Nur wenige Besucher im Theater
Bernburg/MZ. - Das Schauspiel "Martha Jellneck" nach dem gleichnamigen Drehbuch von Beate Langmaack, Preisträgerin des Grimmepreises sowie des Deutschen Fernsehpreises, ist eine Produktion des Ensembles Jacob-Schwiers und wurde 2006 von der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
"Martha Jellneck" ist ein stilles Stück. Es passiert nicht viel im Leben der arthrosegeplagten Pensionärin Martha Jellneck, die allein mit Hund Afra in ihrer Dachgeschosswohnung lebt, die sie nicht mehr verlassen kann. Ein Tag ist wie der andere, klick-klack geht monoton die Uhr, das Leben verrinnt im Sekundentakt.
Wenn die Dunkelheit die Tristesse der schäbigen Tapeten umhüllt, erklingt im Hintergrund eine melancholische Geige. Einziger Kontakt der alten Dame zur Außenwelt: eine oberflächliche, stets modisch gestylte junge Frau (sehr gut: Josefine Merkatz), die auf die sonnige Wohnung ihrer Nachbarin erpicht ist, und Zivi Thomas (Markus Maria Winkler), der Martha täglich mit Menüdienst-Essen versorgt und ein paar Worte mit der einsamen alten Frau wechselt.
Bis einer der unglaublichen Zufälle, die das Leben mitunter bereithält, Spuren zu einem Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs legt. Martha geht der Spur nach, zögernd anfangs, zweifelnd an ihrem Verdacht und ihrer schwachen Kraft. Und dann - allen Altersbeschwerden zum Trotz - doch voller Hartnäckigkeit. Wie Ellen Schwiers ( dies mit Präsenz und doch unaufdringlich spielt, ist fabelhaft.
Sie zeigt alle Facetten einer im Grunde gutmütigen, trotz Altersungemach zufriedenen Frau, die nicht umhinkann, den Tod des geliebten Halbbruders zu rächen und Selbstjustiz am SS-Hauptsturmführer Dickmann (Holger Schwiers) zu üben, der sich mit falscher Identität nach Kriegsende ein unbescholtenes Leben organisierte.
Gelassen erwartet Martha Jellneck, neben dem gepackten Köfferchen sitzend, in Hut und Mantel und still vor sich hinlächelnd, nach dem Giftmord an Mörder Dickmann die Polizei. Ein starkes Stück mit fast durchweg starken Darstellern.