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Hochwasser 2013 in Bernburg Hochwasser 2013 in Bernburg: 1. Geburtstag für "Flutbaby"

Von katharina thormann 06.06.2014, 07:31
Mutter Diana, Marc Eric und Vater Martin Franz sind froh, das Saalehochwasser in Bernburg überstanden zu haben. Im August steht der Umzug aus dem Überflutungsgebiet an.
Mutter Diana, Marc Eric und Vater Martin Franz sind froh, das Saalehochwasser in Bernburg überstanden zu haben. Im August steht der Umzug aus dem Überflutungsgebiet an. Engelbert Pülicher Lizenz

bernburg/MZ - Ausgerechnet Wasser ist sein Element. Zufall? Oder doch eine unbewusste Verbundenheit zu dem, was so schön und doch so zerstörerisch sein kann? Diese Frage stellt sich der kleine Marc Eric Franz mit den großen blauen Augen und den hellblonden Haaren noch nicht. Viel lieber planscht der Junge, der genau heute vor einem Jahr - beim Höchststand der Saale in Bernburg - zur Welt kam, im Wasser. Nichtsahnend, was seine Eltern während des Junihochwassers durchgemacht haben. Fluchtartig mussten sie damals die Saalehalbinsel in Bernburgs Talstadt verlassen.

Wohnkomplex evakuiert

Der gesamte Wohnkomplex samt Seniorenheim wurde evakuiert. Eigentlich hatte Mutter Diana da noch vier Wochen Schwangerschaft vor sich. „Die Wehen setzten zwei Tage später ein, nachdem ich bei meinen Eltern, wo wir untergekommen waren, von den ertrunkenen Tieren im benachbarten Tiergarten las. Kann schon sein, dass das ein Grund für den Beginn der Geburt war“, vermutet Diana Franz.

Doch mit der Ankunft von Marc lief die Welt längst noch nicht wieder in geordneten Bahnen. Im Gegenteil. Viele Tage war die Wohnung im dritten Obergeschoss für die junge Familie nicht bezugsfähig. Erst fehlte der Strom, um einiges länger das warme Wasser. „Der Wasserkocher war zu dieser Zeit unser bester Freund“, erinnert sich Diana Franz. Zumindest Marc konnte dadurch wohltemperiert in der Miniwanne planschen. Heute sieht man augenscheinlich so gut wie nichts mehr von den Problemen. An das Hochwasser erinnern allenfalls die zumeist leer stehenden Wohnungen im Erdgeschoss der Siedlung. „Wir sehen die Saale heute aber mit anderen Augen“, gesteht Vater Martin. Bei jedem längeren Regenguss hat der Familienvater die Pegel im Blick.

Neues Kinderzimmer für Marc

Allerdings ist das ab August nicht mehr nötig. Denn dann zieht Flutbaby Marc in ein neues Kinderzimmer. Fernab des Wassers. „Wir haben ein Häuschen in Güsten gefunden. Dann kommen wir nur noch zum Spazierengehen hier her“, sagt der 40-Jährige. Zu groß ist die Verantwortung, bei einem neuerlichen Hochwasser mit einem Kleinkind vor den Fluten zu flüchten. Oder auf den Shuttle der Feuerwehr angewiesen zu sein, wie beim Hochwasser im Januar 2011. Anfangs war es nicht geplant, der Saalestadt den Rücken zu kehren. Doch inzwischen haben sich die jungen Eltern mit dem Gedanken angefreundet, in ihre Heimatstadt zurückzuziehen, in der sich die Mitarbeiterin des Magdeburger Gesundheitsamtes und der Projektmanager in der Hochschule Anhalt kennenlernten.

„Es ist zwar nicht ganz so schön grün wie hier. Wir brauchen aber keine Angst mehr vor Wasser zu haben“, sagt Mutter Diana, für die der Packstress bereits begonnen hat. Heute lassen die Franzes aber die Umzugskartons in der Ecke stehen. Schließlich wird ihr Spross nur einmal ein Jahr alt. Vor der großen Party morgen mit Großeltern und Freunden, bei der auf das Geburtstagskind eine selbst gebackene Auto-Torte von der Oma wartet, soll es heute gemächlich zugehen. Bei einem Ausflug in den Leipziger Zoo. Denn Affen hat Marc zum Knuddeln gern. Wenn anschließend noch Zeit bleibt, ist auch ein kurzer Abstecher zum Saaleufer direkt am Wohnhaus drin. Dort fühlt sich Marc besonders wohl. Vor allem morgens, wie Mutter Diana verrät: „Dann sind wir oft die Ersten beim Enten füttern.“