Kameras auf dem Karlsplatz? Kameras auf dem Karlsplatz in Bernburg?: Oberbürgermeister Henry Schütze macht Druck

Bernburg - Nach den vermehrten nächtlichen Übergriffen auf dem Karlsplatz in Bernburg wird der Ruf nach mehr Sicherheit immer lauter. Eine erhöhte Polizeipräsenz, Videoüberwachung, Alkoholverbote und Platzverweise - das fordert Alexander Knörnschild.
Zunahme von Pöbeleien und Beleidigungen
Nicht ohne Grund. Der Bernburger und Anwohner des Karlsplatzes hat in den vergangenen Monaten nicht nur die Zunahme von Pöbeleien und Beleidigungen miterlebt. „Das Schlimmste ist, dass man Angst um sein Leben vor der eigenen Haustür haben muss.“
Denn genau diese hatte Knörnschild am vergangenen Wochenende. Er wollte nach einem Besuch eines Lokals am Lindenplatz nur die paar Schritte nach Hause am Rande des Karlsplatzes gehen, als er plötzlich von einem jungen Mann mit südländischem Aussehen und Kinnbart völlig grundlos und unvermittelt mit einem Kantholz angegriffen wurde.
Mehrmals schlug der etwa 20-Jährige auf ihn ein und versperrte ihm auch den Weg zu seiner Haustür. „Er schlug noch fünfmal zu, dann konnte ich mich in den Hausflur retten und den Notruf wählen“, erzählt der 35-Jährige. Dass seine Platzwunde am Kopf schnell versorgt werden konnte, grenzt für ihn angesichts der Brutalität an ein Wunder. „Ich hätte auch als Pflegefall enden oder tot sein können“, ist sich Knörnschild, selbst Mediziner, sicher.
CDU-Stadtrat Kramersmeyer forderte Kameraüberwachung
Es ist kein Einzelfall. Seit Jahresbeginn hat es mehrfach in der Innenstadt in den Abend- und Nachtstunden Übergriffe auf Passanten gegeben, die dabei zum Teil schwer verletzt wurden. Das muss ein Ende haben, findet auch Stadtratsmitglied Jens Kramersmeyer (CDU), der bereits vor Wochen eine Kameraüberwachung des Karlsplatzes gefordert hatte (die MZ berichtete). Damals hatte die Polizei allerdings dem Vorstoß wenig Chancen auf Genehmigung ausgerechnet. Denn nur bei Kriminalitätsbrennpunkten würde ein Richter die Installation einer Kamera genehmigen. Ansonsten müssten die Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben.
Inzwischen hat sich die Situation allerdings zugespitzt. Deshalb prüft die Polizei derzeit die aktuelle Sicherheitslage in Bernburg noch einmal neu, um anschließend entsprechende Konsequenzen ziehen zu können, kündigte Polizeisprecher Marco Kopitz an. Zumindest die Streifenfahrten in der Innenstadt wurden bereits erhöht.
Polizei fährt mehr Streifen durch die Innenstadt
Jetzt liegt es auch an der Bernburger Stadtverwaltung, wie man mit dem Problem weiter umgeht. Bereits Mitte Mai hatte es eine Sicherheitskonferenz zwischen der Stadtverwaltung und der Polizei gegeben, um Möglichkeiten auszuloten, wie die Sicherheit verbessert werden kann. Daraufhin sollten die Ergebnisse zunächst bei der Stadtverwaltung ausgewertet und dann im Stadtrat zur Diskussion gestellt werden.
Doch nun geht es offenbar alles schneller als gedacht. In einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung meldete sich nach den Attacken vom Wochenende Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) zu Wort: „Ich bin zutiefst erschüttert über die brutalen Attacken von Kriminellen auf Menschen in unserer Stadt. Ich hoffe, dass die Betroffenen schnell genesen und keine dauernden Schäden davontragen. Diese Übergriffe sind nicht hinzunehmen. Ich verurteile diese unmenschlichen Handlungsweisen auf das Schärfste“, heißt es darin.
Oberbürgermeister Schütze hofft auf Aufklärung und Abschreckung
Und bei der Anteilnahme allein soll es nicht bleiben. „Ich glaube, dass wir nach den schlimmen Zwischenfällen am vergangenen Wochenende nicht mehr nur über eine Videoüberwachung auf dem Karlsplatz diskutieren sollten, sondern es sollten die Videokameras zeitnah installiert werden“, so Schütze weiter. Darüber werde er sich mit der Polizei, die letztendlich darüber entscheiden muss, und mit den Stadträten in den nächsten Tagen nochmals verständigen.
Es sei ihm bewusst, dass durch eine Videoüberwachung keine Straftaten verhindert werden können, aber zur Abschreckung und zur Aufklärung sei sie ganz wichtig. Dabei spielt auch das Sicherheitsgefühl der Bernburger eine entscheidende Rolle. (mz)