Nach Corona-Pandemie Wie sieht die Lage der Eventbranche im Salzlandkreis aus?
Die Veranstaltungs- und Eventbranche hat unter der Corona-Pandemie stark gelitten. Bei Abstandsregelungen waren Konzerte und Veranstaltungen kaum möglich. Wie sind Veranstalter durch die schwierige Zeit gekommen? Und wie geht es ihnen jetzt?

Schönebeck/Bernburg - Ein Sprichwort sagt: Man muss die Feste feiern wie sie fallen. Doch wenn es keine Fest gibt, wird auch nicht gefeiert. Akteure aus der Kultur- und Veranstaltungsbranche können spätestens seit dem Aufkommen der Corona-Pandemie ein Lied davon singen. Denn wer mit Veranstaltungen sein Geld verdient, der hat komplizierte Zeiten hinter sich. Und diese komplizierten Zeiten sind noch nicht vorbei, wie Veranstalter aus Schönebeck, Bernburg und Magdeburg wissen.
So sagt Jens Kurth, Geschäftsführer der modus vivendi Veranstaltungs GmbH in Schönebeck: „Es ist nach wie vor alles schwierig. Vor allem ist es fast unmöglich, Angebote zu erstellen, da sich die Preise so rasant ändern. In manchen Bereichen wird nur noch mit Tagespreisen gearbeitet – beispielsweise bei Speditionen.“ Planen werde so zu einer großen Herausforderung für ihn. Hinzu komme, dass es auch weniger Firmenfeiern für ihn zu organisieren gebe. „Die Unternehmen wägen natürlich in diesen Zeiten auch zweimal ab, ob sie ein großes Mitarbeiterfest auf die Beine stellen oder ihre höheren Rechnungen für Energie und Co. bezahlen“, so Kurth.
Weihnachtsmarkt in Schönebeck auch 2022 aus Unternehmersicht zu riskant
Jens Kurth war mit modus vivendi bis 2019 auch für die Durchführung des Schönebecker Weihnachtsmarktes zuständig. Dann kam Corona. 2020 und 2021 entscheidet er sich dagegen, den Markt zu organisieren – und so auch dieses Jahr. „Aus Unternehmersicht ist es einfach zu riskant“, sagt Kurth. Denn wie er schildert, war der Weihnachtsmarkt schon immer eher ein „Plus-Minus-Null-Geschäft“ für ihn. Er habe den Markt nur durchgeführt, damit Schönebeck überhaupt ein weihnachtliches Treiben vor dem Rathaus habe. „Angesichts der aktuellen Lage ist fraglich, ob genügend Leute zum Markt kommen und Geld ausgeben würden. In so manchem Haushalt überlegt man sicher zweimal, ob man sich einen Glühwein gönnt oder lieber seine Rechnungen begleicht“, so Kurth.
Hinzu kommen höhere Kosten auf ihn als Veranstalter zu. Ein einfaches Beispiel seien da die Dixi-Toiletten. „Die Miete hat sich von 75 Euro auf etwa 150 Euro pro Toilette erhöht. Wenn ich zehn Toiletten aufstelle, zahle ich also 1500 Euro, statt 750 Euro“, rechnet Jens Kurth vor. Alles in allem sei die Gefahr, mit dem Markt ein Minusgeschäft zu machen, also zu groß für ihn.
Schönebecks 800-Jahr-Feier in Arbeit
Carsten Mende ist ebenfalls im Event-Geschäft tätig. Er ist Geschäftsführer von Maxi Top Veranstaltungen in Bernburg und unter anderem für die Durchführung von Schönebecks 800-Jahr-Feier im Sommer kommenden Jahres zuständig – woran auch schon gearbeitet wird, wie Mende berichtet. Wie blickt er auf die zurückliegenden zwei Corona-Jahre? „Von heute auf morgen – von 100 auf Null. In Massen wurden Veranstaltungen und Aufträge abgesagt“, erinnert er sich an den Beginn der Pandemie. „Keiner wusste, wie es weitergehen soll.“

Mit Kurzarbeit und den staatlichen Corona-Hilfen konnte das Bernburger Unternehmen die vergangenen Pandemie-Jahre durchstehen. Auch dass keine großen Kredite oder ähnliche Forderungen offen waren, habe dafür gesorgt, dass das Unternehmen noch besteht. „Da hat sich unsere Art zu wirtschaften und zu kalkulieren ausgezahlt“, sagt der Geschäftsführer. Mende selbst hat in der Zeit seinen Lehrerberuf wieder aufgenommen, um sich durchzuschlagen. „Der Bedarf an Lehrkräften ist schließlich nach wie vor da gewesen“, so Mende.
