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Bordell in Peißen Bordell in Peißen: Rotlicht im Schwarzbau

Von Torsten Adam 03.03.2014, 13:48
Die nicht genehmigten Holzbungalows in der „Grünen Oase“ am Peißener Ortsrand sind inzwischen durch Wohnwagen ersetzt worden.
Die nicht genehmigten Holzbungalows in der „Grünen Oase“ am Peißener Ortsrand sind inzwischen durch Wohnwagen ersetzt worden. Privat Lizenz

Peissen/MZ - Die Holzbungalows im Bordell „Grüne Oase“ am Peißener Ortsrand müssen beseitigt werden. Diese von der Bauaufsichtsbehörde des Salzlandkreises erlassene Verfügung aus dem April 2013 ist jetzt nach einer Vor-Ort-Besichtigung durch das Landesverwaltungsamt bestätigt worden. Denn bei den Häuschen, in denen bis zu sieben Prostituierte ihre Liebesdienste offerieren, handelt es sich nach Auffassung der Behörden um Schwarzbauten.

Der Eigentümer hatte sie gleich nach dem Erwerb der Rotlicht-Fläche vor acht Jahren aufstellen lassen und damit die bis dahin dort stehenden Wohnwagen ersetzt. „Weil es schöner aussieht“, sagt der 44-Jährige.

Viele Behörden sind mit dem Fall befasst

Die im Baumarkt erworbenen Holzbungalows sieht sein Bernburger Anwalt Eberhard Herbst keineswegs als illegal an, weil sie gar nicht im Boden verankert seien. Deshalb legte er gegen die Verfügung des Salzlandkreises Widerspruch ein, woraufhin der Fall zum Landesverwaltungsamt delegiert worden war. Und nicht nur die Hallenser Behörde beschäftigte sich damit. Auch die Landtagsfraktion der Grünen richtete zwei Anfragen zum Verfahrensstand an die Landesregierung. Und erhielt nun vom Bauministerium die Auskunft, dass die Anlagen gegen das Baugesetzbuch verstoßen. Und dass beide Seiten übereingekommen sind, bis Ende Mai den Streit ruhen zu lassen.

Über das angeblich älteste Gewerbe der Welt ist bekannt, dass erstmals im 13. Jahrhundert in Deutschland Freudenhäuser eingerichtet wurden. Die Prostitution war seit 1968 nur in der DDR strafbar. Seit 2002 ist die käufliche Liebe nicht mehr sittenwidrig. Als solche war sie 1852 juristisch verankert worden. Huren werden seitdem auch von Krankenversicherungen aufgenommen.

Denn der Grundstückseigentümer will sich um eine nachträgliche Legalisierung der Bungalows bemühen. Dies wäre möglich, wenn die zuständige Bernburger Stadtverwaltung für das Areal einen Bebauungsplan aufstellt. Und die Zeichen stehen auf Grün, dass das Rotlicht weiter an dieser Stelle leuchtet. Oberbürgermeister Henry Schütze (parteilos) kündigte gegenüber der MZ an, dass für ihn maßgeblich sei, wie sich der Ortschaftsrat Peißen zu dieser Angelegenheit positioniert.

Fakt sei, dass der Eigentümer für die Kosten eines B-Planes aufkommen müsste, weil das Bordell nun einmal kein Planungsziel der Stadt sei. Überlegt werden müsste auch, ob es alternativ sinnvoll wäre, das Milieu von diesem angestammten Platz zu verdrängen und die anschaffenden Damen zu einem Umzug in ein Gewerbegebiet zu zwingen. „Dann wäre der Aufschrei der neuen Nachbarn möglicherweise groß“, gibt Henry Schütze zu bedenken. Ein solcher Ärger sei ihm aus Peißen nicht bekannt.

Bordell ist kein Problem

Ortsbürgermeister Hans-Jürgen Berg bestätigt das. „Der Puff existiert hier seit 24 Jahren und wird von der Bevölkerung nicht mehr als Problem empfunden.“ Vor allem deshalb nicht, weil es schon seit Mitte der 1990er Jahre keine milieubedingten Auseinandersetzungen mehr gebe. „Damals sind wir als Gemeinde noch dagegen vorgegangen, sind bis zum Verwaltungsgericht gezogen, haben den Polizeipräsidenten angeschrieben“, erinnert sich Berg.

Doch weil von übergeordneter Stelle keine Hilfe gekommen sei, „haben wir irgendwann die Lust verloren, dagegen weiter zu klagen“. Während der jüngsten Ortschaftsratssitzung hätten alle Anwesenden nach einer Diskussionsrunde einhellig bekundet, dass einer nachträglichen Legalisierung der Holzhütten aus ihrer Sicht nichts im Wege stehe.

Der Eigentümer hat mittlerweile dennoch jene sieben Hütten abgebaut, in denen laut seiner Auskunft Liebesdienste angeboten wurden. „Weil sie nicht isoliert und mit der Zeit in die Jahre gekommen sind“, führt er als Grund an. Und hat stattdessen wieder Wohnwagen aufstellen lassen. Geblieben seien nur ein 60 Jahre altes Steinhaus, das Bestandsschutz genieße, sowie zwei weitere Holzbungalows, die als Lager dienen.

Auch die Werbung für das durch einen Holzzaun von der Landesstraße abgeschirmte Bordell ist mittlerweile weg. „Weil sie immer wieder beschädigt wurde. Das sah dann immer schmuddelig aus“, erklärt der Besitzer. Er sei nicht der Zuhälter der Liebesdamen, sondern lediglich ihr Vermieter, betont sein Anwalt Eberhard Herbst.

Sollte die Stadt einen Bebauungsplan aufstellen, würde er auch die Kosten dafür übernehmen. Und anschließend wieder Holzbungalows für die Frauen kaufen, verspricht der Eigentümer: „Schönere als vorher“.