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Dinosaurierausstellung in Bernburg  Dinosaurierausstellung in Bernburg : "Dino Expo eher XS als XXL"

Von torsten adam 07.01.2016, 12:56
Gitte Woltemath wagte sich mit ihrer sechsjährigen Tochter Lucy ins Maul eines Tyrannosaurus-Rex.
Gitte Woltemath wagte sich mit ihrer sechsjährigen Tochter Lucy ins Maul eines Tyrannosaurus-Rex. e. pülicher Lizenz

bernburg - Die Dinosaurier sind am Dreikönigstag nach Bernburg zurückgekehrt. Nachweislich hatten sie schon vor 243 Millionen Jahren in der hiesigen Region gelebt (siehe Beitrag „Sensationsfund in Bernburg erregt weltweit Aufsehen“), nun sorgten ihre Nachbildungen aus Polyester für große Kinderaugen im Kurhaus.

Wie etwa bei der sechsjährigen Lucy, die mit Mutti Gitte extra aus Gommern angereist war und mit ihren Latdorfer Großeltern Günter und Renate Woltemath die Saurierwelt eroberte. „Sie kennt jeden Namen, will mal Archäologin werden“, sagte die Oma über ihre begeisterte Enkelin. Ebenfalls aus Latdorf waren Tim und Sabrina Hohlbein zur Ausstellung gekommen, ihres Sohnes Nils wegen. Der Vierjährige hatte gleich seinen Freund Felix mitgenommen. „Die Kinder haben ganz viel Dino-Spielzeug zu Hause und ein großes Interesse an den Sauriern“, berichtete der Papa.

Unangemessener Preis

Während die Kinder sich von den Modellen der vor rund 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Tiere faszinieren ließen und etliche Erinnerungsfotos mit Tyrannosaurus und Co. entstanden, machten viele Eltern und Großeltern gute Miene zum bösen Spiel. Denn sie hatten für das Eintrittsgeld - sieben Euro für Kinder von 2 bis 14 Jahren und acht Euro für Jugendliche und Erwachsene - deutlich mehr erwartet. 20 Exemplare füllten den großen Saal, jeweils mit Informationstafeln versehen. Im kleinen Saal lief derweil ein Film über die Urzeit-Echsen. Mehr gab es nicht. Weder das angekündigte Ausgrabungscamp noch Figuren in Originalgröße mit acht Metern Höhe und 28 Meter Länge.

Auf der MZ-Facebook-Seite standen folglich ausschließlich negative Kommentare zur „Dino Expo XXL“, so der Name der Ausstellung. „Auch wir waren sehr enttäuscht. Für das Geld hätte ich mehr erwartet. Und dann die freche Aussage der Kassiererin, dass man sich bis 18 Uhr ein Film angucken kann. XXL war diese Ausstelllung wirklich nicht. Eher XS“, schrieb Peggy Leopold aus Lebendorf. Auch die Alslebenerin Susanne Lorenz kritisierte, dass die Versprechen nicht eingehalten worden waren und war entsprechend sauer: „30 Euro für nix bezahlt.“ Von einer „totalen Enttäuschung“ sprach Christian Kranawetter: „Für das Geld hat man lebensechte und animierte Dinosaurier erwartet. Nie wieder!“, schrieb der Nienburger. „Zu teuer, zu wenig“, meinte Ringo Matthias aus Lebendorf. Den gezeigten Film könne man sich auch bei N24 im Fernsehen angucken.

Im August 2008 wird bekannt, dass den beiden Paläontologen Cajus Diedrich und Frank Trostheide im Kalksteinbruch des Bernburger Solvay-Werks der ganz große Wurf gelungen ist. Die Forscher entdeckten dort bereits im Oktober 2007 die ältesten Spuren von Dinosauriern weltweit überhaupt. Die Sensationsfunde sorgen in der Fachwelt für riesiges Aufsehen und ein großes mediales Echo.

Die Spuren der Dinos sind exakt 243,7 Millionen Jahre alt und in Steinplatten verewigt. Eine der beiden Fährten ist 25 Meter lang, zeigt 34 Fuß- und Handabdrücke. Für den freischaffenden Paläontologen Diedrich ist die Prosauropoden-Spur ein wichtiges Puzzlestück in der Evolution der Dinosaurier. Demnach beweist die Fährtenfolge, dass die Abspaltung dieser Tiere von den Archäosauriern schon viel früher als bislang angenommen stattgefunden haben muss. Bislang ging man davon aus, dass die ersten Dinosaurier erst vor 235 Millionen Jahren auf der Erde lebten.

Es ist nicht das erste Mal, dass in der Region um Bernburg, die damals von einem flachen Meer mit tropischem Klima bedeckt war, Hinweise auf Saurier entdeckt werden. Im so genannten Merkelschen Steinbruch (heute Schießplatz hinter Friedhof II), der 1883 geöffnet und vor fast 70 Jahren geschlossen wurde, gruben Wissenschaftler um das Jahr 1900 Reste der heute berühmten „Bernburger Saurier“ wie Trematosaurus, Paratosaurus und Capitosaurus aus. Dabei fanden die Experten auch ein gut erhaltenes Schädeldach und den Gaumen eines Trematosaurus. Insgesamt liegen 90 Überreste von Sauriern bei Bernburg vor. Diese Funde lagern im Museum des Schlosses.

Mehr als hundert Gäste

Zufrieden mit der Besucherresonanz zeigte sich derweil der Veranstalter. Auch wenn Mario Sperlich keine konkrete Zahl nannte, dürften es nach MZ-Schätzung mehrere hundert Gäste gewesen sein. Dass ein Teil der angekündigten Attraktionen nicht aufgebaut war, begründete er mit der nicht vom Schnee geräumten Zufahrt vor dem Kurhaus. „Wir kamen mit unserem Laster nicht heran und konnten deshalb die schweren Teile nicht ausladen“, sagte Mario Sperlich. (mz)