünf Jahren hatte der 33-Jährige die Idee für dieses Treffen, das seitdem beständig gewachsen ist. (mz)