Bernburg Bernburg: Sechs Männer helfen Nachbarn in der Not
bernburg/MZ. - Es ist ein ungewöhnlich warmer Tag für Anfang Mai. Die Vögel zwitschern, die Sonne lacht vom Himmel. Ideale Voraussetzungen für eine Ruderregatta auf der Saale. Auch Margot Rettkowitz (64) und ihr Lebensgefährte Heinz Siegel (69) freuen sich auf den Sportwettkampf in Bernburg. Als sie an diesem 7. Mai 2011, ein Sonnabend, gegen 9.30 Uhr vor ihrem Einfamilienhaus im Ortsteil Roschwitz auf die Fahrräder steigen, um zur Saale zu radeln, ahnen sie noch nicht, welch schlimme Wendung dieser Frühlingstag nehmen wird: Am Nachmittag bricht aus ungeklärter Ursache ein Feuer im Carport aus. Nur dem beherzten Einsatz von Nachbarn und deren Freunden ist es zu verdanken, dass das Haus von den Flammen weitgehend verschont bleibt. Dennoch: Der Sachschaden geht in die Zehntausende.
Oberbürgermeister (OB) Henry Schütze (parteilos) erfüllte am Sonnabend Margot Rettkowitz und Heinz Siegel einen Herzenswunsch: Die beiden Roschwitzer durften sich während der Jahreshauptversammlung der Bernburger Ortsfeuerwehr bei ihren Helfern bedanken. "Wir sind stolz, solche Nachbarn zu haben", sagte die 64-Jährige sichtlich bewegt. Lobende Worte für Detlef Hübel-Ehrhardt, Benjamin Pfeiffer, Wolfgang und Andreas Voigt, Frank und Bastian Pade fand auch Henry Schütze: "Sie haben nicht lange gezögert und beherzt eingegriffen. Die Feuerwehrleute haben mir bestätigt, dass sonst Schlimmeres passiert wäre." Dass die sechs Männer, die mit als erste am Brandort waren, dies nicht an die "große Glocke gehängt" haben, ehre sie doppelt. Ihr Verhalten sei beispielgebend. "Wir brauchen Menschen, die solidarisch denken", sagte der OB und überreichte ihnen Urkunden und Blumensträuße.
Detlef Hübel-Ehrhardt, einer der Geehrten, betonte, dass sich noch weitere Menschen am Löscheinsatz beteiligt hatten, ehe die eintreffende Feuerwehr das Kommando übernahm. Ihm zu danken war es, dass Margot Rettkowitz und Heinz Siegel schnell von der sich anbahnenden Katastrophe erfuhren. "Ich war auf der Geburtstagsparty bei ihren Nachbarn, als wir plötzlich Rauch und dann die ersten Flammen sahen", erinnerte sich der Bernburger. Da er Corinna Richter, die Tochter der Nachbarn kannte, rief er sie per Telefon an und erzählte von dem Unglück. Nach dem Notruf machte sich die Feierrunde ans Löschen. "Mit Wassereimern, denn der Schlauch war zu kurz", schilderte Hübel-Ehrhardt die dramatischen Minuten. "Die Hecke brannte wie Zunder." Das unter dem Carport stehende Auto war nicht mehr zu retten. Aber ein Übergreifen der Flammen auf das Haus konnten die Helfer mit vereinten Kräften verhindern.
"Wir wollten gerade den Ruderachter anschauen, als meine Tochter anrief", erinnerte sich Margot Rettkowitz an die damalige Hiobsbotschaft. "Ich glaube, wir sind dann so schnell wie noch nie Rad gefahren. Am Saalplatz haben wir schon das Martinshorn der Feuerwehr gehört." Als das Pärchen zu Hause eintraf, war das Feuer schon fast gelöscht. "Wenn die Leute nicht gewesen wären, die Dachrinne war schon angeschmolzen...", wollte sich die 64-Jährige die möglichen Folgen gar nicht ausmalen und sagte zu Detlef Hübel-Ehrhardt: "Das kann man gar nicht wieder gutmachen." Für den Gelobten war der Einsatz selbstverständlich: "Das würde man sich von den Nachbarn doch auch wünschen, wenn es einen mal selber betrifft."