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Heims für blinde Kinder in Nepal Heims für blinde Kinder in Nepal: Grönaerin hilft beim Wiederaufbau

Von Torsten Adam 09.12.2015, 08:32
Baubesprechung mit Doris Bräunig (links) und Peter Bräunig (Zweiter von rechts).
Baubesprechung mit Doris Bräunig (links) und Peter Bräunig (Zweiter von rechts). Privat Lizenz

Gröna - Mit den Spendengeldern von mehr als 3.000 Euro, die das Grönaer Ehepaar Bräunig in den vergangenen Monaten gesammelt hat, wird eine Solaranlage angeschafft. Diese soll im nepalesischen Bergdorf Swaragoan eine Schule, ein Waisenhaus und ein Heim für blinde Kinder mit Strom versorgen und unter anderem den Einsatz von Computern im Unterricht ermöglichen. Der Ort in der am stärksten vom Erdbeben betroffenen Provinz Gorkha war jetzt für eine Woche Heimat für Doris Bräunig. Ein halbes Jahr nach der selbst miterlebten Naturkatastrophe ist sie mit ihrem in Magdeburg lebenden Sohn Peter in den Himalaya-Staat für einen Hilfseinsatz zurückgekehrt, unterstützt von einer Freundin aus Stuttgart und einer ehemaligen Arbeitskollegin aus Dessau.

Reise ins Mittelalter

Nach der Landung in der Hauptstadt Kathmandu folgt eine sechsstündige Busfahrt, ehe der weitere Weg in das so idyllische wie entlegene Dorf nur noch zu Fuß möglich ist. Bei dem drei Stunden dauernden beschwerlichen Aufstieg gilt es, rund 1.000 Höhenmeter zu überwinden. „Sämtliche Lasten werden von den Menschen selbst oder von Maultieren hochgetragen“, erzählt Doris Bräunig nach ihrer Rückkehr vor zwei Wochen. Für sie und ihren Sohn ist es eine Reise wie ins Mittelalter. Noch immer liegt ein Teil der Häuser in Schutt und Asche, mit primitivsten Mitteln haben sich die rund 600 Einwohner an den Wiederaufbau gemacht, ganz ohne motorisierte Technik. Denn Strom gibt es nur zeitweise und in nicht ausreichendem Maße - aus Solarzellen. Aus den Trümmern ihrer fast ausnahmslos zerstörten Häuser haben die Nepalesen notdürftige Unterkünfte zusammengezimmert, die Dächer mit Wellblech statt der früheren Schindeln abgedeckt.

„Die Menschen haben keine Versicherung und keine staatliche Unterstützung. Es wird Jahre dauern, bis wieder stabile Häuser stehen“, sagt Doris Bräunig. Einzige Hoffnung seien Mikrokredite, die die Einwohner durch den Verkauf ihrer Tiere zurückzahlen könnten.

Doris und Mathias Bräunig aus Gröna haben bei ihrer dritten Urlaubsreise durch Nepal das Erdbeben am 25. April 2015 miterlebt. Nach Regierungsangaben starben knapp 8800 Menschen, rund 22 300 wurden verletzt. Die größte Naturkatastrophe in der Geschichte des Himalaya-Staates richtete auch Zerstörungen an Weltkulturerbestätten an. Für das Ehepaar Bräunig stand sofort fest, einen Hilfsbeitrag leisten zu wollen.

Zurück in Deutschland, riefen sie zu Spenden für den Wiederaufbau eines Bildungsprojektes ihrer befreundeten Bergführer Sudama und Bhagwan Karki auf. Die Brüder hatten im Dorf Swaragaon eine Schule, ein Waisenhaus und ein Heim für blinde Kinder aufgebaut, die durch das Beben zerstört wurden. Mit Hilfe von Bekannten, Freunden, Kollegen, völlig Fremden, des Ringreitervereins Gröna und eines Benefizkonzerts des Bernburger Singkreises kamen über 3000 Euro zusammen, die Doris Bräunig nun vor Ort übergab. 

Als die pensionierte Richterin in Swaragoan eintrifft, sind bereits einige andere deutschsprachige Helfer vor Ort, um wie sie freiwillig mit anzupacken. Das neue Haus für 30 Waisenkinder ist fertig, das Schulgebäude für 200 Jungen und Mädchen aus dem Dorf und der Umgebung kurz vor der Vollendung. Jetzt hoffen noch zehn blinde Kinder auf ein neues Quartier - ein erdbebensicheres Haus mit stabilem Fundament. Eine Woche lang helfen Bräunigs bei der Ausschachtung des harten, felsigen Bodens und beim Zerkleinern von Bruchsteinen zu Kies für das Fundament - von morgens bis zum Einbruch der Dämmerung, unter gleißender Sonne und bei über 25 Grad. Mehr als Schippe und Spitzhacke stehen ihnen nicht zur Verfügung. Die mitgebrachten Arbeitshandschuhe sind da ein Segen. Nach der Versorgung ihrer Tiere helfen auch die Einheimischen mit. „Die Frauen trugen solche Felsbrocken auf dem Rücken, da würde jeder Mann bei uns in die Knie gehen. Und das zu jeder Zeit mit einem Lächeln auf den Lippen“, äußert Doris Bräunig Bewunderung - wie auch für die Kinder, die trotz bitterer Armut einen glücklichen Eindruck auf sie machen. Und sich noch mehr freuen, als die Grönaerin Spielzeug und Modeschmuck verteilt.

Die Helfer aus dem Ausland schlafen wie die Nepalesen in spartanischen Hütten, das tägliche Essen - Reis mit Gemüse - ist schmackhaft, aber eintönig, die Körperpflege nur am kalten Wasser eines Bergbachs möglich. Trotz dieser ganzen Entbehrungen „habe ich unseren aus Deutschland gewohnten Komfort nicht vermisst“, sagt Doris Bräunig. Im Gegenteil, es sei eine tolle Erfahrung gewesen. „Ich möchte mich an dieser Stelle für die vielen Spenden bedanken, sie sind wirklich gut angelegt dort“, betont sie.

Der Abschied aus Swaragoan ist tränenreich, die Kinder hängen ihren Helfern bunte Blumenkränze um den Hals und singen ein Ständchen. In einem Jahr will die Grönaerin mit ihrem Mann Mathias wieder in das nepalesische Dorf reisen. Auch, um sich davon zu überzeugen, welch große Hilfe die bis dahin installierte Photovoltaikanlage den Kindern in ihrem Alltag geworden ist. (mz)

Die blinden Kinder von Swaragoan bereiteten ihren Spendern mit einem musikalischen Ständchen einen tränenreichen Abschied.
Die blinden Kinder von Swaragoan bereiteten ihren Spendern mit einem musikalischen Ständchen einen tränenreichen Abschied.
Privat Lizenz