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Denkmal in Bernburg Letzter Akt am fürstlichen Regierungsgebäude

Seit 2019 wird das 1745 errichtete Gebäude saniert. Schwamm und Taubenkot machten den Handwerkern zu schaffen. Was jetzt passiert.

22.04.2021, 06:00
Zwei Gauben, gebaut von der Firma Meißner in Latdorf, liegen nahe dem ehemals fürstlichen Regierungsgebäude am Markt in Bernburg.
Zwei Gauben, gebaut von der Firma Meißner in Latdorf, liegen nahe dem ehemals fürstlichen Regierungsgebäude am Markt in Bernburg. Torsten Adam

Bernburg - „Das Wetterschutzdach ist bereits zurückgebaut. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis auch der große Turmdrehkran wegkommt“, sagte Silvia Ristow. Denn die Sicherungsarbeiten am Dach des denkmalgeschützten Hauses Markt 28 neigen sich dem Ende entgegen.

Im Oktober 2019 begonnen, sollen sie Mitte dieses Jahres beendet sein, informierte Bernburgs Finanzdezernentin die Mitglieder des Bauausschusses über den aktuellen Stand an dem geschichtsträchtigen Haus. Fürst Viktor Friedrich von Anhalt-Bernburg ließ es 1745 im Stile des Barocks erbauen und nutzte es fortan als Regierungsgebäude.

Rund 1,72 Millionen Euro sind bisher in die Sanierung des Gebäudes geflossen

Wenn die Zimmerleute ihre Arbeit getan haben, werden voraussichtlich rund 1,72 Millionen Euro - davon knapp 1,3 Millionen Euro Fördermittel - in die Rettung des Gebäudes geflossen sein, das die Stadt nach zähen Verhandlungen vor fünf Jahren aus Privatbesitz erwarb, um den endgültigen Verfall zu verhindern.

Befall durch den Echten Hausschwamm und 15 Tonnen Taubenkot auf dem Dach gehörten zu den besonders großen Herausforderungen. „Wir sind so ziemlich auf alles getroffen, was es an Negativem geben kann“, schätzte Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) ein.

Martin Schrage (links) und Lucas Johannes Jacobi von der Latdorfer Zimmerei Meißner navigieren eine der insgesamt 14 hölzernen Dachgauben an das ehemalige fürstliche Regierungsgebäude am Markt.
Martin Schrage (links) und Lucas Johannes Jacobi von der Latdorfer Zimmerei Meißner navigieren eine der insgesamt 14 hölzernen Dachgauben an das ehemalige fürstliche Regierungsgebäude am Markt.
Foto: Torsten Adam

Er erinnerte an den 40 Tonnen schweren Ziergiebel, der im 2020 fast auf den Markt gestürzt wäre, weil der Pilz tragende Balken zersetzt hatte. „Aber was wäre die Alternative gewesen, wenn wir als Stadt uns nicht dieses historischen Gebäudes angenommen hätten?“

„Was wäre die Alternative gewesen, wenn wir als Stadt uns nicht dieses historischen Gebäudes angenommen hätten?“

Henry Schütze, Oberbürgermeister

So aber hofft die Kommune darauf, das repräsentative Haus einem Investor schmackhaft machen zu können, der die weitere Verschönerung des Gebäudes übernimmt. Ein süßes Bonbon soll die 40 Quadratmeter große Terrasse auf der Ostseite des Daches sein, die einen wunderbaren Blick hinüber zum Stadtpark Alte Bibel eröffnet.

Letztmalig war das Haus in den 1980er Jahren in den Innenräumen saniert worden und diente zuletzt als Domizil für mehrere Arztpraxen. Nach dem Komplettabriss des völlig maroden Dachs zu Beginn der Notsicherung sind Zimmerleute der Latdorfer Firma Meissner momentan damit beschäftigt, den neuen Dachstuhl aufzubauen. Bis zum Mittwoch waren alle 14 nachgebauten Ziergauben rundherum eingesetzt.

Der obere Teil des neuen Daches ist damit fertig. „Der untere Teil muss jetzt noch ausgebaut werden“, kündigte Silvia Ristow an. Dort seien dann auch noch Dachdeckerarbeiten nötig. Der Einbau der Gesimssteine laufe, das markante Giebelrelief mit dem anhaltischen Wappen werde für den Aufbau über dem Haupteingang auf der Marktseite vorbereitet.

Auch die 2,5 Meter hohe und 2,6 Tonnen schwere Göttin aus Sandstein, die die Regierung darstellt und in der rechten Hand eine Fürstenkrone hält, wird wieder an ihren angestammten Platz auf dem Schmuckgiebel zurückkehren. Sie war bereits vor vier Jahren abgenommen worden, weil sie auseinanderzubrechen drohte. Sie wird wie der Giebel derzeit noch in einer Fachwerkstatt in Westerhausen (Harz) umfangreich restauriert. (mz/tad)