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Noblesse Wäschemoden "Noblesse Wäschemoden" in Bernburg: Reizvolles in der Lindenstraße

Von Katharina Thormann 17.06.2017, 05:45
Renate Greiner (links) und ihre Tochter Antje Stamler arbeiten inzwischen gemeinsam im Dessous-Laden an der Lindenstraße.
Renate Greiner (links) und ihre Tochter Antje Stamler arbeiten inzwischen gemeinsam im Dessous-Laden an der Lindenstraße. Engelbert Pülicher

Bernburg -  In Bernburg ist eindeutig zu wenig Unterwäsche zu haben. Genau zu dieser Erkenntnis kamen die beiden Freundinnen Renate Greiner und Helga Wachholz, als sie kurz nach der Wende durch die Innenstadt spazierten.

„Wir haben uns einfach umgeschaut, was noch fehlt und haben dann entschieden, einen Dessous-Laden zu eröffnen“, erinnert sich Greiner, die zu der Zeit  genauso wie ihre Freundin  noch am Bürotisch saß.

Nun, genau 25 Jahre später, schaut Greiner in ihrem Geschäft „Noblesse Wäschemoden“ an der Lindenstraße auf unzählige weiße, blaue, rote und schwarze BHs vom A- bis zum I-Cup mit Spitze, aus Seide, Feinstrümpfe und Nachtwäsche. Eigentlich könnte sich Renate Greiner nun zurücklehnen und ihren wohlverdienten Ruhestand genießen. „Aber ein paar Jahre mache ich noch“, sagt die Bernburgerin.

Die Trend haben sich deutlich verändert

Schließlich bringt sie ihre Ware mit vollem Herzblut an den Mann, noch viel öfter aber an die Frau. Dabei haben sich die Trends seit der Eröffnung vor fast auf den Tag genau  25 Jahren gewaltig geändert. Kurz nach der Eröffnung des ersten Geschäfts an der Friedensallee am 15. Juni 1992  - es war in einer Wohnung, die erst zum Geschäft samt Schaufenster umgebaut werden musste - standen die Damen noch auf die ganz klassischen Exemplare. Schlicht, weiß oder hautfarben und am liebsten von der Marke Format.

Um die zu besorgen, mussten Greiner und ihre gute Freundin nicht weit reisen. Gleich um die Ecke, in Staßfurt, wurden die Büstenhalter in einem Werk produziert. „Damals konnten wir noch direkt dorthin fahren und einkaufen“, erinnert sich Greiner.

Messe-Besuche in Leipzig, Hannover und Düsseldorf

Die neuesten Trends auf dem Unterwäschemarkt holten sich die beiden Quereinsteigerinnen währenddessen auf Messen in Leipzig, Hannover und Düsseldorf. Mit ihrem kurz nach der Wende erstandenen, kleinen Mitsubishi schrubbten sie Kilometer um Kilometer auf den Autobahnen. Vor allem, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Die waren und sind bis heute zum Teil manchmal noch recht außergewöhnlich. Vor allem die der männlichen Kunden, weiß Greiner. Doch genauso diskret wie sie diese zu erfüllen versucht, so hält sie sich auch mit Details bedeckt.

Slip in Größe 36 zum BH 95E

Eins kann sie aber verraten: „Zum Schmunzeln sind schon ein paar Situationen.“ Zum Beispiel, wenn die Männer nicht ganz die Größe ihrer Frauen kennen und kurz vor Weihnachten ratlos vor den Wäscheständern stehen. Einmal wollte ein Gatte seiner Frau eine Freude machen und orderte neben einem Slip in Kleidergröße 36 einen farblich dazu passenden BH in der 95E.

„Ich habe mehrfach nachgefragt, ob es wirklich diese große Größe ist oder ob er vielleicht doch noch einmal nach Hause fahren möchte, um nachzuschauen.“ Aber er sei partout nicht davon abzubringen gewesen. Und so kam es wie es kommen musste: Kurz nach Weihnachten stand er wieder im Geschäft, um den viel zu großen BH umzutauschen.

„Inzwischen kennen aber auch die Männer die Größen ihrer Frauen sehr gut“, hat auch Antje Stamler beobachtet. Seit sechs Jahren ist die gelernte Verkäuferin  in das Geschäft ihrer Mutter, das nach der Friedensallee in die Hallesche Straße und dann weiter in die Lindenstraße zog, mit eingestiegen.  Kein leichter Start. „Vorher habe ich bei Intersport Strowick Sportgeräte und Turnschuhe verkauft“, erzählt die 46-Jährige. Unterwäsche ist natürlich etwas ganz anderes.

„Die Frauen sind sofort begeistert"

Trotzdem war es ein Schritt, den sie nie bereut hat. Zumal ihre Arbeit immer gut ankommt, wenn sie und ihre Mutter Fremden davon erzählen. „Die Frauen sind sofort begeistert und sagen, da kannst du mir gleich helfen, weil ich immer die verkehrte Größe anhabe“, erzählt Stamler. Sogar in den Urlauben kann sie nicht abschalten. Schon gar nicht in Paris. Denn dort werden die Trends gemacht.

„Die Frauen in Frankreich legen sehr viel Wert auf  schöne Dessous, vor allem mit viel Spitze“, erzählt Geschäftsgründerin Greiner, die sich freut, dass ihr Dessous-Geschäft, dass sie seit 1995 allein führt, nachdem ihre Freundin einen eigenen Laden in Köthen eröffnete,  künftig in Familienhand bleibt.

Auch wenn ihr der langsame Abschied schon ein bisschen schwer fällt. „Als sie anfangs nur noch verkürzt arbeiten ging, musste ich sie fast aus den Laden schieben“, erzählt Tochter Antje Stamler. Inzwischen genießt die Dessousspezialistin nach mehreren Jahren ohne Urlaub ihre Freizeit. Vor allem mit dem neu angeschafften Hund. Denn sie weiß auch ihr „Baby“ bei ihrer Tochter und ihrer Angestellten in guten Händen. „Es macht mich auch  glücklich, wenn die Kunden glücklich sind“, sagt Stamler. Und dafür reisen sie und ihre Mutter auch demnächst wieder gemeinsam zur Messe nach Schkeuditz. Denn die Sommertrends für 2018 warten schon. (mz)

Ein Bild kurz nach der Eröffnung: Renate Greiner (l.) und Helga Wachholz
Ein Bild kurz nach der Eröffnung: Renate Greiner (l.) und Helga Wachholz
privat