Eventbranche in Sachsen-Anhalt: Auftragslage verbessert sich
Mittlerweile sei die Situation für die Veranstaltungsbranche aber wieder auf einem deutlichen Weg der Besserung. „Seit April geht es eigentlich wieder richtig bergauf, die Auftragslage steigt seit dem kontinuierlich an“, sagt Carsten Mende. Dass es viel zu tun gebe, liege unter anderem daran, dass im Laufe der Pandemie aber auch Veranstaltungs-Unternehmen aufgegeben haben beziehungsweise die Krise nicht überstanden haben. Das Auftragsvolumen hingegen habe sich aber wieder normalisiert – nur dass eben jetzt weniger Firmen vorhanden sind, die die Aufträge erfüllen könnten. „Damit gibt es also für die verbleibenden Veranstalter mehr zu tun“, so Mende.
Dass nach dem Hoch der Corona-Pandemie nun Inflation und weitreichende Teuerungen Gesellschaft und Wirtschaft belasten bezeichnet Veranstalter Stephan Trappe von Crowd Events in Magdeburg, der unter anderem das Street Food Festival im Kurpark von Bad Salzelmen organisierte, als „volkswirtschaftlichen Super-GAU“. Die Auswirkungen seien spürbar. „Wir merken schon deutlich, dass die ganzen Kostenanstiege bei den Endverbrauchern ankommen und diese beispielsweise auf Konzertbesuche verzichten“, sagt Trappe. Zudem befürchtet er, dass sich dieser Trend im kommenden Jahr noch verschärfe. In der Konsequenz bedeutet das, dass der Gewinn des Unternehmens schrumpfen wird. Die Preise anzuheben sei nämlich keine Option.
Alternativen für Eventbranche während Corona-Pandemie möglich
Im Vergleich zur aktuellen Situation sei die Corona-Pandemie zumindest noch händelbar gewesen. Stephan Trappe erklärt: „Während der Pandemie musste man sich neu erfinden, sich Alternativen suchen – aber es ging. Veranstaltungen mit Hygienekonzept oder eben outdoor waren machbar, wenn natürlich auch mit weniger Gästen als gewohnt.“ Außerdem war mit der Impfung und einer zunehmenden Immunisierung der Bevölkerung eine Besserung der Lage in Sicht.
Derzeit spielen die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen zwar nahezu keine Rolle mehr, Probleme die auf Corona zurückgehen, gibt es in der Event-Branche aber weiterhin. So schildern Jens Kurth, Carsten Mende und Stephan Trappe unisono, dass die Personallage „schwierig“ sei. Denn gerade in der Veranstaltungsbranche waren freie Mitarbeiter oder sogenannte Freelancer ein bedeutender Teil des Geschäfts. Viele davon hätten aber im Zuge der Pandemie die Sicherheit einer Festanstellung gesucht und haben sich beruflich umorientiert. „Ganz ähnlich lief es ja auch mit dem Personal im Gastronomiebereich“, vergleicht Jens Kurth die Situation. Carsten Mende bestätigt diese Entwicklung: „Ich kenne einige, die sich einen krisensichereren Job gesucht haben und jetzt beispielsweise für die Telekom Glasfaser verlegen.“
Wegen kommenden Bürgergeld: Personallage in Eventbranche schwieriger?
Stephan Trappe befürchtet indes, dass sich die Personallage weiter verschlechtern könne. „Das Bürgergeld wird die Lage jedenfalls nicht besser machen“, sagt Trappe.
Alles in allem ist also den Organisatoren von Firmenfeiern, Familien- und Volksfesten sowie Konzerten und Festivals wohl bei Weitem nicht nur zum Feiern zumute. Wie Unternehmen aus anderen wirtschaftlichen Bereichen haben sie ihre Probleme, die es zu bewältigen gilt. Und trotz wechselhafter Zeiten verstehen sie es letztlich doch mit am besten, wie man Menschen unterhält und für Freude sorgt – was nach wie vor wichtig ist.