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Seltenes Hochzeitsjubiläum Aus einem Tanz wurde Liebe: Ehepaar aus Könnern seit 70 Jahren verheiratet

Brigitte und Erich Schlenker aus Könnern feiern Gnadenhochzeit: Wie das Ehepaar das seltene Jubiläum begeht.

Von Carsten Roloff Aktualisiert: 05.10.2022, 10:28
Brigitte und Erich Schlenker feierten am Dienstag ihre Gnadenhochzeit nach 70 Jahren Ehe.
Brigitte und Erich Schlenker feierten am Dienstag ihre Gnadenhochzeit nach 70 Jahren Ehe. Foto: Carsten Roloff

Könnern/Nelben/MZ - Die Torte wurde zur Feier des Tages vom Alten- und Pflegeheim „Bürgergarten“ gesponsert. Könnerns Bürgermeister Martin Zbyszewski hatte einen großen Blumenstrauß und einen Präsentkorb dabei, gratulierte persönlich Brigitte und Erich Schlenker zu einem äußerst seltenen Jubiläum. Die Eheleute hatten sich vor 70 Jahren in Gnölbzig das Ja-Wort gegeben und feierten am Dienstag ihre Gnadenhochzeit. „Wir haben uns beim Tanz im Lokal Göhre in Gnölbzig kennengelernt. Er hat mich damals aufgefordert und ich habe ihn nicht mehr losgelassen“, erinnert sich Brigitte Schlenker zurück.

Die Folgen des Zweiten Weltkrieges haben das Paar im Teenager-Alter in den Salzlandkreis verschlagen. Die 92-jährige Brigitte Schlenker wurde in Breslau geboren und flüchtete mit ihrer Familie mit Handgepäck im Januar 1945 vor der heranrückenden Roten Armee aus ihrer Heimatstadt. Der 91-jährige Erich Schlenker stammt aus Basyrjamka (Bessarabien), lernte in den ersten drei Schuljahren sogar noch Rumänisch.

Der zweite Weltkrieg verschlug das Ehepaar Zenker in den Salzlandkreis

Im Zuge der Umsiedlung kam seine Familie über Kukus (1940/Tschechien), nach Saulendorf in den Warthegau (1942/Polen) und dann im Februar 1945 nach Gnölbzig. Kurz nach der Heirat kam Tochter Petra zur Welt. „Mir hätte ein Kind gereicht, aber meine Frau sagte, dass da das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“, plaudert Erich Schlenker ein klein wenig aus dem Nähkästchen. So kam fünf Jahre später mit Karla noch ein zweites Mädchen dazu. 1963 zog die Familie von Gnölbzig nach Nelben. Das glückliche Paar lebte dort bis zu seinem altersbedingten Umzug ins Pflegeheim im Jahr 2021.

„Solange wir konnten, haben wir gearbeitet“, so Brigitte Schlenker, die bis zur Rente in der LPG tätig war und dabei nicht nur Traktor fuhr, sondern auch sechs Jahre als „Erntekapitän“ auf dem Mähdrescher E512 war. Beim Rübenhacken fand die Landwirtin am 6. Juni 1980 sogar ein über 3000 Jahre altes Schwert, das zum Inventar des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle gehört und das sie 34 Jahre später noch einmal in den Händen halten durfte.

Ehepaar aus Könnern feiert Gnadenhochzeit: Immer Wert auf die Familie gelegt

Erich Schlenker legte 1950 seine Facharbeiterprüfung als Maschinenschlosser in Halle ab, arbeitete von 1955 bis 1960 auf der MTS in Belleben und anschließend zehn Jahre unter Tage im Otto Brosowski-Schacht in Augsdorf. Dort ließ er sich zum Elektriker ausbilden und war nach der Stilllegung des Kupferschachtes im Ziegelwerk in Könnern angestellt.

„Ich habe mich immer weitergebildet. Nebenbei haben Brigitte und ich noch einen Garten und einen halben Hektar Acker bewirtschaftet. Wir haben Tabak angebaut und die Pflanzen in Säcken mit dem Trabbi und einem Anhänger nach Glauzig gefahren“, so der Rentner, der mit seiner Brigitte sehr gern verreist ist, dabei viele Ecken von Deutschland gesehen hat. Aber auch Moskau und sein Heimatdorf in Bessarabien (Ukraine/Moldawien) besuchte Erich Schlenker.

Großen Wert hat das Paar auch auf die Familie gelegt, gemeinsam Geburtstage und Weihnachten mit den zwei Töchtern, vier Enkeln und sieben Urenkeln sowie weiteren Verwandten gefeiert. „Wir waren immer mindestens 20 Personen, haben unsere Hochzeitstage in Güsten, Ihlewitz oder Bernburg verbracht“, erzählt Brigitte Schlenker. Der nächste Familientreff steigt am 8. Oktober. Das „Gnadenpaar“ lädt zur Feier ins griechische Restaurant „Syrtaki“ in Könnern ein.