1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Lehrimkerei an der Hochschule Anhalt in Bernburg: Lehrimkerei an der Hochschule Anhalt in Bernburg: Campus-Bienen werden zum Aushängeschild

Lehrimkerei an der Hochschule Anhalt in Bernburg Lehrimkerei an der Hochschule Anhalt in Bernburg: Campus-Bienen werden zum Aushängeschild

20.07.2015, 04:57
Es wurde keine weitere Erkrankung bei Bienenvölkern in der Umgebung festgestellt.
Es wurde keine weitere Erkrankung bei Bienenvölkern in der Umgebung festgestellt. Archiv/dpa

Bernburg - „Imker sind so ruhige Menschen.“ Margot Steinel sagt das ohne Zynismus. Es ist ihr voller Ernst. Auch deshalb, weil sie es am eigenen Leib erlebt. „Der Umgang mit Bienen ist faszinierend.“ Sie steht entspannt im Honiglabor der Hochschule Anhalt in Bernburg und schiebt ein Glas Honig auf der Arbeitsfläche hin und her. „Strenzfelder Campushonig“ steht auf dem schwarzen Etikett. Das 450-Gramm-Glas gibt es für 4,80 Euro in der Mensa. Ein Renner. Auf dem Boden steht etwa ein Dutzend gelbe Eimer. Ihr süßer Inhalt: 155 Kilogramm Honig. Ende Juni frisch geschleudert und qualitativ unter die Lupe genommen von Studenten. Hauptsächlich von der Robinie, fertig zum Abfüllen.

Zusatzmodul „Theorie und Praxis der Imkerei“

Steinel ist es zu verdanken, dass die Bienenkunde an der Hochschule überhaupt auf dem Programm steht. Seit 2014 wird das Zusatzmodul „Theorie und Praxis der Imkerei“ im Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie und Landschaftsentwicklung angeboten. „Es ist egal, aus welcher Fachrichtung die Studenten kommen“, sagt die 50 Jahre alte Ökotrophologin, die schon mit 29 Professorin war. „Wir sind im zweiten Jahr. Es haben sich feste, interdisziplinäre Teams gebildet, die die Bienenvölker betreuen.“


Ihr Zuhause haben die emsigen Tiere in der Lehrimkerei, idyllisch gelegen im Garten des Biotechnikums auf dem Campus. Acht Völker leben dort, insgesamt bis zu 400.000 Carnica-Bienen. Ringsherum gibt es genug Nektar- und Pollenquellen. „Unsere Bienen hungern nie“, sagt die Expertin. Ein gelbes Schild warnt Besucher. „Vorsicht Bienen“ steht darauf. Steinel geht das fast ein bisschen zu weit. „Unsere Bienen sind ruhig und wabenbeständig, fast schon sanftmütig“, sagt sie mit einem Lächeln. Kontrolliert sie die Waben, verzichtet sie fast immer auf das schützende Netz des Imkerhuts. „Wollpullover, dunkle Kleidung und wallende, lockige Haare gehen gar nicht. Überbleibsel des Feindbilds Bär.“
Rund 1.600 Imker mit zusammen 11.500 Bienenvölkern gibt es laut Landesimkerverband in ganz Sachsen-Anhalt. Auf einer Fläche von 1.000 Hektar leben im Schnitt nur 0,4 Völker - Schlusslicht in Deutschland. In Baden-Württemberg beispielsweise sind es drei.
Als Steinel im Jahr 2012 laut über das Imkern auf dem Hochschulcampus in Bernburg-Strenzfeld nachdachte, ahnte die Hobbyimkerin nicht, dass es zum Aushängeschild für die kleine Bildungseinrichtung werden würde. Ihre Idee fiel sofort auf fruchtbaren Boden. „Die Studenten können praktisch arbeiten und etwas Produktives mit ihren Händen machen“, sagt sie. „Und das alles im Rhythmus der Jahreszeiten.“


Hochschulpräsident Dieter Orzessek macht aus seiner damaligen Überraschung ob Steinels Bienenvorhaben kein Geheimnis. „Ich war insofern überrascht, da die Imkerei ja nicht zu ihrer Professur gehört“, sagt er. Und doch passt sie zum „grünen“ Fachbereich der Hochschule. „Das Projekt ist in vollem Maße aufgegangen. Einzelne Studenten haben sich sogar Expertenwissen angeeignet“, sagt Orzessek. Auch Interessierte aus der Bevölkerung sind zu den theoretischen und praktischen Einzelmodulen willkommen.

Analyse im Honiglabor

Im eigens angelegten Honiglabor im Biotechnikum wird geschleudert und analysiert. „Lang lebe der Honig“ steht auf einem Plakat an der Wand. Eigenschaften wie der Wassergehalt oder die elektrische Leitfähigkeit werden dort ermittelt. „Alle wissen: Dieser Honig transportiert was“, sagt Steinel. Im besten Falle die volle Identifikation der Studenten mit dem Produkt.
Denn: Für die zurückhaltende Gestaltung des Honigglases zeichnet ein Absolvent des Fachbereichs Design verantwortlich, und auch beim gerade im Bau befindlichen Bienenhaus in Sichtweite der Lehrimkerei setzt man auf den Nachwuchs. „Meine Bedingung war, dass wir nicht ein konventionelles Bienenhäuschen hinstellen, sondern über ein Projekt der Architekturstudenten von Dessau eine eigene Gestaltung entwickeln“, sagt Orzessek. ?Sieben Bienenvölker werden dorthin umziehen - und Platz für Wildbienen ist auch. (dpa)

Imkerin und Professorin Margot Steinel sichtet ihre Bienenvölker auf dem Campus der Hochschule Anhalt in Bernburg.
Imkerin und Professorin Margot Steinel sichtet ihre Bienenvölker auf dem Campus der Hochschule Anhalt in Bernburg.
dpa Lizenz
Gläser mit «Strenzfelder Campushonig»
Gläser mit «Strenzfelder Campushonig»
dpa Lizenz