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Fachklinikum Bernburg Fachklinikum Bernburg: 88-Jähriger erschlägt seinen 90-jährigen Mitbewohner

03.07.2018, 16:00
Verwaltungsgebäude des Fachklinikums der Salus GmbH in Bernburg (Salzlandkreis)
Verwaltungsgebäude des Fachklinikums der Salus GmbH in Bernburg (Salzlandkreis) dpa-Zentralbild

Bernburg - Eine schwere Gewalttat hat sich offenbar im Fachklinikum Bernburg ereignet. Wie die Polizei mitteilte, wurde sie Dienstagnacht gegen 1.50 Uhr informiert,  dass ein Patient der alterspsychiatrischen Abteilung seinen Mitbewohner getötet haben soll.

Nach derzeitigem Erkenntnisstand verstarb das 90-jährige Opfer, ebenfalls Patient der alterspsychiatrischen Abteilung, an den Folgen stumpfer Gewalteinwirkung.

Der 88-jährige Mitbewohner ist der Tat dringend verdächtig und wurde vorläufig festgenommen. Aufgrund seines Krankheitsbildes und einer damit einhergehenden Haftuntauglichkeit befindet er sich derzeit noch im Fachklinikum.

Weiterführende Ermittlungen zur Tat, den Tatumständen oder Motiven dauern an, können aber laut Polizei derzeit aus ermittlungstaktischen Gründen nicht veröffentlicht werden.

Es gab keinerlei Anzeichen im Vorfeld

„Diese Tragödie macht uns alle sehr betroffen“, sagte Salus-Sprecherin Franka Petzke gegenüber der MZ. Auch wenn auf der Station zum Teil Patienten mit Eigen- und Fremdgefährdung untergebracht sind und diese deshalb durch das Personal besonders intensiv überwacht würden, habe es im Vorfeld bei dem Tatverdächtigen keinerlei Anzeichen für solch eine Gewaltattacke gegeben.

Täter und Opfer haben in einem Zimmer gewohnt

Nach MZ-Informationen wohnten der mutmaßliche Täter und das Opfer  gemeinsam in einem Zimmer des erst vor einem Jahr neugebauten Stationsgebäudes. 

Während die obere Etage des modernen Komplexes suchtkranke Patienten beherbergt, können im Erdgeschoss  bis zu 16 Menschen mit alterspsychiatrischen Erkrankungen behandelt werden. Dort kam es zu der Tragödie.

Welches Krankheitsbild der mutmaßliche Täter hat, dazu wollte sich Salus-Sprecherin Franka Petzke unter Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht nicht äußern. Die Mehrzahl der hier betreuten Senioren leide unter Demenz. Aber beispielsweise auch Depressionen und schizophrene Psychosen würden auf dieser Station behandelt.

Gutachter muss Schuldfähigkeit klären

Da der 88-Jährige krank war, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass seine Steuerungsfähigkeit während des Übergriffs eingeschränkt war. Ob er tatsächlich im Zustand der Schuldunfähigkeit gehandelt hat, wird wohl ein vom Gericht bestellter Gutachter klären müssen.

Laut Franka Petzke habe es bisher solch eine Gewalttat im Bernburger Fachklinikum nach ihrem Wissen noch nie gegeben.

Für öffentliche Schlagzeilen in der jüngeren Vergangenheit hatten Psychiatrie-Patienten aus anderen Gründen gesorgt: Im April 2017 brachte sich ein 33-Jähriger mit einen Sprung in die eiskalte Saale selbst um. Ebenfalls durch einen Suizid in der Saale war eine 78-jährige Patientin vor 15 Jahren gestorben.

Vermisste Patientin ist tot

Traurige Gewissheit gibt es  im jüngsten Fall: Eine seit dem 25. Februar dieses Jahres vermisste Frau ist tot.

Die 55-jährige aus  Barby, die sich auf eigenen Wunsch stationär in der Psychiatrie aufnehmen ließ, hatte sich an jenem Sonntag zu einem Spaziergang aus der Klinik verabschiedet. Fährtenhunde hatten ihre Spur an zwei unterschiedlichen Stellen am Saale-Ufer verloren.

Wie die Polizei nun auf MZ-Nachfrage mitteilte, sei der Leichnam in Bernburg im Keller eines Hauses gefunden und  identifiziert worden.

Wann genau, dazu wollte sich ein Reviersprecher aus taktischen Gründen nicht äußern. Nach bisherigen Erkenntnissen lasse sich jedoch ein Gewaltverbrechen ausschließen. (mz)