"Bärenhausen" Kinderstadt in Bernburg: Konzept für Bärenhausen wird in viele Länder Europas exportiert

Bernburg - 2.150 Kilometer - so groß ist die Entfernung zwischen Arvidsjaur in Nordschweden und Bernburg. Jan-Åge Lundman und seinen Kollegen war der Weg aber nicht zu weit, um sich in Bernburg etwas anzuschauen, was es so in ihrer Heimat noch nicht gibt: Die Kinderstadt Bärenhausen auf dem Gelände der Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis, die in diesem Sommer zum 11. Mal stattfindet und unter dem Motto „Bärenhausen - mehr als ein Spiel“ steht. In den vergangenen zehn Jahren sind nach Angaben der Stiftung mehr als 20.000 Kinder zu Gast gewesen.
Die Wahl der europäischen Hospitanten war auf Bernburg gefallen, und nicht etwa auf Dessau oder Magdeburg, weil in den beiden Städten das Projekt Kinderstadt mangels Finanzierung vorerst auf Eis gelegt wurde.
„Alles ist hier gut durchdacht"
„Wir profitieren von der Erfahrung in Bernburg“, sagt Lundman, der ausschließlich Lob für die Organisatoren findet. „Alles ist hier gut durchdacht und es gibt für jedes Problem eine Lösung. So wünschen wir uns das auch“, sagt der gelernte Tischler, der in verschiedenen Projekten in Schweden unter anderem mit benachteiligten Jugendlichen zusammenarbeitet.
Außerdem ist Jan-Åge Lundman in Bernburg die positive Stimmung unter allen Beteiligten aufgefallen. Lundman und seine Kollegen haben ihnen in den vergangenen Tagen aber nicht nur über die Schulter geschaut, sondern die Helfer vor Ort auch tatkräftig unterstützt.
Hospitanten kommen aus Litauen, Rumänien, Italien und den Niederlanden
Dabei sind es nicht allein die Schweden, die ein solches Projekt auch in ihrem Land ins Leben rufen wollen. Auch Hospitanten aus Vilnius in Litauen, Oradea in Rumänien, Lucca in Italien und Groningen in den Niederlanden waren in den vergangenen Tagen in der Kinderstadt zu Gast, um sich Anregungen zu holen.
Abschauen ist dabei ausdrücklich erlaubt. Dabei geht es aber nicht darum, das Projekt aus Deutschland eins zu eins zu übernehmen. „Sie sollen für ihr Land ein eigenes Kinderstadt-Projekt entwickeln“, erläutert Sven Hohle von der Stiftung. In einem europäischen Forum habe man das Projekt vorgestellt und daraus sei die Idee entstanden, das Projekt auch in anderen Ländern umzusetzen.
EU unterstützt die Weitergabe des Projektes
Für die Vorbereitungen dafür gebe es Geld von der EU, etwa für Übernachtung und Verpflegung, aber auch für Workshops, erläutert Hohle. Diese beschäftigen sich unter anderem damit, woher finanzielle Mittel akquiriert werden können, mit der Logistik oder damit, welche Gewerke in den einzelnen Ländern umgesetzt werden können.
In Schweden etwa ist eine Zusammenarbeit mit einem großen Möbelhaus vorstellbar, sagt Hohle. Denn die Gegend um Arvidsjaur ist von Wäldern geprägt. Bologna im Norden Italiens wiederum ist voller Grünanlagen. Eine Kinderstadt könnte sich hier um die Botanik drehen und in der Universitätsstadt Groningen wäre eine Kooperation mit der Universität denkbar.
Alle können auf ein digitales „Handbuch“ zugreifen
Das alles aber ist noch Zukunftsmusik. Zunächst einmal würden alle Ideen in einem digitalen „Handbuch“ zusammengetragen, auf das alle zugreifen können, sagt Sven Hohle. Um dieses weiter zu füllen, wird es auch weitere Treffen geben, bei denen sich ausgetauscht wird und Ideen gesammelt werden.
Und dann soll es im kommenden Jahr, Anfang Juli, eine Art Test-Kinderstadt in Arvidsjaur geben, kündigt Sven Hohle an. Jan-Åge Lundman blickt da schon weiter voraus. „In zehn Jahren wollen wir auch ein Projekt von dieser Größe haben.“
Noch bis Donnerstag, 12. Juli, öffnet die Kinderstadt für Kinder zwischen 7 und 14 Jahren von 9.30 bis 15.30 Uhr. Zum Abschluss findet wieder eine große Versteigerung statt. (mz)