Kommunale Vernetzung für Schuldnerberatung Netzwerk gegen Schulden
Jeder kann in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Wie das Jobcenter Salzlandkreis und die Kanzler von Pfau’sche Stiftung gemeinsam Betroffenen helfen.

Viele schämen sich wegen der auf Schulden. Gemeinsam wollen wir sie sozial auffangen und ihnen dabei helfen, wieder in die Normalität zurückzufinden.
Andreas Boennen
Verschuldung kann jeden treffen. Ob durch Krankheit, Jobverlust oder Nachzahlungen. Im Rahmen der Kampagne des kommunalen Jobcenters „Stark. Sozial. Vor Ort.“ haben sich das Jobcenter Salzlandkreis und die Schuldner- und Insolvenzberatung der Kanzler von Pfau’schen Stiftung Bernburg zu einem Netzwerktreffen im Wolfgangstift getroffen. Ausschlaggebend für das Treffen ist die Überschuldung im Salzlandkreis, welche im Jahr 2021 bei rund 12 Prozent der über 18-Jährigen lag. Das sind rund drei Prozent mehr als im bundesweiten Vergleich.
Jobcenter kooperiert mit Stiftung
Das Jobcenter wurde durch den Betriebsleiter Thomas Holz, Andreas Boennen, Bereichsleiter Eingliederung und Teilhabe, und Schuldnerberaterin Petra Opitz vertreten. Kathrin Eley und Sabine Roßbach arbeiten als Schuldner- und Insolvenzberater für die Stiftung.
Seit 2005 bietet das Jobcenter im Rahmen seiner Dienste auch eine freiwillige und kostenlose Schuldnerberatung an. „Meistens haben die Kunden Probleme. Sie haben den Überblick über die Schulden verloren, verlieren die Post oder sind mit der Situation überfordert“, sagte Petra Opitz. „Die soziale Schuldnerberatung bringt erstmal Ordnung in das Leben der Verschuldeten.“ Wenn die Gläubiger ausfindig gemacht und die Säumnisse aufgelistet wurden, versucht Petra Opitz einen Tilgungsplan zu erarbeiten. „Mit etwas Glück sind Gläubiger auch zu Vergleichen bereit. Das bedeutet, dass eine Summe ausgehandelt wird, die dann abgezahlt werden muss.“ Sind die Schulden zu hoch, können Schuldner als letzten Schritt auch einen Antrag auf Verbraucherinsolvenz stellen. „Mit dem Einverständnis der Jobcenterkunden nehmen wir dann Kontakt mit Frau Eley oder Frau Roßberg auf.“
Die soziale Schuldnerberatung bringt erstmal Ordnung in das Leben der Verschuldeten.
Petra Opitz
Das Jobcenter hat dafür ein eigenes Informationspapier herausgebracht, damit möglichst alle Dokumente bei der Insolvenzberatung ankommen. „Viele Leute fürchten den Schritt in die Insolvenz. Seit 2021 dauert die Verbraucherinsolvenz nur noch drei statt sechs Jahre“, erklärte Kathrin Eley. Viele Schuldner kommen allerdings erst dann zur Beratung, wenn der Berg an Zahlungen nicht mehr zu bewältigen ist. Deswegen wünscht sich die Schulden- und Insolvenzberaterin auch, dass präventiv gearbeitet wird.
Schulden können alle treffen
„Heute können Menschen so schnell in Schulden geraten“, ergänz Sabine Roßberg. „Handytarife ohne Schufa oder Kredite aus unseriösen Quellen. Das kann so schnell gehen.“ Auch Krankheit, Trennung oder Kurzarbeit können dazu führen, dass Schulden nicht mehr bezahlt werden können. Nicht alle haben zudem Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld. Deswegen ist die Schuldnerberatung auch jeden über 18 Jahre zugänglich. Je mehr Gläubiger vorhanden sind, desto umfangreicher auch die Schulden. Auch die Finanzierung des Eigenheims spielt eine wichtige Rolle. Dazu kommen die Nebenkosten wie Strom, Gas, Öl und Telefon. Die Verbraucherinsolvenz kann dabei helfen, das Leben wieder in eine geordnete Bahn zu bringen.
„Ich hatte einmal den Fall,“, erzählt Petra Opitz „dass eine alleinerziehende Mutti aus ihren Schulden kommen wollte. Mit Ratenzahlungen haben wir 2006 begonnen und 2020 war sie schuldenfrei.“
Netzwerk sorgt für Stabilität
Das Jobcenter bietet neben der Schuldner- auch eine weite, miteinander verzahnte Beratungen an. Dazu gehört zum Beispiel die Sozialberatung, die bei Anträgen und Formularen hilft. Dann arbeitet das Center auch mit Suchtberatungsstellen und kann als dritte Säule auch bei der Stabilisierung unterstützen. „Tritt der Fall ein, dass jemand einen gesetzlichen Betreuer benötigt, helfen wir in der Übergangsphase“, sagt Andreas Boennen.
Die Vernetzung mit der Insolvenzberatung besteht seit 2005 und ist ein wichtiger Teil der kommunalen Arbeit. Dadurch können die Menschen umfassend beraten und unterstützt werden. „Viele schämen sich wegen der auf Schulden. Gemeinsam wollen wir sie sozial auffangen und ihnen dabei helfen, wieder in die Normalität zurückzufinden“, unterstreicht Andreas Boennen die Arbeit des Netzwerks.
Die Schuldnerberatung des Jobcenters Bernburg ist telefonisch unter 03471/684 32 27 zu erreichen. Die Schulden- und Insolvenzberatung der Kanzler von Pfau GmbH erreichen Sie unter 03471/64 06 77