Existenzgründer in Bernburg Existenzgründer in Bernburg: Rock in der Werkstatt

Bernburg - In seinem Traumberuf hat Matthias Gossens in ein und dem selben Bernburger Autohaus bereits seit 25 Jahren gearbeitet. Jetzt hat er sich einen weiteren Wunsch erfüllt: eine eigene Werkstatt. Dort wo früher die Familie Gastrich ihre beliebten Brausen produzierte und später der Getränkefachmarkt Gratzik eingerichtet war, erwartet der 43-Jährige seit wenigen Wochen seine Kundschaft. „Wir haben erstmal die Autos im Bekannten- und Freundeskreis abgearbeitet“, sagt Ehefrau Christina, die sich um die Büroarbeit kümmert.
Zufrieden mit den ersten Wochen
Das Geschäft sei ganz gut angelaufen. „Wir hoffen auf einen festen Kundenstamm. Wir hatten auch schon interessierte neue Laufkundschaft hier, die mit ihrer bisherigen Werkstatt nicht zufrieden war“, sagt Matthias Gossens, der sich in der für jeden Autotypen offenen Werkstatt zunächst von einem festangestellten Mechaniker unterstützen lässt und sich weitere Optionen offenhält.
Nach dem Abschluss an der damaligen Gagarin-Schule und der Lehre zum Kfz-Mechaniker arbeitete der Bernburger weiter an seiner beruflichen Karriere, ließ sich zum Service- und Diagnosetechniker sowie Kundenberater weiterbilden. Zuletzt war er als Kundendienstleiter in den drei Filialen seines früheren Arbeitgebers tätig, wo auch seine Frau nach 30 Jahren bei der Postbank beschäftigt war.
2006 legte der 43-Jährige seine Meisterprüfung ab, hatte bereits damals den Traum von der Selbstständigkeit im Auge, der sich in den vergangenen Monaten konkretisierte. Per Zufall hörte er von der leerstehenden Halle zwischen Serumwerk und Esso-Tankstelle an der Halleschen Landstraße, schnell fiel die Entscheidung, sie zu pachten.
Wenngleich es enorm viel zu Renovieren gab. Mit Hilfe des Vermieters sowie Freunden und Familie verwandelte sich das sanierungsbedürftige Gebäude Stück für Stück in ein großräumiges, 1200 Quadratmeter umfassendes Autohaus, das Moderne mit altem Industriecharme verbindet. „Seit März haben wir selbst rund 4000 Quadratmeter Wandfläche gemalert“, sagt Christina Gossens.
Gebrauchtwagen-Verkauf geplant
Spätestens 2017 will das Paar, das seit 19 Jahren liiert ist und sich damals ganz klassisch in der Disco kennen gelernt hatte, nicht nur Werkstatt-Dienstleistungen anbieten, sondern auch junge Gebrauchtfahrzeuge aller Fabrikate verkaufen. Gut möglich, dass dann der eine oder andere Kunde sich von guter Musik inspirieren lässt. Denn Matthias Gossens will hier Rockkonzerte veranstalten und seine guten Kontakte in der Musikszene nutzen.
Er selbst ist seit der Jahrtausendwende Schlagzeuger bei der „Rolling-Stones“-Coverband „Sticky Strings“, trommelte zuvor bei verschiedenen anderen regionalen Gruppen. Neben dem liebgewonnenen Hobby findet der 43-Jährige am besten den Ausgleich zum Beruf bei gemeinsamen Touren mit seiner Frau am Wochenende ins Grüne. Nicht wie man von frischgebackenen Autohaus-Besitzern vielleicht erwarten könnte, mit dem Auto, sondern ganz entspannt auf Fahrrädern.
Bisher nichts bereut
Seinen Entschluss, den auch mit Risiken verbundenen Sprung in die Unabhängigkeit zu wagen, hat der gebürtige Bernburger bislang nicht bereut. „Ich schlafe nachts nicht unruhiger“, sagt er mit einem Lächeln auf den Lippen. Ob der 16-jährige Sohn Leon irgendwann mal in die Fußstapfen seiner Eltern tritt, soll ihm überlassen bleiben. „Er absolviert gerade in der Salus-Klinik sein Freiwilliges Soziales Jahr, hat eher eine soziale Ader“, sagt seine Mutter.
Geöffnet ist das Autohaus Gossens, Hallesche Landstraße 105c, montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samtags nach Vereinbarung, Telefon 03471/6 23 40 40. (mz)