Die Talersammlung hat ein Loch
Cörmigk/MZ. - Und so ist es auch heute noch. "Meine beiden Töchter, die derzeit in Dresden leben, legen Wert darauf, zu Hause zu sein", sagt der Zweiradhändler und ehrenamtliche Bürgermeister von Cörmigk. Natürlich ziehe es ihn am Heiligen Abend in die Kirche. Schon der Atmosphäre wegen. "Das gehört mit dazu."
Dazu gehören auch die in Jahren gepflegten Traditionen. Beispielsweise der Wunschzettel. In der Vorweihnachtszeit wird ein großes Blatt gevierteilt und Eltern und Kinder schreiben auf je ein Viertel ihre Wünsche auf. Die Schenker dürfen sich dann etwas aussuchen, was dann auf dem Gabentisch liegt. "Die Wünsche bleiben aber immer im Rahmen. Da meine Töchter studieren, steht auch immer wieder mal ein Lehrbuch auf dem Zettel."
Das Weihnachtsritual beginnt am Heiligen Abend nachmittags mit dem Kaffeetrinken bei den Großeltern. Dann schließt sich der Kirchenbesuch an. "Während wir uns anziehen, legt meine Frau die Geschenke unter den Baum." Nach der Kirche ist Bescherung. Als Abendessen steht entweder eine Fischplatte, eine Käseplatte oder Bockwurst auf dem Speisezettel. "Das wechselt jedes Jahr." Zum Mittagessen am ersten Weihnachtsfeiertag sitzt die Familie noch einmal zusammen bei Fisch oder Gans. Nachmittags fahren die Kinder fort und Clemens' besuchen Freunde. "Der zweite Feiertag gehört traditionell der Familie meiner Frau - wir fahren dann nach Magdeburg zum großen Familientreffen."
An ein Weihnachtsgeschenk aus jüngster Zeit erinnert sich Günter Clemens noch immer gern: "1992 gab die Kreissparkasse Bernburg erstmals die Weihnachtstaler heraus. Meine Frau hatte mir den ersten Weihnachtstaler geschenkt. Davon war ich sehr angetan." Was damals eine sehr schöne Überraschung gewesen sei, "ist aber heute kein Geheimnis mehr - den aktuellen Taler muss ich mir inzwischen selbst bei der Sparkasse abholen."
Inzwischen ist daraus eine Sammlung geworden. "Allerdings fehlt mir ein Taler - der von 1999." Als in der Cörmigker Sparkassenfiliale das Personal getauscht wurde, "kam mein Taler unter die Räder." Das neue Personal kannte die Sammelkunden noch nicht so genau und verkaufte den Clemens'schen Taler an andere Interessenten. "Das wäre natürlich das größte Weihnachtsgeschenk, wenn ich den man noch kriegen würde."