NS-"Euthanasie" Gedenkstätte für Opfer der NS-"Euthanasie" Bernburg: Räume werden modernisiert für neue Dauerausstellung

Bernburg - Selbst wenn Ute Hoffmann wollte: Momentan kann die Leiterin der Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ Bernburg keine Besucher in der Einrichtung empfangen. „Bis auf zwei Baulampen haben wir gerade keine Beleuchtung im Keller“, sagt Hoffmann.
Das wäre nicht nur gefährlich - man sieht auch nicht besonders viel. Die Besucher müssen sich daher etwas gedulden, denn in der Gedenkstätte wird gebaut. Die Räume im Keller werden für die neue Dauerausstellung „Die Vernichtung der ’Unbrauchbaren’“ vorbereitet.
30 Jahre alte Beleuchtung wird modernisiert
Momentan wird unter anderem die Beleuchtung erneuert. Die alte ist nach Informationen von Ute Hoffmann 30 Jahre alt. Auch die Wände bekommen neue Farben - abgestimmt auf das Thema.
Ab dem 20. August soll dann die neue Ausstellung aufgebaut werden, die dann am 2. September um 11 Uhr unter anderem von Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) eröffnet wird. Zumindest für Schulklassen soll mit Beginn des neuen Schuljahres improvisiert werden.
15.000 Besucher kamen 2017 in Dauerausstellung
Die bisherige Dauerausstellung, die sich im Vorjahr zwischen 14.000 und 15.000 Besucher angeschaut hatten, stammte aus dem Jahr 2006. Es war also an der Zeit, sie aufzufrischen. Seither sind nicht nur neue Erkenntnisse, etwa aus Stasi-Unterlagen, die Ute Hoffmann zuletzt in Magdeburg gewälzt hat, hinzugekommen.
„Auch die Rezeptionsgewohnheiten haben sich verändert“, sagt Hoffmann. Heutzutage müsse man nicht mehr so viele Hintergrundinformationen geben, sondern vielmehr Hinweise darauf, wo man bei Bedarf weitere Informationen findet.
„Die Ausstellung soll verständlich sein“
Besonders eines ist der Gedenkstätten-Leiterin wichtig: „Die Ausstellung soll verständlich sein“ - und zwar ohne umfassende Geschichtskenntnisse. Thematisiert wird auch dieses Mal die Geschichte der Tötungsanstalt in Bernburg, in der zwischen 1940 und 1943 mehr als 14.000 psychisch Kranke und Behinderte sowie Häftlinge aus Konzentrationslagern vergast wurden: eben die „Unbrauchbaren“.
An einer Medienstation können künftig auch Biografien von Opfern hinterlegt, und dann von den Besuchern eingesehen werden. Zudem wird es erstmals ein Totenbuch geben. Sie habe sich schwer damit getan, sagt Ute Hoffmann.
300.000 Euro kostet die Neugestaltung der Ausstellung
Aber letztlich habe man sich für eine Variante entschieden, in der alle Menschen, die zu Tode kamen, gleich behandelt werden: In dem Buch werden allein die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten veröffentlicht. Auch Sequenzen aus einem Prozess-Mitschnitt aus dem Jahr 1967 gegen einen ehemaligen Arzt werden zu hören sein.
300.000 Euro kostet die Neugestaltung der Ausstellung, die ausschließlich von Lotto Toto finanziert wird. Ohne diese Unterstützung wäre es nicht möglich, sagt Ute Hoffmann. (mz)