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Gastronomie in Bernburg Gastronomie in Bernburg: Neuer Wirt für das "Paradies"

Von Torsten Adam 10.02.2016, 14:29
Lothar Jänsch tritt in die zweite Reihe zurück, aber nicht ab. Ab 2017 übernimmt sein Sohn Peter die Geschäfte im Ausflugslokal „Paradies“, zu dem auch der bei Kindern beliebte Märchengarten gehört
Lothar Jänsch tritt in die zweite Reihe zurück, aber nicht ab. Ab 2017 übernimmt sein Sohn Peter die Geschäfte im Ausflugslokal „Paradies“, zu dem auch der bei Kindern beliebte Märchengarten gehört engelbert pülicher Lizenz

Bernburg - „Ich will nicht nur noch arbeiten in meinem Leben. Ich will einfach ein bisschen mehr Freizeit“, sagt Lothar Jänsch und verweist darauf, dass er noch als ehrenamtlicher Bürgermeister in Ilberstedt in der Pflicht steht. Der 62-Jährige hat aus diesem Grund seinen Pachtvertrag für das Bernburger Ausflugslokal „Paradies“ zum Ende dieses Jahres gekündigt - fünf Jahre, nachdem er mit großen Hoffnungen und Erwartungen samt seiner Familie Einzug ins „Paradies“ - ein Traditionshaus seit 1890 - gehalten hatte.

Zeit für einen Generationenwechsel

Der Ilberstedter wird sich jedoch nicht verabschieden, sondern lediglich ins zweite Glied rücken. „Es ist Zeit für einen Generationenwechsel“, sagt er. Und sein Blick wandert zu Sohn Peter, der ab 1. Januar 2017 den Laden schmeißen soll. Das „Paradies“ bleibt also in Familienhand. Auch mit Zustimmung des Verpächters, der Bernburger Freizeit GmbH (BFG). Deren Aufsichtsrat hat die Pläne bereits abgesegnet. „Die Vertragsunterschrift folgt noch im Februar“, erklärt BFG-Geschäftsführer Roland Reichelt.

Dass sein Sohn imstande ist, das Objekt weiter gut zu führen, daran hegt Lothar Jänsch keine Zweifel: „Er ist seit 15 Jahren in der Firma, von der Pike auf dabei und weiß, wo es langgeht“, lobt er den 30 Jahre alten Einzelhandelskaufmann. Das fehlende Rüstzeug soll dieser sich in den kommenden Monaten bei Seminaren holen. „Ich bilde mich weiter, damit ich bestehen kann“, geht Peter Jänsch die Herausforderung voller Motivation an.

Ein eingespieltes Team

Dabei kann er auf ein eingespieltes Team setzen, personelle Veränderungen sind nicht vorgesehen. Je nach Saison werden weiter fünf bis zwölf Beschäftigte für das „Paradies“ und den Stand auf dem Wochenmarkt tätig sein, darunter auch seine Mutter Marion, Bruder Lothar junior und Schwester Antje. Vater Lothar will ihm beratend zur Seite stehen und als passionierter Jäger auch weiter für frisches Wildbret auf den Tellern sorgen, schließlich hat sich das „Paradies“ besonders mit seinen Wildgerichten einen Namen gemacht.

Um das Jahr 1930 begann der damalige Gastronom Alfred Lahne damit, den zehn Jahre zuvor von ihm angelegten Steingarten mit Figuren aus Märchen der Gebrüder Grimm zu gestalten, die er auf Spielzeugmessen erworben hatte. Nach Zwangsverstaatlichung Ende der 1970er Jahre und Privatisierung mit der deutschen Wiedervereinigung erwarb die Stadt Bernburg das Grundstück 1996. Die BFG gestaltete den Anziehungspunkt für Familien in den Folgejahren noch attraktiver. Seitdem sind die dargestellten Märchen wie Hänsel und Gretel, Rapunzel oder Frau Holle auch in Kurzform zu hören.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, warum der Wirt dennoch nicht frei von Sorgen ist.

Lothar Jänsch hat den Schritt, das Ausflugslokal im Januar 2012 zu übernehmen, nie bereut: „Weil man hier kreativ sein kann“. Eben das habe ihm im Haus des Handwerks gefehlt, wo die Familie bis vor zwei Jahren eine erfolgreiche Suppenküche betrieben hatte. „Auch wirtschaftlich stehen wir gut da“, betont der 62-Jährige. Frei von Sorgen ist er dennoch nicht: „Uns fehlen qualifizierte Fachkräfte, weil kaum einer am Wochenende arbeiten will“, beklagt er. Dabei werde derjenige, der sein Handwerk gut versteht, auch gut bezahlt. Das erwarte er von einem momentan gesuchten zweiten Koch. „Es geht halt nicht, einen teuren Rehrücken zu verhunzen“.

Mehr Engagement von der BFG

Zudem wünscht sich Lothar Jänsch mehr Engagement von der BFG. Selbst habe man beispielsweise die Zäune gestrichen oder die Innenraumgestaltung übernommen, der Verpächter hingegen bislang nur das Nötigste getan. Wie im Vorjahr die Erneuerung der Steuerungsanlage von zwei Märchen im Märchengarten für 10 000 Euro, sagt Geschäftsführer Roland Reichelt. Dieses Jahr sei keine Investition im „Paradies“ vorgesehen.

Dafür ist die BFG der Wirtsfamilie bei den Öffnungszeiten entgegengekommen. „Wir haben sie jetzt an den Bedarf angepasst. Es gab viele Tage mit Leerlauf, das ging nicht so weiter“, sagt Lothar Jänsch. Im Gegensatz zu DDR-Zeiten, als draußen oft kein Platz mehr zu bekommen war, werde heutzutage 70 bis 80 Prozent des Umsatzes drinnen gemacht. Das Objekt sei prädestiniert für größere Feiern wie Hochzeiten. Momentan gebe es noch keinen Gaststättenbetrieb, nur Catering und private Feiern können gebucht werden. Ab März sind Gaststätte und Märchengarten freitags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet, in der Hochsaison von Juni und September auch donnerstags, in den Pfingst- und Sommerferien zusätzlich dienstags und mittwochs zu diesen Uhrzeiten. (mz)

Weitere Informationen im Internet unter www.bernburg-paradies.de