Jüdische Gemeinde Bernburg gegründet
Bernburg/MZ. - Die Bernburger Gemeinde wurde Mitglied im neu gegründeten Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden von Sachsen-Anhalt. 21 Mitglieder haben das Gründungsdokument unterzeichnet, berichtet Ewgenij Bondarenko vom Vorstand der Gemeinde.
Die Gründung einer eigenen Gemeinde in Bernburg hat eine Vorgeschichte: In der Nazizeit wurde im Zuge des Holocaust die jüdische Gemeinde in Bernburg ausgelöscht. "Inzwischen leben in Bernburg wieder mehr als 30 Juden", sagt Bondarenko. Jüdische Familien haben sich in den letzten Jahren im Zuge der Zuwanderung aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion in Bernburg angesiedelt. Da es hier in Bernburg keine eigene Gemeinde gegeben habe, seien fast alle von ihnen Mitglied der liberal-konfessionierten Synagogengemeinde Halle geworden.
"Ich war zunächst Mitglied der orthodoxen Gemeinde Dessau", erzählt Bondarenko. Doch dort habe er sich nicht wohl gefühlt und aufgrund eines Zeitungsinterviews mit dem Leiter der Synagogengemeinde Halle, habe er den Kontakt zur liberal-konfessionierten Synagogengemeinde Halle gefunden. So wie er hätten auch die meisten anderen zugewanderten Juden in Bernburg empfunden, meint Bondarenko.
"Die Gemeinde in Halle hat uns Bernburger in vielen Dingen unterstützt." So habe die Gemeinde beispielsweise die Fahrkarten der Bernburger bezahlt, die an jedem Freitag nach Halle zum Gottesdienst gefahren sind. Fast zwei Jahre pendelten die Bernburger nach Halle zum Gottesdienst.
"Wir wollen hier in Bernburg unseren jüdischen Glauben leben", nennt Bondarenko einen Grund für die Gründung der Bernburger Gemeinde. Damit stehen die Bernburger aber noch ziemlich am Anfang. Da mangelt es schon an einem Raum für die Gottesdienste. "Uns immer einen zu mieten, das können wir uns nicht leisten." Glücklicherweise konnte Bondarenko den Kontakt zu einem Bekannten in Dessau aktivieren, der als Kantor, wann immer es geht, nun auch in Bernburg die Gottesdienste durchführt. Scheitert dies an einem fehlenden Raum, dann fahren die Bernburger weiter zur Synagogengemeinde Halle zum Gottesdienst.
Die Gemeinde will aber nicht nur Glaubensfragen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. "Wir übernehmen auch für die Bernburger Juden die Sozialarbeit und die Pflege des jüdischen Brauchtums sowie alles, was der jüdischen Gemeinschaft zum Wohl gereicht."
"Es ist angenehm zu erleben, dass man in Bernburg der Geschichte der Juden viel Aufmerksamkeit widmet", freut sich Bondarenko und führt den Arbeitskreis "Jüdische Geschichte in Bernburg" an sowie den jüdischen Friedhof, der in einen guten Zustand versetzt worden sei. "Wir wünschen uns, dass wir vom Land Sachsen-Anhalt und von der Stadt Bernburg unterstützt werden."
Die "Jüdische Gemeinde zu Bernburg" strebt den Status einer Körperschaft öffentlichen Rechts an. "Bis dahin wird die Gemeinde als eingetragener Verein bestehen."