Modellflugsport in Bernburg Modellflugsport in Bernburg: Auf die Thermik kommt es an

bernburg/MZ - Der Modellsportclub „Otto Lilienthal“ Bernburg ist einer der erfolgreichsten Vereine in der ganzen Bundesrepublik. Bei den jüngsten Deutschen Meisterschaften im bayrischen Manching fügte Uwe Rusch der Titelsammlung zwei weitere Goldmedaillen hinzu. Zusammen mit seinem Vereinsvorsitzenden Heinz Schönfeld aus Poley und Ansgar Nüttgens aus Hessen errang der Kleinwirschlebener auch den Vizemeistertitel in der Mannschaftswertung.
Der Modellsportclub „Otto Lilienthal“ Bernburg hat sich im Jahr 1990 gegründet. „Nur die Schützen waren damals noch schneller als wir“, sagt der Vorsitzende Heinz Schönfeld aus Poley. Der Verein zählt momentan elf Erwachsene und vier Jugendliche als Mitglieder.
Weitere Informationen auf der Vereinshomepage unter: www.msc-bernburg.de
Der 53-jährige, der sogar schon mal an Weltmeisterschaften teilnahm und einen Weltcup gewann, ist seit 1970 aktiv. Seine Begeisterung für das Fliegen war ihm quasi in die Wiege gelegt worden. „Mein Vater war Fluglehrer“, berichtet Uwe Rusch. Als Brillenträger sei ihm selbst eine Pilotenausbildung verwehrt geblieben und so ging er fortan wenigstens mit seinen Modellen in die Luft, die der als Konstruktionsleiter bei Pöttinger beschäftigte Mann zum größten Teil selbst baut.
Die Zukunft dieses Sportes sieht indes weniger rosig aus, wie die Landesmeisterschaften zeigten, die am Samstag auf einem Stoppelacker zwischen Roschwitz und Poley ausgetragen wurden. Neben den gastgebenden Bernburgern nahmen nur noch Mitglieder des Modellflugclubs Staßfurt daran teil. „Es gab mal nach der Wende 15 Vereine, die dem Freiflug in Sachsen-Anhalt frönten. Viele gibt es nicht mehr oder sie betreiben keinen Leistungssport mehr“, erklärt Heinz Schönfeld. Das mag einerseits daran liegen, dass die Ausrüstung nicht ganz billig ist. Ein komplettes Modell kostet immerhin bis zu 2000 Euro. Andererseits sind die Sportler auf das Wohlwollen der Landwirte angewiesen wie am Samstag, als die Agrargenossenschaft Baalberge ein abgeerntetes Getreidefeld zur Verfügung stellte. Denn für diesen Sport wird freie Sicht benötigt, da die kleinen Flieger bei einer frischen Brise - erlaubt ist bei Wettbewerben eine Windstärke von acht Metern pro Sekunde - schon mal einige hundert Meter weit fliegen.
Zudem fehlt es vielerorts an Kindern und Jugendlichen, die sich für diese Sportart begeistern. Zum Glück ist die Situation in Bernburg nicht so gravierend. Vier Jugendliche lassen regelmäßig ihre Modelle von der Leine, jüngstes Mitglied ist die 15-jährige Sabrina Schönburg aus Poley. Der Verein versucht zudem, im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft am Campus Technicus Schüler für sich zu gewinnen. „Wir bauen dort gemeinsam Modelle und lehren die Grundlagen des Sports“, sagt Heinz Schönfeld. Der 72-Jährige war selbst über die Schule zum Modellflugsport gekommen. Seit 1968 hatte der frühere Lehrer in der POS Baalberge eine solche Arbeitsgemeinschaft geleitet und war schon zu DDR-Zeiten mit vielen seiner heutigen Mitstreiter unter dem Dach der GST in diesem Sport aktiv.
Der Freiflug, den der Verein auf seinem Trainingsgelände bei Beesenlaublingen übt, ist im Ablauf mit der Segelfliegerei vergleichbar, nur in kleinem Maßstab. „Das Modell wird wie ein Drachen an einer Leine hochgezogen und dann losgelassen“, erklärt der Vereinschef. Aufgabe des am Boden verbleibenden Piloten sei es, jene Höhenschichten zu erkennen, in denen die beste Thermik herrscht. Denn je länger der Flieger in der Luft bleibt, desto mehr Punkte gibt es.