Klinik reagiert auf Kritik Nach Kritik am Umgang mit Patienten: Ameos-Klinikum Bernburg stellt Chefarzt in Notaufnahme an

Bernburg - Er hat einen berühmten (fast) Namensvetter, der in der Geschichte ganz groß rauskam: Christoph Kolumbus gilt als Entdecker von Amerika, auch wenn er einen anderen Weg nach Indien finden wollte.
Christoph ist die Kurzform von Christopher. Christopher Sleyman ist kein Seefahrer - er ist Arzt, aber in Bernburg betritt der Mann aus dem Ruhrpott quasi Neuland. Sleyman ist der erste Chefarzt für die Notaufnahme im Ameos-Klinikum Bernburg. Das ist auch eine Reaktion auf die viele Kritik, die im vergangenen Jahr an der Notaufnahme und dem Ameos-Klinikum geübt worden war.
Abläufe sollen standardisiert, Personal weitergebildet werden
Für Sleyman und Klinikchef Matthias Hirsekorn, beide kennen sich aus einer früheren Arbeit in Sangerhausen, ist das die Herausforderung. Die Notaufnahme soll Schritt für Schritt umgebaut werden. „Die fachübergreifende Notfallversorgung nimmt bereits eine große Rolle in der modernen Gesundheitsversorgung ein und wird in Zukunft noch an Bedeutung zunehmen“, so der Krankenhausdirektor.
Insgesamt werde die Notaufnahme mit dem erfahrenen Notfallmediziner nicht nur personell verstärkt. „Wir planen in den kommenden Monaten weitere strukturelle und räumliche Veränderungen, um die Notfallversorgung weiter zu verbessern.“
Sleyman sammelte Erfahrungen am Uniklinikum Essen
Ziel ist es, so Sleyman, der an der Universität Bonn sein Studium der Humanmedizin absolvierte, dass die Notaufnahme eine zentraler Rolle im Ablauf der Klinik übernehme. Abläufe sollen standardisiert werden, das Personal auf Notfallmedizin geschult und weitergebildet werden.
Der 39-jährige Sleyman hat medizinische Erfahrungen im Universitätsklinikum Essen, dem Marienhospital Gelsenkirchen und dem Bergmannsheil Buer gesammelt. Vor seiner Station in Bernburg war der Facharzt für Allgemeinchirurgie mit den Zusatzbezeichnungen „Spezielle Intensivmedizin“ und „Notfallmedizin“ als Leitender Arzt der Notfallaufnahme in Sangerhausen tätig.
Solch eine Stelle hatte in Bernburg eine Ärztin inne, die auch weiterhin im Team mitarbeiten soll, so Sleyman, der auf Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern setzt.
„Jeder, der in Notaufnahme kommt, hat ein Problem”
„Wichtig ist, dass im Team, aber auch mit den Patienten richtig kommuniziert wird. Jeder, der in die Notaufnahme kommt, hat ein Problem. Unsere Aufgabe ist es, einzuschätzen, welches. Und welche Maßnahmen eingeleitet werden müssen.
Was ich möchte, ist, dass wir in der Notaufnahme schon Entscheidungen treffen, was zu tun ist, eine Diagnose erstellen, welcher Fachbereich zuständig ist“, so Sleymans Vorstellungen, die sich am System der englischsprachigen Länder orientiert.
Denn dort gibt es einen Facharzt für Notfallmedizin, was es in Deutschland nicht gibt. „Wir brauchen Personal, das direkt für die Notfallmedizin geschult ist. Alle anderen Bereiche im Klinikum sind hoch spezialisiert, und das wird zunehmen. In der Notaufnahme brauchen wir einen Generalissimus, einen Arzt, der schnell und sicher einschätzen kann, was zu tun ist, und auch gegebenenfalls Therapien einleiten kann. Das hilft dem Patienten, der schneller behandelt werden kann und dem Personal, das insgesamt entlastet wird“, so der Chefarzt, dem die Stadt Bernburg schon mal sehr gut gefällt und der die schönen renovierten Häuser mag. Sleyman macht aber auch klar, dass es in der Notaufnahme, über die über 50 Prozent der Patienten aufgenommen werden, immer zu Wartezeiten komme werde. Klappe das mit der Einschätzung der Fälle nach ihrer Dringlichkeit, dann könne man auch den Patienten sagen, dass es bei kleineren Versorgungen länger dauern könne. (mz)