1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bernburg
  6. >
  7. Biendorfer Geschichte: Biendorfer Geschichte: Horst Krähe kennt keine Langeweile

Biendorfer Geschichte Biendorfer Geschichte: Horst Krähe kennt keine Langeweile

Von Thomas Weissenborn 24.01.2021, 13:56
Horst Krähe in seiner Garage, in der sich sein größter Schatz, eine Sammlung historischer Zweiräder, befindet.
Horst Krähe in seiner Garage, in der sich sein größter Schatz, eine Sammlung historischer Zweiräder, befindet. Thomas Weißenborn

Biendorf - Eines hat Horst Krähe nie: Langeweile! Es gibt immer etwas zu schrauben, zu pflegen oder instand zu setzen. Der 82-jährige Biendorfer war viele Jahrzehnte lang leidenschaftlicher Sammler und hat eine solche Menge Objekte zusammengetragen, auf die sicher so manches Museum stolz wäre. Und zu jedem Teil weiß er eine Geschichte zu erzählen.

Einige Ziegel von Biendorfer Kirche gerettet

Jeder der seinen Hof an der Biendorfer Lindenstraße betritt, erkennt sofort, dass er bei einem Sammler historischer Objekte zu Besuch ist. An der Wand hängen alte Eggen, Mistgabeln, Handwagen, Schubkarren, landwirtschaftliche Geräte oder auch wunderbare, alte Ziegel mit eingearbeiteten Ornamenten vom Anfang des 20. Jahrhunderts. „Die stammen von einer Kirche in Nienburg. Die Ziegel sollten entsorgt werden“, weiß Horst Krähe. „Wenigstens einige davon musste ich retten“, erklärt er.

Gepackt hat ihn die Sammelleidenschaft vor über 60 Jahren. Der gelernte Dachdecker war im Laufe seines Arbeitslebens auf unzähligen Baustellen unterwegs. Was dort zum Teil weggeworfen werden sollte, ließ ihm die Haare zu Berge stehen. So manches Teil hat er von der Müllkippe wieder zurück geholt, weil es für ihn einfach zu schade zum Wegwerfen war.

„Entweder du holst sie dir oder sie verrostet bei mir und bricht irgendwann zusammen“

Seine Heiligtümer hat er aber in seiner Garage untergebracht, die gleichzeitig eine Universalwerkstatt ist. Neben historischen Pumpen und Kettensägen, wie sie die Feuerwehr benutzt, steht sein größter Stolz: seine Zweiradsammlung. Die historischen Mopeds und Motorräder hat er ohne Ausnahme alle persönlich wieder fahrtüchtig gemacht. Eines seiner Prunkstücke ist eine Touren-AWO, Baujahr 1958. „Entweder du holst sie dir oder sie verrostet bei mir und bricht irgendwann zusammen“, sagte ihm ein Bekannter aus Leau.

Schon am nächsten Tag stand Horst Krähe bei ihm vor der Tür und rettete das Zweirad vor dem Rosttod. „Ein Jahr lang habe ich gebraucht, um das Motorrad zu restaurieren“, erinnert sich Horst Krähe. „Das Öl im Motor war schon zäh wie Teer“, sagt er. Heute rollt die AWO wieder. Der rüstige Rentner hat sie schon oft beim Umzug, anlässlich des Biendorfer Heiratsmarktes, präsentiert.

Sommerhütte voll mit Sammelobjekten

Ebenfalls top in Ordnung und fahrbereit ist ein altes Moped der Marke „Star“ von 1965. „Das hat mich früher jeden Tag von Biendorf bis nach Dessau gebracht, als ich dort als Dachdecker für BMK gearbeitet habe“, erzählt er.

Direkt neben seiner Garage gibt es noch eine Sommerhütte. Auch sie ist voller Sammelobjekte. Historische und seltene Bierkrüge stehen hier neben alten Flaschenöffnern, Lampen, Radios, Bildern oder Kaffeemühlen und Blasebälgen. Alles fein geordnet und übersichtlich. Über eine Außentreppe gelangen Besucher außerdem auf einen Dachboden voller weiterer Schätze, wie zum Beispiel eine historische Bügeleisensammlung.

Manche Teile sind über 200 Jahre alt. Das meiste stammt aus Biendorf und stellt damit auch ein Stück weit materielle Geschichte des Ortes dar. Doch Horst Krähe sammelt nicht nur, er pflegt seine Schätze. Alles ist in Ordnung und einsatzbereit. „Ich bin krank, wenn etwas nicht funktioniert“, sagt er. (mz)