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Mann an Leukämie erkrankt Mann an Leukämie erkrankt: Große Anteilnahme - 124 Menschen folgen Typisierungsaufruf

Von Andreas Braun 24.11.2018, 14:55
Andreas Bernhardt  (l.) lässt sich von Kathrin Kurth erklären, wie die Speichelprobe genommen werden muss. Heidrun Hübner (M.) war überwältigt von der Resonanz auf den Aufruf zur Typisierung.
Andreas Bernhardt  (l.) lässt sich von Kathrin Kurth erklären, wie die Speichelprobe genommen werden muss. Heidrun Hübner (M.) war überwältigt von der Resonanz auf den Aufruf zur Typisierung. Andreas Braun

Nienburg - „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist überwältigend.“ Heidrun Hübner hatte gehofft, dass viele Menschen ihrem Aufruf folgen, an einer Typisierungsaktion in Nienburg teilzunehmen, doch diese Erwartungen wurden übertroffen.

Ihr Mann Martin Hübner ist an Leukämie erkrankt und als einzige Hilfe bleibt eine Stammzellenspende. „Ich möchte mich bedanken für Ihre Hilfsbereitschaft“, hatte auch der 62-Jährige seine Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht. Vor zwei Jahren bekam Martin Hübner eine Diagnose, die noch nicht bedrohlich war: MDS. Dahinter verbirgt sich der Begriff myelodysplastische Syndrome. Das beinhaltet eine Reihe von Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen zu wenig funktionstüchtige Blutzellen gebildet werden. Die Erkrankung kann in akuten Blutkrebs übergehen. Bei Martin Hübner ist das eingetreten. Er erkrankte an einer chronischen Leukämie, die fortschreitet. Seit 16. Oktober ist das Gewissheit.

„Wir haben uns entschlossen, dass wir nicht aufgeben und nach Möglichkeiten gesucht, um wieder zu hoffen“

Wenn man die Nachricht über ein schwere Krankheit bekommt, sagt die Nienburgerin Heidrun Hübner, dann ist man erst einmal geschockt. Das könne man bleiben und dann passiere nichts. „Wir haben uns entschlossen, dass wir nicht aufgeben und nach Möglichkeiten gesucht, um wieder zu hoffen“, sagt die Frau, die sich freute, dass bereits nach einer Stunde über 30 Menschen ihre Probe abgegeben hatten.

Insgesamt wurde 124 gezählt, die sich zwischen 9 und 13 Uhr im Seniorenkarree registrieren ließen. Voraussetzung war, dass sie nicht älter als 55 Jahre sind. Aber auch Geldspenden gingen ein von denen, die sich nicht registrieren lassen konnten.

Das DRK hatte sich bereiterklärt, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die Stadt half mit und die Schützen von der Privilegierten Schützengilde hatten sofort zugesagt, mit einem Kaffee- und Kuchenbuffet für eine familiäre Atmosphäre zu sorgen.

Das sei doch ein gutes Ergebnis, schätzt auch Susan Falke, Nienburgs Bürgermeisterin, die Zahl derer, die zur Typisierung kamen, ein. „Alle zwei Minuten ein Spender. Das kann sich sehen lassen“, ist sie doch stolz auf die Nienburger samt den Bewohnern der Ortsteile, den Staßfurtern, die kamen, und den Calbensern.

Aufklärung über Stammzellenspende

„Wir wissen natürlich, dass es nur eine kleine Chance gibt, einen genetischen Zwilling zu finden, der dann für eine solche Spende in Frage kommt“, sagt Heidrun Hübner. Aber diese Chance wollte man sich nicht nehmen lassen. Und selbst, wenn es dann nicht klappt, erhöht es für jemanden anders die Chance, einen Spender zu finden, so Heidrun Hübner, die dabei auch die krebskranken Kinder denkt, die sie bei den notwenigen Besuchen auf der Krebsstation in Halle gesehen hat.

Andreas Bernhardt aus Latdorf war einer, der nicht gezögert hatte, sich zu beteiligen, als ihm die Aktion bekannt wurde. Er habe über das Internet und die Feuerwehr Latdorf, die wie andere Wehren für die Typisierungsaktion geworben hatte, davon gehört und kam am Samstagvormittag. „Es tut nicht weh und es ist vielleicht eine große Hilfe für jemanden“, begründet er.

Und in der Tat, sagt Kathrin Kurth, es tue nicht weh. Sie begleitete zusammen mit Irene Amtage von der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD) die Typisierung und klärte auf. Ebenso erklärten beide, was man bei der Entnahme beachten musste und was geschieht, wenn man als Spender in Frage kommt. Es wird in der Datei, die weltweit existiert, abgeglichen, ob jemand als Spender in Betracht kommt. Natürlich auch erst einmal für Martin Hübner. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, Stammzellen, die für eine Heilung oder eine Verbesserung des Zustandes notwendig sind, zu gewinnen. Über das Blut oder über das Knochenmark. „Das tut beides nicht weh und ist kein großer Eingriff“, sagt Kathrin Kurth.

Risiken bestünden, so weist die DSD hin, dass grippeähnlich Symptome auftreten können nach der Entnahme des Blutes. Ein Narkoserisiko gebe es bei der Knochenmarktspende. (mz)