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Circus Belly in Bernburg Circus Belly in Bernburg: Kampf mit Tierrechtsorganisation Peta um den Schimpansen Robby geht weiter

Von Torsten Adam 21.06.2017, 15:01
Genüsslich schlürft Schimpanse Robby mit seinem Ziehvater Klaus Köhler bei tropischen Temperaturen in Bernburg ein Wassereis.
Genüsslich schlürft Schimpanse Robby mit seinem Ziehvater Klaus Köhler bei tropischen Temperaturen in Bernburg ein Wassereis. Engelbert Pülicher

Bernburg - Als Zirkusdirektor Klaus Köhler aus seinem Wohnwagen tritt, kommt Bewegung ins benachbarte Gehege: Schimpanse Robby hat sein Herrchen erblickt und macht mit affentypischen Lauten auf sich aufmerksam. Nicht vergeblich.

Der Chef des Circus Belly hat zwei Wassereis in der Hand, willkommene Abkühlung bei echter Affenhitze auf der Wiese an der Bernburger Semmelweisstraße. Gemeinsam schlürfen Robby und Klaus Köhler das Eis. Der stattliche Schimpanse saugt selig die letzten Tropfen aus den Papptüten, um sich anschließend mit einem Zellstofftaschentuch den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Diese menschlichen Verhaltensweisen sind es, die Robby und seine Zirkusfamilie bald trennen könnten. Denn das Verwaltungsgericht in Lüneburg hat vor zwei Monaten auf Antrag der Tierrechtsorganisation Peta entschieden, dass der einzige noch in einem deutschen Zirkus lebende Menschenaffe seine letzten Lebensjahre in einer Affenauffangstation in den Niederlanden verbringen soll.

„Er ist im Alter von vier Jahren zu uns gekommen"

Eine Entscheidung, an der es massive Kritik gibt. Auch von Tierexperten. Robby ist 45 Jahre alt, damit quasi ein Opa. Die maximale Lebenserwartung von Schimpansen beträgt 50 bis 60 Jahre. Nach Angaben von Klaus Köhler ist Robby in einem Zoo geboren worden.

„Er ist im Alter von vier Jahren zu uns gekommen, verbrachte sein ganzes Leben mit Menschen und hatte nie Kontakt mit Artgenossen.“ Diesen soll der Affe, der im Zirkus nicht mehr bei Dressuren auftreten darf, laut Gerichtsurteil nun aber bekommen.

„Robby ist in einem guten Allgemeinzustand“, sagt Tierärztin Alexandra Dörnath aus Bremen, Spezialistin für Wildtiere, gegenüber der MZ. Sie hält das Urteil für tierschutzwidrig. „Diese Meinung teilen auch weitere Amtstierärzte mit mir.“ Das Tier solle nun in seinen letzten Lebensjahren mit Artgenossen zusammenkommen, deren Mimik und Gestik es nie erfahren habe.

Tierärztin ist skeptisch

Ein unabschätzbares Risiko mit möglicherweise tödlichen Folgen für Robby, erläuterte auch Hansjoachim Hackbarth, Leiter des Tierschutzzentrums der Tierärztlichen Hochschule Hannover, jüngst im NDR-Fernsehen. Denn in der Hierarchie der Affengruppe werde er sich vermutlich ganz unten einordnen lassen.

Dass der Affe menschliches Verhalten zeigt, hält er - anders als das Gericht - für völlig unbedenklich. Zumal Robby die Menschen, mit denen er seit Jahrzehnten zusammenlebt, sicher als sein Rudel betrachte. In der Auffangstation indes würde der Schimpanse großem Stress ausgesetzt sein, sich mangels Artgenossen-Kontakt falsch verhalten und deshalb ans Ende der Rangordnung durchgestoßen werden.

Sollte Robbys Vergesellschaftung scheitern, ist laut Gerichtsgutachter das Einschläfern des Schimpansen angedacht. Hackbarth verweist auf das deutsche Tierschutzgesetz, das untersagt, ein Tier ohne vernünftigen Grund zu töten.

Sollte das Lüneburger Urteil, gegen das Klaus Köhler Berufung eingelegt hat, rechtskräftig werden, könnte es zugleich zum Todesurteil für Robby werden. Das am Donnerstag, 22. Juni, in der Saalestadt beginnende Gastspiel des Zirkusses würde dann eines der letzten für den Schimpansen sein. (mz)