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Landhandel in Roschwitz Landhandel in Roschwitz: Kleine Störche schlüpfen in drei Wochen

Von Magdalena Kammler 10.06.2016, 08:37
Auf dem Schornstein des Landhandelsgeschäfts in Roschwitz brütet der Storch derzeit über seinem Nachwuchs.
Auf dem Schornstein des Landhandelsgeschäfts in Roschwitz brütet der Storch derzeit über seinem Nachwuchs. Redaktion

Bernburg - Er hat es sich sichtlich gemütlich gemacht. Nur sein Kopf blitzt aus dem Nest hervor. Und nur wenn man ganz genau hinschaut, erkennt man ihn tatsächlich. Sein langer, graziler Hals - er wirkt von Weitem wie einer der ihn umringenden Äste, die er für sein Eigenheim zurechtgelegt hat.

Der Storch auf dem Schornstein des Landhandelsgeschäfts in Roschwitz brütet derzeit über seinem Nachwuchs. In ungefähr drei Wochen werden die kleinen Nachkömmlinge dann schlüpfen. „Anfang Juli ist die beste Zeit zum Beobachten der Babys“, weiß Arno Bobbe. Der 83-Jährige ist leidenschaftlicher Hobby-Vogelkundler. Das Interesse für die Ornithologie ist so groß, dass er jedes Jahr mit dem Fahrrad in der Region potenzielle Storchennester aufsucht und sie fotografiert. Der Juli ist für ihn dabei ein besonderer Monat. Denn dann endet die Brutzeit der Störche, und die Nachkommen schlüpfen: „Am schönsten ist es, wenn der Altstorch zu seinem Nest fliegt und die Jungen aufstehen, weil sie gefüttert werden“, erklärt Arno Bobbe.

Den Storch in Roschwitz kennt der Rentner natürlich schon: „Letztes Jahr hat er begonnen, sein Nest zu bauen.“ In diesem Jahr sieht es so aus, als ob das Tier aus der Familie der Schreitvögel Nachwuchs bekommt. Dass sich im Raum Bernburg Störche niederlassen, ist nicht ungewöhnlich, erklärt Arno Bobbe. „Es gibt hier viele Nester, zum Beispiel in Baalberge, Plömnitz, Mukrena, Gnölbzig, Preußlitz und Plötzkau“, so der Vogelkundler. In Plötzkau habe es sich ein Storch gerade auf der Dorfkirche gemütlich gemacht.

„Erstes Bild mit einer 6x9-Klappkamera“

Begonnen hat Arno Bobbes Leidenschaft für die regionale Dokumentation von Tieren in den 1960ern. „Ich habe zunächst Vögel fotografiert, allerdings wusste ich nicht viel über ihr Verhalten“, erinnert sich der gelernte Tischler. Und so begann er, sich mit der Vogelkunde zu beschäftigen, um dadurch die Tiere besser zu verstehen und sie somit auch besser fotografieren zukönnen.

Seit einigen Jahren arbeitet der 83-Jährige mit einer Digitalkamera. Damals war das natürlich anders. „Mein erstes Bild habe ich mit einer 6x9-Klappkamera gemacht“, erzählt Arno Bobbe. Um die weit entfernten Tiere in ihrem Storchennest dennoch scharf aufzunehmen, benutzte er ein Tele-Objektiv mit 300 Millimetern Brennweite. Heute reicht dem Rentner die Zoom-Funktion seiner Digitaltechnik. Durch sein Hobby hat Arno Bobbe mittlerweile ein reiches Archiv der letzten Jahrzehnte mit Fotografien von regionalen Storchenvorkommen angelegt.

Allerdings faszinieren den Bernburger nicht nur die Langschnabler. Im Stadtpark war er vor Kurzem ganz hin und weg von einer Amsel, die sich gerade in einer Pfütze badete. Natürlich hat er diese Szenerie auch gleich mit seiner Kamera festgehalten. Seine besondere Leidenschaft gilt letztendlich aber dem Storch: „Es ist ein schönes und vor allem attraktives Tier“, findet Arno Bobbe.

Dass ein Storch sein Nest ungern verlässt, hat der 83-Jährige bereits hautnah miterlebt. So musste ein Nest in Klein Rosenberg umgesiedelt werden, da es sich auf einer sanierungsbedürftigen Mauer befand, neben dem ursprünglichen Ort wurde anschließend alternativ ein Storchenmast aufgebaut, damit das Tier umziehen konnte, berichtet Arno Bobbe. „Es dauerte zehn Jahre, bis der Storchenmast tatsächlich genutzt wurde“, so der Hobby-Ornithologe. Dass es das gleiche Tier war, ist wahrscheinlich, denn ein Storch kann bis zu 35 Jahre alt werden. (mz)