Ehejubiläum Ehejubiläum: Maiglöckchen im Februar

Bernburg - Mit einem gemütlichen Mittagessen im Bernburger „Lindenhof“ und einem Violinen-Konzert begingen Jutta und Siegfried Kutscher ihren ganz besonderen Tag. Das Duo „Mantjes“ (Antje Volkers und Tochter Laura) spielten unter anderem auch das Lieblingslied des Paars „An der Saale hellem Strande“.
Vor fast genau 65 Jahren gaben sich die beiden Eheleute Jutta und Siegfried Kutscher das Ja-Wort und sind seit dem 19. Februar 1955 ein Herz und eine Seele. Anlässlich der „Eisernen Hochzeit“ ließen sich die Jubilare im ältesten Lokal der Saalestadt Kaßler und grüne Bohnen sowie Schnitzel mit gebratenen Pilzen schmecken. Mit am Tisch saßen auch Tochter Sigrid (65), Schwiegersohn Heinz (66) sowie der engste Freundeskreis.
Siegfried Kutscher: „Wir haben Bernburg nur während unserer Urlaubsreisen verlassen.“
„Bernburg ist der schönste Ort der Welt. Hier habe ich meine Jutta kennen gelernt. Hier haben wir unsere Tochter groß gezogen und gearbeitet. Wir haben Bernburg nur während unserer Urlaubsreisen verlassen. Unsere Hochzeitsreise ging mit einem Jahr Verspätung an die Ostsee nach Kühlungsborn“, plauderte Siegfried Kutscher, der am Sonntag seinen 86. Geburtstag feiert, aus dem Nähkästchen.
Die Eheleute haben viele Dinge gemeinsam. Beide wurden in Bernburg geboren, erlernten in Friedenshall den Beruf des Schlossers und arbeiteten über und unter Tage im Kaliwerk. Jutta Kutscher war später als Lohnbuchhalterin tätig. Ihre Väter Paul und Walter waren Kumpel und musizierten gemeinsam im Bernburger Spielmannszug. „Ich habe Jutta schon nackig gesehen, als sie als zweijähriges Mädchen im Kinderwagen lag“, sagte Siegfried Kutscher schmunzelnd.
Richtig gefunkt hat es zwischen den beiden waschechten Bernburgern auf einem Tanzabend im Frühjahr 1954 im Viktoriapark. „Wir hatten uns verabredet. Als ich kam, hatte er jedoch schon eine andere im Arm. Aber dann haben wir unsere Partner stehen gelassen“, berichtete Jutta Kutscher, die mit ihrem Siegfried ins Glück tanzte.
Kurz vor der Hochzeit mit einem Maiglöckchenstrauß erblickte Tochter Sigrid (65) das Licht der Welt. Das glückliche Paar bekam in der Mozartstraße die erste Wohnung und lebt seit 1961 in der Ernst-Barlach-Straße.
„Siegfried benötigt immer einen kleinen Anstoß, macht aber dann auch das, was ich sage“
Daheim hat Jutta die Hosen an. „Siegfried benötigt immer einen kleinen Anstoß, macht aber dann auch das, was ich sage“, so die Ehegattin, die diese Schwäche ihres Manns toleriert, genau wie er die kleinen Ecken und Kanten seiner Frau. Das Erfolgsrezept des jahrzehntelangen harmonischen Zusammenlebens beschreibt Tochter Sigrid so: „Meine Eltern sind einmalig.
Zwischen ihnen ist nie ein verletzendes Wort gefallen. Sie waren ehrlich zueinander und konnten sich aufeinander verlassen. Von einem Streit habe ich nie etwas mitbekommen.“
Blindes Verstehen und enge familiäre Bindung
Das blinde Verstehen und die enge familiäre Bindung haben Jutta und Siegfried Kutscher auch geholfen, einen schweren Schicksalsschlag gemeinsam mit ihrer Tochter Sigrid und Schwiegersohn Heinz zu verarbeiten. Ihre Enkelin wurde vor 23 Jahren urplötzlich aus dem Leben gerissen, saß aber bei der „Eisernen Hochzeit“ von Omi und Opichen symbolisch mit am Tisch. Daneben stand der Maiglöckchenstrauß, der seit 65 Jahren fester Bestandteil des Hochzeitstags der Kutschers ist – einmalig, wie das eiserne Paar. (mz)