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Marienkirche Marienkirche in Bernburg: Restaurierte Orgel soll 2019 erklingen

Von Torsten Adam 01.02.2018, 10:55
Restaurator Eike Knaul (von links) lässt sich beim Abbauen des Orgelkastens in der Marienkirche von seinem  Sohn Steffen Knaul, selbständiger Tischlermeister, und dessen Gesellen Christopher Neumann helfen.
Restaurator Eike Knaul (von links) lässt sich beim Abbauen des Orgelkastens in der Marienkirche von seinem  Sohn Steffen Knaul, selbständiger Tischlermeister, und dessen Gesellen Christopher Neumann helfen. Pülicher

Bernburg - Pfarrer Johannes Lewek sieht Licht am Ende des Tunnels. Neun Jahre nach Gründung des Förderkreises „Neue Orgel für Marien“ ist das Ziel fast erreicht. Ende 2019 soll die Königin der Instrumente wieder im evangelischen Gotteshaus der Bernburger Talstadt erklingen, nachdem sie fast drei Jahrzehnte lang stumm geblieben war.

Förderkreis braucht noch rund 50.000 Euro

„Nicht wie geplant zu Weihnachten, sondern vielleicht schon im Herbst könnte es so weit sein“, sagt der Pfarrer. Und er lässt seinen Optimismus auch nicht dadurch bremsen, dass noch zirka 50.000 Euro für die Finanzierung des 386.000 Euro teuren Vorhabens fehlen. „Wir haben angefangen und können schon etwas vorweisen. Dadurch hat das Projekt eine gewisse Eigendynamik entwickelt.

Und mein Eindruck ist, dass das Thema Orgel über die Kirchengemeinde hinaus in der Öffentlichkeit sehr populär ist“, erklärt der Pfarrer. Das ist wohl auch ein Grund, weshalb der rührige Förderkreis unter Vorsitz von Wolf-Dieter Kleinschmidt seit 2009 stattliche 100.000 Euro Spendengelder einwerben konnte. Lotto-Toto Sachsen-Anhalt und ein Orgelförderprogramm des Bundes steuerten den Löwenanteil der Kosten bei.

Aus zwei historischen Röver-Orgeln wird ein neues Instrument

Der renommierte Restaurator Reinhard Hüffken aus Halberstadt ist damit beschäftigt, die marode Orgel von St. Marien, Baujahr 1902, und eine weitere Orgel, die aus Alsleben stammt, zu einem funktionsfähigen Instrument zusammenzufügen. Dass beide Instrumente vom selben Orgelbauer, Ernst Röver, stammen, erleichtert die Sisyphusarbeit etwas.

Derweil hat der Bernburger Holzbildhauermeister Eike Knaul, seit der Jahrtausendwende insbesondere als Restaurator im Bernburger Schloss tätig, den Auftrag von der Kirchengemeinde erhalten, sich des Orgelprospekts anzunehmen. Dabei handelt es sich um die hölzerne Verkleidung des Instruments, die reich an Verzierungen ist. Im Laufe eines Jahrhunderts hat sie allerdings Schaden genommen.

Einige Holzteile werden originalgetreu nachgebildet

Einige Teile fehlen und müssen originalgetreu nachgebildet werden, die anderen werden mit einer Spezialholzseife gewaschen und neu imprägniert. „Beim Auseinanderbauen haben wir auch Wurmbefall entdeckt, der auf den ersten Blick nicht gleich ersichtlich war“, berichtet der 62-Jährige, dessen Werkstatt an der Krumbholzstraße nur einen Steinwurf vom Gotteshaus entfernt ist.

„Wann hat man die Arbeit mal direkt vor Tür?“, ist auch seine Ehefrau und einzige Angestellte Mary Knaul froh über die kurzen Wege. Denn es sind etliche Teile des Orgelkastens, die aufgearbeitet und transportiert werden müssen. Sogenannte Kreuzblumen, die als oberer Abschluss über den als Wimperg bezeichneten Ziergiebeln thronen, sind ebenso darunter wie Krabben - kleine auf die Wimperge aufgesetzte Verzierungen. Dass der Zahn der Zeit an der im historisierenden Stil der Neugotik erbauten Orgelverkleidung nagte, hat zwei Gründe. Einerseits wurde damals Knochenleim verwendet, der feuchtigkeitsempfindlich ist, erklärt Eike Knaul den Verlust abgefallener Teile.

Andererseits sei weiches, wurmanfälliges Kiefernholz verwendet worden, also keine besonders hochwertige Holzart. Ungewöhnlich sei das aber nicht. „Auch in anderen Kirchen hat man nicht viel Wert auf gutes Holz gelegt“, weiß der Restaurator aus seiner langjährigen Erfahrung. Er führt den kleinen Handwerksbetrieb in dritter Generation und sieht im nächsten Jahr dem 100-jährigen Firmenjubiläum entgegen.

Ein Teil seines künstlerischen Schaffens ist im Kunstkabinett im Haus Krumbholzstraße 4 ausgestellt, wo er gemeinsam mit seinem Freund Ulrich Tarlatt die mittlerweile sechste Winterschau präsentiert. Die Skulpturen, Malereien und Grafiken sind letztmalig am kommenden Sonntag, 4. Februar, von 14 bis 17 Uhr zur Finissage zu sehen.

Läuft alles wie am Schnürchen, können die Kirchgänger der Talstadt im Herbst 2019 nicht nur Erntedank, sondern auch die Orgelweihe feiern. Am besten mit einer ganzen Festwoche, arbeitet Pfarrer Lewek schon an der Planung des freudigen Ereignisses: „Es wäre schön, wenn ein bekannter Organist in mehreren Konzerten die ganze Klangvielfalt der Orgel vorstellen könnte.“ (mz)