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  7. Eisenbahn-Ausstellung des AMC lockte am Wochenende ins Bernburger Klubhaus der Jugend

Fahrende Sparbüchsen Eisenbahn-Ausstellung des AMC lockte am Wochenende ins Bernburger Klubhaus der Jugend

Welche verblüffenden Details die Besucher staunen lässt.

Von Sebastian Möbius 01.11.2021, 14:00
Der Bahnhof Güntersberge im Harz wurde in Miniaturformat nachgebaut.
Der Bahnhof Güntersberge im Harz wurde in Miniaturformat nachgebaut. Foto: Möbius

Bernburg/MZ - Auf 300 Quadratmetern im Klubhaus der Jugend sind am Wochenende eine Vielzahl von Zügen durch verschiedenste Landschaften gerollt. Erneut möglich gemacht hat das der Anhaltinische Modellbahnclub Bernburg (AMC).

Zwei Menschen mit Mund- und Nasenschutz streiten sich im Winter an einer Bushaltestelle um eine Rolle Klopapier. Daneben weist ein großes Schild darauf hin, dass im Bus eine Maske zu tragen und der Abstand zu gewährleisten ist. Nebenan finden in einem Supermarkt „Hamsterkäufe“ statt. Was wie eine typische Szenerie aus der Corona-Pandemie klingt, ist in Wirklichkeit ein Ausschnitt einer Modelleisenbahnanlage. Es sind die feinen Details der AMC-Herbstschau, die nicht jedem Betrachter sofort ins Auge springen.

Große Kinderaugen

Insgesamt sieben Modellanlagen waren ausgestellt. Mal eine Winterlandschaft, mal der detailgetreue Nachbau des Bahnhofs Güntersberge im Harz. Da staunten nicht nur Kenner und Liebhaber, sondern auch der zweijährige Finn Pfeiffer. Seine Großeltern besuchten mit ihm zum ersten Mal eine derartige Ausstellung. Der Junge war hellauf begeistert: „Schau mal da, Opa, noch ein Zug“.

Ebenfalls erfreut zeigte sich Thomas Beyer, Vorsitzender des AMC, als er vor dem Modell „Selketalbahn“ stand. In dem 35 Meter langen Nachbau des Originals stecken mittlerweile 40.000 Euro.

Ein teures Hobby, wie Beyer sagte, aber mit der Zeit sei aus dem Freizeitspaß eine richtige Leidenschaft geworden. „Im Grunde genommen sehen wir auf den ganzen Modellplatten fahrende Sparbüchsen“, so Beyer lachend. Seit der Vereinsgründung 1999 ist er mit dabei und es mache ihm heute noch genau so viel Spaß wie in den Anfangsjahren. „Aktuell sind wir dabei, all unsere Fahrzeuge auf das CAR-System umzurüsten. Dabei bekommen die Autos und Züge einen Magneten auf der Unterseite. Und in den Modellen werden Sensoren und Drähte installiert, damit sie vollautomatisch auf der Strecke fahren“, erklärte der Vereinschef.

Der zwei Jahre alte Finn Pfeiffer bekam in Begleitung seiner Großeltern leuchtende Augen.
Der zwei Jahre alte Finn Pfeiffer bekam in Begleitung seiner Großeltern leuchtende Augen.
Fotos: Sebastian Möbius

Ein Stück Fernsehgeschichte

Zudem sei eine neue Platte mit einer Parkbahn, dazugehöriger Stadt, Staudamm und einem Krankenhaus in Bau. Und sogar die deutsche Fernsehgeschichte findet sich in diesem Modell wieder. „Wir haben das Krankenhaus in optischer Anlehnung an die Schwarzwaldklinik gebaut. Das wird ein richtiger Hingucker werden“, glaubt Thomas Beyer. Erstmalig ausstellen möchte der AMC das neue Schmuckstück auf dem „Tag der Regionen“ 2022 in Staßfurt.

Die Pandemie hat auch dem AMC ordentlich zu schaffen gemacht. Einnahmen waren kaum möglich, da diese ausschließlich über Ausstellungen generiert werden. „Umso schöner ist es, dass wir jetzt unsere Arbeit der Öffentlichkeit präsentieren können“, sagt Beyer. Und für dieses Jahr soll auch noch nicht Schluss sein. Wenn sich die pandemische Lage nicht verschlimmern sollte, ist Ende Dezember ein „Winterspecial“ im Klubhaus der Jugend geplant.

Von Opa und Vater inspiriert

Am Nachwuchs mangelt es dem Club nicht. Für die jüngeren Modellbau-Begeisterten gibt es sogar eine „Schülerplatte“, die ausschließlich von den jugendlichen Mitgliedern gestaltet wurde. Dazu gehört Dorian Ehrich. Der 13-Jährige ist seit drei Jahren Mitglied im Verein und bastelt zudem privat an einer eigenen Modellanlage in seinem Kinderzimmer. Durch Opa und Papa hat er diese Leidenschaft für sich entdeckt und dann selbst angefangen, eine eigene Platte zu bebauen. Diese umfasst mittlerweile einen Bahnhof und einen separaten Güterschuppen. Hinzu kommen Lokomotiven aus den 60er Jahren. Diese hat er vom Großvater geerbt.

„Ich bin aktuell dabei, meine privaten Modellfahrzeuge auf das CAR-System umzurüsten. Das kostet zwar neben viel Arbeit auch einiges an Geld, jedoch zahlt sich das im Endeffekt definitiv aus“, sagt der Achtklässler. Dass der Gymnasiast ein Händchen fürs Detail hat, ist im Klubhaus zu sehen. Wenn eine Bahn mal nicht wie geplant fährt oder steckenbleibt, wird sie vorsichtig gesäubert und zurück auf die Schiene gesetzt. In Zukunft möchte Dorian einen handwerklichen Beruf erlernen und nach seinem Schulabschluss am liebsten als Mechaniker arbeiten.

Beim AMC sind neue Mitglieder gern gesehen. „Wer handwerkliches Geschick hat und sich für Modelleisenbahnbau interessiert, kann bei uns jeden Samstag von 16 bis 20 Uhr im Klubhaus der Jugend vorbeikommen und sich vorstellen“, sagt Vereinschef Thomas Beyer. Für die nächsten Jahre ist zudem angedacht, den AMC international bekannt zu machen, wie er verrät. In zwei bis drei Jahren möchten sich die Modelleisenbahner mit ihrem Stück „Selketalbahn“ auf einer internationalen Messe in Utrecht (Niederlande) präsentieren und so ein Stück Sachsen-Anhalt der Welt zeigen.