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Mindestens 50.000 Euro Schaden Mindestens 50.000 Euro Schaden Fenster Kirche Preußlitz Bernburg: Wer schmeißt Bleiglasfenster ein?

Von Felix Filke 10.10.2019, 05:56
Notdürftig klebt Pfarrer Tobias Wessel die Löcher in den Fenstern der Kirche in Preußlitz mit Folie und Klebeband zu, damit es nicht reinregnet.
Notdürftig klebt Pfarrer Tobias Wessel die Löcher in den Fenstern der Kirche in Preußlitz mit Folie und Klebeband zu, damit es nicht reinregnet. Engelbert Pülicher

Preusslitz - Tobias Wessel wollte eigentlich nur kurz nach dem Rechten sehen und den Briefkasten leeren. So wie er das in jeder Woche zwei- bis dreimal macht. Doch an jenem Freitag vor fast zwei Wochen war alles anders: Der Pfarrer der Kirche in Preußlitz entdeckte sofort einige Löcher in den Fenstern des Gotteshauses.

Ein erster Rundgang brachte schnell die bittere Erkenntnis: „An fast jedem Fenster sind Scheiben kaputt.“ Eingeworfen, größtenteils mit Pflastersteinen, wie man sie von Fußwegen her kennt. Die Steine hat Wessel in einer Tüte gesammelt. Er glaubt nicht an einen Kinderstreich. „Ich verstehe aber nicht, woher die Motivation für sowas kommt.“

Regenwasser drang durch die kaputten Scheiben in den Kirchraum

„Hier lagen überall Scherben rum, das war das Schlimmste“, sagt der 54-Jährige und deutet im Kircheninneren auf Bänke und Boden unmittelbar unter den Fenstern. „An diesem Tag hatte es auch noch geregnet und das Wasser kam durch die kaputten Scheiben in den Kirchraum rein.“

Deshalb hatte er sofort die meisten der Löcher mit Folie und Klebeband notdürftig abgeklebt. Unterschiedliche Glasarten in den Fenstern deuten darauf hin, dass auch früher schon einzelne Scheiben ausgetauscht worden sind. Irgendwann am 25. oder 26. September müssen die Steine geworfen worden sein – davor war der Pfarrer letztmals in der Kirche und die Scheiben noch ganz.

Die beschädigten Fenster sind Bleiglasfenster – die aber nicht so heißen, weil das Glas aus Bleiglas ist, sondern weil die Einfassungen der einzelnen Glasstücke, die ein Fenster bilden, aus Blei sind. Den Schaden kann Tobias Wessel bislang nur sehr grob schätzen. An insgesamt zehn Fenstern sind jeweils mehrere Scheiben kaputt, nur vier sind komplett ganz geblieben.

„Ich gehe von 50.000 Euro aus, aber es können genauso gut auch 100 000 Euro sein”, sagt Pfarrer Tobias Wessel

Darunter glücklicherweise auch zwei der drei bunten Bleiglasfenster in der Apsis der Kirche. „Ich gehe von 50.000 Euro aus, aber es können genauso gut auch 100.000 Euro oder nur 5.000 Euro sein“, sagt der Wörbziger, der seit Sommer 2016 auch Pfarrer in Preußlitz ist. Klarheit darüber soll noch in dieser Woche herrschen, wenn eine Glaserin aus Aken kommt, um sich die Scheiben anzugucken. Die Höhe des Schadens ist wohl vor allem davon abhängig, ob die Fenster komplett ausgetauscht werden müssen, oder ob einzelne Scheiben ersetzt werden können.

Die Versicherung der Kirche deckt zwar Einbruch ab, aber nicht Vandalismus. Daher ist momentan noch nicht abzusehen, wer die Kosten für die Reparatur übernimmt, sollten die Täter nicht gefunden werden. Bislang ist noch nichts über sie bekannt, sagt Polizeisprecher Marco Kopitz. Derzeit werden demnach noch einige Zeugenaussagen ausgewertet. Kopitz hofft auch darauf, dass der „Dorfklatsch“ in diesem Fall weiterhilft. „Sowas muss sich in einem Dorf wie Preußlitz doch rumsprechen.“

Auch Pfarrer Wessel selbst hat schon mehrere Anwohner befragt, ob sie kein Scheibenklirren oder Ähnliches gehört haben. Ohne Erfolg. Und das, obwohl direkt nebenan Menschen wohnen. „Das scheint keinen großen Lärm gemacht zu haben.“

Die Kirche gehört zur Evangelischen Kirchengemeinde Preußlitz-Leau und wurde 1864 eingeweiht. Die Fenster selbst sollen etwa aus den 1870er Jahren stammen. Während der letzte Innenanstrich gut 50 Jahre her ist, sind zumindest die Dächer vor einigen Jahren erneuert worden. Gottesdienste finden hier nur noch sporadisch statt. Nächstes größeres Ereignis ist das Martinsfest am 8. November. (mz)

Am Bart dieses Evangelisten an diesem Fenster der Kirche in Preußlitz ist deutlich die kaputte Scheibe zu erkennen.
Am Bart dieses Evangelisten an diesem Fenster der Kirche in Preußlitz ist deutlich die kaputte Scheibe zu erkennen.
Pülicher