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Festival am Concordiasee Festival am Concordiasee: Offen mit Depressionen umgehen

Von Andreas Braun 14.06.2018, 13:57
Auf dem Stadtfest in Bernburg angelte sich Thomas Rettig die Songschreiberin Kerstin Ott für ein Interview.
Auf dem Stadtfest in Bernburg angelte sich Thomas Rettig die Songschreiberin Kerstin Ott für ein Interview. privat

Bernburg - Der Concordiasee ist zum 2. Mal ein Treffpunkt des Begegnungsfestivals. Als Untertitel heißt es: „Visionen des Festivals für seelische Gesundheit“.

Veranstalter Thomas Rettig hatte im vergangenen Jahr am See bei Schadeleben das Festival ins Leben gerufen.

Nun erlebt es unter dem Namen „Concordial“, die Vereinigung von Concordia und Festival, die zweite Auflage. Es startet am 26. Juli und endet am 30. Juli.

Festival am Concordiasee: Auf die Gesundheit

Im vergangenen Jahr hieß es noch „Vollmondfestival“. Doch das sei irgendwie nicht passend, sagt Rettig, der aber vom Erfolg der Premiere überrascht war und gleichzeitig ermutigt, es fortzusetzen.

„Aus ganz Deutschland kamen Menschen. Es war eine super Feier, die einfach Leute zusammengebracht hat. Es gab Spaß und Infos. Die Mischung war gut. So kann es gelingen, Scheu abzubauen und besser miteinander umzugehen“, zeigt Rettig das Ziel der Veranstaltung auf.

Festival am Concordiasee: Alles in lockerer Atmosphäre

Der Bernburger will Menschen, die unter Depressionen leiden, helfen mit der Krankheit umzugehen.

Das sollte aber in lockerer Atmosphäre sein.

Das heißt, es gibt Information, Aufklärung und das Thema Integration spielt eine große Rolle, so Rettig. Wichtig sind dabei Partner, die so eine Veranstaltung ermöglichen.

Einen großen Part übernimmt dabei die Seeland GmbH. Aber auch der Schadelebener Bürgermeister sowie Kliniken, die depressive Menschen betreuen, und Therapeuten und natürlich Musikbands gehören dazu.

Doch das Vergnügen und die Entspannung durch Musik, Tanz und Workshops sowie durch Tai-Chi und Qigong komme nicht zu kurz.

Festival am Concordiasee: So mancher Tipp soll helfen

„Das Angebot richtet sich an Betroffene. Und damit meine ich auch Angehörige von an Depression erkrankten Menschen, denn die müssen auch damit umgehen und so mancher Tipp hilft dabei. Das ist alles auf dem Festival machbar, ohne Druck und ohne Zwang“, so Rettig, der selbst gerade wieder ein wenig am Boden ist.

Rettig leidet seit einigen Jahren, als er durch den Job als Selbstständiger kaputt war, an Depressionen, geht damit offen um.

„Man sieht es einem Menschen nicht an, ob er depressiv ist oder nur mal schlechte Laune hat. Man kann lächeln und lachen und Lustig sein und dabei geht es einem sehr schlecht.

Warum? Da braucht es nicht mal einen Grund. Aber meist ist es, wenn irgend ein Druck entsteht, dem man ausgesetzt ist oder sich selbst unter Druck setzt“, sagt Rettig.

Festival am Concordiasee: Manche Dinge fordern ihren Tribut

Bei ihm gibt es diesen Grund.

Rettig hatte sich in verschiedene Projekt gestürzt, um seine Erfahrungen zu teilen und anderen damit zu helfen. Doch das forderte seinen Tribut.

„Ich habe sehr viel Unterstützung erfahren und auch einiges weitergeben können. Doch derzeit muss ich an mich denken“, so Rettig, der das Festival dennoch durchzieht.

Danach wird Rettig dann selbst Hilfe in Anspruch nehmen müssen und er will es auch.

Seine Sendung „Radio Depressione“ bei der Harz-Börde-Welle ist momentan ausgesetzt.

Festival am Concordiasee: Guter Wille reicht nicht immer

„Es ging nicht mehr. Ich wollte ja in der Livesendung zeigen, wie es ist, wenn man sich nicht gut fühlt und sich trotzdem zusammenreißt. Aber allein mit gutem Willen ist das eben nicht zu machen“, sagt Rettig, der nicht damit rechnet, vor Oktober wieder hinter dem Mikro zu sitzen. Vorlauf schafft er sich dennoch.

Das Stadtfest in Bernburg nutzte er, um mit Songschreiberin und Sängerin Kerstin Ott ein Interview zu führen.

Kerstin Ott hatte 2005 das Lied „Die immer lacht“ für eine kranke Freundin geschrieben.

2016 erlangte der Titel dann einen Megaerfolg, als ihn „Stereoact“ neu arrangierte.

„Ihre Lieder passen einfach und es war ein tolles Gespräch“, sagt Rettig. Er hat seine Aktivitäten eingeschränkt und konzentriert sich auf die Arbeit für das Festival und für eine Kommission des Landes, die medizinische Einrichtungen für psychisch Erkrankte besucht und einschätzt. (mz)