Ehejubiläum Ehejubiläum: Inge und Walter Wiemann geben sich zweimal das Ja-Wort

Bernburg - Kennengelernt haben sich Inge und Walter Wiemann Anfang der 1950er Jahre auf der Tanzfläche in Dröbel. Hier schwoften beide zum Walzer über das Parkett der ehemaligen Gaststätte Sperling. Inzwischen sind sie 65 Jahre verheiratet und feiern am Donnerstag ihre Eiserne Hochzeit.
Wer wen zuerst aufgefordert hat, können beide heute nicht mehr sagen. Viel wichtiger ist aber auch, wie die Geschichte weitergeht, nämlich vom Parkett auf die Kegelbahn. In der Dröbelschen Gaststätte „Vesper“ spielten beide beim Kegelverein „Rot-Weiß Dröbel“ Turniere und reisten so in ihren jungen Jahren viel durch die Region. „Das war unsere Sturm-und-Drang-Zeit“, sagt der 90-jährige gelernte Kraftfahrzeughandwerker Walter Wiemann.
„Zuerst waren wir auf dem Standesamt und dann bei der Schwiegermutter zum Mittagessen“
Gesetzter wurde es erst, als sie heirateten und später die Kinder kamen. Der Tag ihrer Hochzeit am 3. September 1955 ist beiden noch gut in Erinnerung: „Zuerst waren wir auf dem Standesamt und dann bei der Schwiegermutter zum Mittagessen“, sagt die 87-jährige gelernte Damenschneiderin Inge Wiemann.
Von da aus gingen beide auf eine etwas ungewöhnliche Hochzeitsreise. „Wir haben uns in den Zug gesetzt bis nach Mosigkau und sind dann sieben Kilometer zu Fuß bis kurz vor Quellendorf gewandert“, erzählt Walter Wiemann. Dort in der Nähe war eine Bierschenke und ein Bauernhof, wo beide aber nicht entspannt die Füße hochlegten, sondern prompt die feierliche Kleidung wechselten. „Wir haben uns umgezogen und den Stall ausgemistet“, sagt Ehefrau Inge. „Auf dem kleinen Bauernhof konnte man sich nicht hinsetzen und faulenzen.“
Hochzeitsfeier an Weihnachten nachgeholt
Die Hochzeitsfeier im „schicken Rahmen“ wurde aber nachgeholt: An Weihnachten im selben Jahr gaben sich beide noch einmal in der Kirche in Dröbel das Ja-Wort.
Zu dem kleinen Bauernhof sind beide später noch öfter gefahren, dann aber immer mit den beiden Söhnen Ulrich und Frank im Gepäck. Die Arbeit im Stall, das Wühlen in der Erde und die Verbundenheit mit der Natur, das war immer schon ihr Ding, sagt Inge Wiemann. „Vor allem Blumen mag ich, da habe ich einen grünen Daumen.“
Die stattliche Trauwerweide hinter dem Haus
Prächtige Zeugen dafür finden sich heute in- und außerhalb des Wohnhauses der Wiemanns. Als beide zum Einzug in die Wohnung einen Blumenstrauß bekamen, fand sich dazwischen ein kleiner Trauerweidenzweig. „Den habe ich ins Wasser gestellt und er hat Wurzeln bekommen“, sagt Inga Wiemann. Also hat Ehemann Walter den Senker in den Boden hinter dem Haus eingepflanzt. Heute steht hier eine meterhohe Trauerweide.
In der Wohnung hat Blumenfee Inge Orchideen auf ihrer Fensterbank aufgereiht. Eine der violett blühenden Schmuckstücke stammt vom vergangenen Hochzeitsjubiläum: Vor fünf Jahren brachte Bernburgs Bürgermeister Henry Schütze den beiden anlässlich ihrer Diamanthochzeit eine Orchidee als Geschenk vorbei. „Und die blüht heute noch“, sagt Inge Wiemann. (mz)