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Tag der Forschung an der Hochschule Anhalt Forschungspreise werden in Bernburg überreicht

An der Hochschule Anhalt sind in Bernburg/Strenzfeld zwei Preise für Arbeiten in Natur- und Umweltschutz sowie Technik vergeben worden. Wie hoch sie dotiert sind.

Von Thomas Weissenborn 25.11.2022, 12:04
 Annett Baasch (2. von rechts) und Fabian Herz (3. von rechts) sind mit den Forschungspreisen der Hochschule Anhalt geehrt worden. Ihre mit je 5.000 Euro dotierten Preise wurden von Josef Settele und Jörg Bagdahn (von links) sowie Sabine Tischew (rechts) überreicht.
Annett Baasch (2. von rechts) und Fabian Herz (3. von rechts) sind mit den Forschungspreisen der Hochschule Anhalt geehrt worden. Ihre mit je 5.000 Euro dotierten Preise wurden von Josef Settele und Jörg Bagdahn (von links) sowie Sabine Tischew (rechts) überreicht. (Foto: Thomas Weissenborn)

Bernburg/MZ - „Ab 1.600 Grad geht mir so richtig das Herz auf“, meint Fabian Herz scherzhaft und hat damit die Lacher im fast voll besetzten Hörsaal des Römerhauses an der Hochschule Anhalt in Strenzfeld auf seiner Seite. Der Professor ist am Mittwoch mit dem Forschungspreis der Hochschule geehrt worden, der mit 5.000 Euro dotiert ist.

Echtzeitsimulationen

Fabian Herz erarbeitet mit einem Team internationaler Forscher neue Verfahren und Produkte und kooperiert dabei mit Industriepartnern. Unter anderem entwickelt er neue Drehrohröfen, in denen bei sehr hohen Temperaturen unterschiedlichste Materialien verarbeitet werden. Solche Öfen stehen unter anderem bei Solvay oder Schwenk zur Produktion von Soda oder Zement. Bei Temperaturen von oft weit über 1.000 Grad ist es jedoch schwierig, direkt im Ofen Messungen durchzuführen. Deshalb entwickelt Fabian Herz mathematische Berechnungen, um Echtzeitsimulationen von Betriebszuständen in den Öfen zu ermöglichen. „Seine Forschungen tragen dazu bei, die Produktqualität zu erhöhen, Prozesse energetisch zu optimieren und Emissionen zu reduzieren“, sagte Sabine Tischew, Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit an der Hochschule Anhalt in ihrer Laudatio.

Zweiter Forschungspreis

Der zweite Forschungspreis ist an Annett Baasch vergeben worden. Die Professorin leitet derzeit drei große Projekte und erforscht unter anderem die Auswirkungen des Klimawandels auf Lebensräume in unserer Region. Trockenschäden am Wald in weiten Teilen Sachsen-Anhalts werden dabei beispielsweise untersucht.

Biologische Bekämpfung

Darüber hinaus forscht Annett Baasch an verschiedenen Bekämpfungsmethoden gegen den Eichenprozessionsspinner, der an Bäumen ebenfalls große Schäden anrichtet. Dabei zieht sie besonders biologische Methoden durch natürliche Fraßfeinde der Schädlinge in Betracht. Das dritte Projekt befasst sich mit der Biodiversität in mitteldeutschen Trockengebieten. Passend zu diesen Forschungsgebieten fügte sich der Einstiegsvortrag an diesem Nachmittag ein. Josef Settele, Biologe, Wissenschaftler und Professor am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle sprach zum Thema „Förderung von Biodiversität“. Er wies auf die Dramatik der Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren hin, räumte aber auch mit manchem Vorurteil auf. So sei die Honigbiene zum Beispiel keine gefährdete Art. Die Imkerei sei auf dem Vormarsch, stellte Josef Settele fest.

Bestäuber für Nutzpflanzen

Anders sieht es bei Wildbienen, Schmetterlingen, Käfern und Schwebfliegen aus. Allein in Naturschutzgebieten sei im genannten Zeitraum ein Rückgang der Biomasse um drei Viertel zu verzeichnen. „Viele dieser Insekten sind wichtige Bestäuber für Nutzpflanzen“, hob Josef Settele hervor. „75 Prozent der für Menschen wichtigen Nutzpflanzen sind von Tierbestäubern abhängig“, betonte er. „Ohne Tierbestäuber drohen Ertragsverluste von 90 Prozent“, prognostizierte der Biologe. Als Ursachen des Rückgangs der Anzahl der Insekten und des verstärkten Artensterbens machte er die Umwandlung natürlicher Flächen, die intensive Bewirtschaftung, den Einsatz von Pestiziden, Krankheiten und Schädlinge, den Klimawandel und invasive Arten aus. Zum Abschluss des Tages der Forschung an der Hochschule sind verschiedene Dissertationen vorgestellt und ein Gründerpreis vergeben worden.