Straße komplett unterhöhlt: Bernburg: Straße komplett unterhöhlt - Riesiges Rattennest in der Stadt ausgehoben

Bernburg - Es ist ein Horrorszenario, das einem die Nackenhaare aufstellt: Man steht im Bad und plötzlich krabbeln Ratten aus der Toilette.

Für die Bewohner der Zepziger Straße in Bernburg hätte die Ekelvorstellung aber sehr bald schon zur unschönen Wirklichkeit werden können.

Zumindest für die, die nicht über eine so genannte Rückschlagklappe im Abflussrohr verfügen.

Denn am Anfang der Woche ist eine wahre Rattenhochburg im Untergrund ausgehoben worden.

„Es waren mehrere Familien, die sich dort eingenistet haben“, sagt Harald Bock, Geschäftsführer des Wasserzweckverbandes Saale-Fuhne-Ziethe.

Per Zufall war er auf die Massen an Nagern mitten unter der Fahrbahn der Zepziger Straße auf Höhe des abgerissenen Seniorenheims Rosenblick gestoßen.

„Als ich am Sonntagabend dort lang fuhr, habe ich eine Delle im Asphalt bemerkt“, sagt Bock.

Weil er schon die Vermutung hatte, dass es sich möglicherweise um eine Havarie an einer Rohrleitung handeln könnte, beantragte er am Montag die sofortige Vollsperrung der Straße.

Doch erst als die Asphaltdecke auf einer Länge von rund fünf Metern geöffnet wurde, kam das ganze Ausmaß des Schadens zum Vorschein.

Offenbar über ein Leck im Rohrsystem hatten sich die Ratten ihren Weg durch die Erde gebahnt und die komplette Straßenbreite mit ihren Gängen unterhöhlt.

Es wäre wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die darüberliegende Asphaltdecke komplett nachgegeben hätte.

Dass die Absackung durch den großen Umzug beim 50. Stadt- und Rosenfest entstanden ist, bei dem rund 1.000 Teilnehmer über eben diesen Straßenabschnitt liefen beziehungsweise mit zum Teil schweren Fahrzeugen fuhren, glaubt Bock allerdings nicht.

Er geht unterdessen davon aus, dass das Unwetter Mitte vergangener Woche den Untergrund noch weiter ausgespült und zu den Rissen in der Fahrbahn geführt hatte.

Die Straße wird nach Angaben des WZV-Geschäftsführers voraussichtlich bis Mittwoch nächster Woche gesperrt bleiben.

Bis dahin soll der Schaden an dem Abwasserkanal zunächst provisorisch behoben sein. Denn wie sich nun herausgestellt hat, wird eine umfangreichere Sanierung nötig werden.

„Wir werden zunächst den Hohlraum schließen, damit die Straße wieder befahren werden kann und parallel dazu die Schachtmaßnahme vorbereiten“, sagt Bock.

Autofahrer müssten sich dann voraussichtlich im Spätsommer auf eine erneute Vollsperrung für zwei bis drei Wochen einstellen.

Denn das Problem an dem uralten Rohrsystem sei sehr komplex.

Das Rohr könnte nach Schätzungen von Anwohnern bereits vor 150 Jahren dort eingebaut worden sein.

Davon zeugen Aufzeichnungen, die beweisen, dass die Zepziger Straße bereits im Jahr 1871 existiert hat.

„Zuvor muss der gemauerte Kanal, der quer zur Straße bis zum Clara-Zetkin-Platz führt, eingebaut worden sein“, sagt Bock.

Ob es noch ähnliche Schäden im Kanal gibt und sich womöglich die Ratten auch an anderer Stelle im Stadtgebiet bereits breitgemacht haben, darüber soll eine weitere Kontrolle entlang des Rohrs in Richtung Gröbziger Straße Aufschluss bringen.

Unterdessen warnt Bock auch vor einer zunehmenden Rattenplage in der Stadt. Um das zu verhindern, rät er allen ihre Essensreste nicht in der Toilette zu entsorgen.

Denn genau davon würden die Tiere leben und sich immer weiter vermehren. (mz)