„Uns laufen die Mitarbeiter weg“ Gastronomin ruft zur Demonstration in Bernburg auf
Henriette Hellfritsch-Hüttl betreibt eigentlich das Caféhaus Henriette“ in Bernburg. Genehmigt der Salzlandkreis die Aktion?

Bernburg - Sechs Monate Nichtstun. Für die Selbstständige Henriette Hellfritsch-Hüttl ist das eine absolute Katastrophe, aber seit November bittere Realität. „Wir Selbstständige sind Arbeitstiere und haben uns bewusst dafür entschieden“, sagt die Unternehmerin, die normalerweise das Caféhaus Henriette am Markt in der Bernburger Talstadt betreibt - zumindest wenn nicht gerade das Coronavirus die gesamte Normalität auf den Kopf stellt.
Doch länger möchte die Gastronomin nicht mehr tatenlos zusehen und ruft deshalb am nächsten Samstag, 1. Mai, zu einer Protestaktion auf, die sich vor allem an betroffene Selbstständige in der Region und deren Mitarbeiter richtet.
Dabei soll mit einem Umzug, der um 10 Uhr auf dem Markt in der Talstadt beginnt und über die Fußgängerbrücke und Wilhelmstraße auf den Karlsplatz, die Lindenstraße und zurück führt, auf die dramatische Lage der Selbstständigen in der Stadt aufmerksam gemacht werden.
„Natürlich fließen Finanzhilfen, aber das Geld reicht bei weitem nicht. Zum Beispiel müssen wir unsere privaten Krankenversicherungen allein bezahlen“, sagt die Nienburgerin, die genauso wie viele andere Gastronomen wegen des Lockdowns keinerlei Einnahmen hat.
Dabei würde zumindest die Öffnung der Außengastronomie helfen. „Im März hatte ich bereits einen Antrag auf ein Modellprojekt gestellt“, erzählt die Gastronomin. Doch aufgrund der zu hohen Inzidenz wird daraus vorerst nichts.
„Die Mitarbeiter können nicht ewig mit 67 Prozent des Lohns leben.“
Henriette Hellfritsch-Hüttl, Café-Inhaberin
„Aber man kann es doch nicht nur an diesem einen Wert festmachen. Immer mehr Menschen werden geimpft und werden immunisiert“, sagt Henriette Hellfritsch-Hüttl, die auch noch ein zweites großes Problem auf die Selbstständigen in der Region zukommen sieht, neben den großen finanziellen Einbußen.
„Uns laufen die Mitarbeiter weg. Sie können nicht ewig mit 67 Prozent des Lohns als Kurzarbeitergeld leben. Einige suchen sich schon krisensichere Jobs, zum Beispiel in der Pflege“, sagt die Gastronomin, die nach der Wiedereröffnung der Gaststätten einen großen Personalmangel befürchtet.
Ob die geplante Protestaktion am 1. Mai tatsächlich stattfinden kann, hängt nun von der Kreisverwaltung ab, die noch prüfen muss, ob das neue Infektionsschutzgesetz dies erlaubt.