1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Einfach Prinzessin: Einfach Prinzessin: Die Schule ist ein Dorf

Einfach Prinzessin Einfach Prinzessin: Die Schule ist ein Dorf

Von Andreas Braun 01.07.2018, 08:56
Eilika von Anhalt will Konzepte für ein neues Bildungssystem erstellen.
Eilika von Anhalt will Konzepte für ein neues Bildungssystem erstellen. Andreas Braun

Bernburg - „Wir sind die Schüler von heute, die in den Schulen von gestern, mit Lehrern von vorgestern und Methoden aus dem Industriezeitalter, auf die Probleme von morgen vorbereitet werden.“

Das Zitat steht auf einer Homepage, die für eine Reform der Schule einsteht und Konzepte entwickeln will.

„Bureau Anhalt“ steckt hinter der Idee, das Bildungssystem zu hinterfragen, neue Ansätze zu erarbeiten und auszuprobieren, sagt Eilika von Anhalt.

Sie ist Geschäftsführerin vom „Bureau Anhalt“, das noch eine junge Geschichte hat.

Schule wie ein kleines Dorf

Die Schule soll wie ein kleines Dorf aufgebaut werden, sagt die 33-jährige Gründerin der Initiative.

„Schüler sind die Gemeinschaft, die dieses Dorf bewohnen, mitgestalten und die Verantwortung dafür tragen. Die Möglichkeiten, das Lernen aktiv und kreativ zu gestalten, sind unendlich. Ob Werkstatt, Schulküche, Schulgarten, Skatepark, Schultheater, Musikstudio“, sagt Eilika von Anhalt.

Zehn Mal „Werk-Stadt“ in Sachsen-Anhalt

Dabei sind die Projekte so konzipiert, dass sie sich an den Lehrplan anpassen und fächerübergreifend in den Schulalltag einfließen.

In Magdeburg wird in diesem Jahr noch eine „Werk-Stadt“ gebaut. Zehn sollen es insgesamt an Sachsen-Anhalts Schulen werden.

Hinter dem Projekt steckt die Idee, praxisorientiertes und lebensnahes Lernen an Schulen zu fördern, so Eilika von Anhalt. „Mir hat es nicht geschadet, dass ich Schweißen und Schreinern in der Schule gelernt habe“, sagt die Prinzessin mit handwerklichen Fähigkeiten.

Notgedrungen in England zur Schule gegangen

Doch Eilika von Anhalt ist nicht in Deutschland in die Schule gegangen. Sie wurde von ihrem Vater, Eduard Prinz von Anhalt, und ihrer Mutter Corinna nach England geschickt.

Aus gutem Grund, wie ihr Vater sagt. Sie habe eine Lese- und Rechtschreibschwäche gehabt und in Deutschland habe es keine Schule gegeben, die ihr eine Bildung vermitteln konnte, mit der sie sich im Leben etwas aufbauen konnte.

Heute merkt man nichts davon, dass der Schulstart nicht so einfach war. Sie absolvierte ihr Studium in Spanien und Deutschland in verschiedenen Kreativ-Bereichen wie Grafik-Design, Interior-Design und Werbung.

Adelstitel kann auch Türöffner sein

Das Wissen und ihre Erfahrungen will die alleinerziehende Mutter eines siebenjährigen Sohnes und einer vierjährigen Tochter auch dem Stammland der Familie zugute kommen lassen.

Dass Eilika als Prinzessin geboren wurde, das lag nicht ihrer Hand. Aber sie hat nun einmal den Status und auch einen Namen mit über 1.000-jähriger Geschichte.

„Es kam die Zeit, da habe ich mir gedacht, was kann ich denn mit dem Namen anfangen?“ Schnell stellte sie fest, dass so ein Titel auch Türöffner sein kann.

Die Anhalter ticken gut

Und so zog sie 2009 nach Berlin. „Es war ein guter Schritt. Ich war Anhalt näher und wollte sehen, wie die Menschen hier ticken.“

Sie ticken komplett anders als in München, in der heilen Welt von München, sagt sie. Aber sie ticken gut. „

Die Menschen sind offen. Sie lassen sich auf Neues ein. Es ist sehr schön, dass ich umgezogen bin nach Berlin. Nach Ostberlin“, fügt sie an. Zu Dessau hat sie als Designerin wegen des Bauhauses ein besonderes Verhältnis.

Doch Anhalt, das war nicht immer nur ein Wohlklang in ihren Ohren.

„Als Kinder haben wir nicht ,Juchhu’ geschrien, wenn es nach Anhalt ging. Das hieß für uns von Schloss zu Schloss zu Schloss“, schmunzelt sie, wenn sie sich daran erinnert, als sie mit ihren Eltern und ihren beiden Schwestern in die Heimat ihrer Vorfahren losfuhren.

Verpflichtung angenommen

Die Geschichte der Familie habe sie natürlich mitbekommen und die Verpflichtung. Die nehme sie an. Aber nicht so emotional wie ihr Vater, der die Flucht aus Ballenstadt erlebt hatte.

„Für mich ist die Geschichte eben Geschichte und nicht gleichzeitig Gegenwart“, sagt sie. (mz)