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Begegnungsstätte in Bernburg Begegnungsstätte in Bernburg: Willkommen im "Kiezcafé"

Von Katja Pausch 14.06.2016, 09:33
Rita Wohlert, Betreuerin Annett Pankotsch und Jutta Spielau in der Begegnungsstätte (von links).
Rita Wohlert, Betreuerin Annett Pankotsch und Jutta Spielau in der Begegnungsstätte (von links). Engelbert Pülicher

Bernburg - Egal wer den Weg in das neue Kiezcafé am Südbogen an der Semmelweisstraße findet - bei Annett Pankotsch ist jeder herzlich willkommen. Dabei ist der Begriff „Café“ für den Neubau in der altersgerechten Wohnanlage der Bernburger Wohnungsgenossenschaft ein wenig irreführend.

„Unser Verein trägt den Namen Kiezcafé“, klärt die Vereinschefin auf, die mit einigen Mitstreitern seit April die neue Begegnungsstätte für die Mieter betreibt. Das Besondere daran: Die zumeist betagten Gäste der Begegnungsstätte sind selbst Vereinsmitglieder und gestalten somit das Leben im Kiezcafé aktiv mit. „Sie zahlen lediglich einen Euro pro Monat und bringen ihre eigenen Vorschläge und Ideen mit ein“, so die engagierte Vorsitzende, die quasi die gute Seele des Kiezcafés ist. Selbst viele Jahre in Berlin im sozialen Bereich tätig gewesen, bringt die nun nach Bernburg gezogene Frau beste Voraussetzungen und viele Erfahrungen für die Arbeit in Verein und Begegnungsstätte mit.

Im Kiezcafé, am Marktplatz und damit mitten im Zentrum des neuen „Kiez am Südbogen“ gelegen, treffen sich nun regelmäßig ältere Bewohner. Ob Handarbeiten oder eine Skatrunde für die Herren, während die Damen zur gleichen Zeit lieber einen Spielenachmittag verleben, oder auch einfach mal auf einen Kaffeeschwatz - für jeden ist etwas dabei. Denn Kaffee und manchmal selbst gebackenen Kuchen sowie - gerade an heißen Tagen - kühle Getränke hat Annett Pankotsch natürlich trotzdem immer da, auch wenn der Treff eben kein Café im eigentlichen Sinne ist.

Die Idee, einen vereinsgeführten Treffpunkt für ihre Mieter zu schaffen, kommt von der Wohnungsgenossenschaft selbst. Viele Besucher kommen inzwischen regelmäßig - so wie Brigitte Weilbeer und Renate Hampel. Die zwei Damen, beide 80 Jahre alt, sitzen an einem Donnerstag mit Annett Pankotsch und anderen Frauen in gemütlicher Handarbeitsrunde und schwatzen über dies und das. Rita Wohlert hat ihre gehäkelten filigranen Kunstwerke mitgebracht.

„Leider machen die Hände beim Häkeln nicht mehr so richtig mit, aber Spaß haben wir trotzdem beim Handarbeitstreff“, so die 76-Jährige. Stricknadeln und Wolle mitzubringen ist allerdings auch kein Muss - jeder kann einfach so kommen. Von Anfang an habe das Kiezcafé Stammgäste gehabt, freut sich die Vereinschefin. „Es ist toll, dass es hier solch einen Treff gibt, denn keiner bleibt gern allein in seiner Wohnung“, bestätigt Brigitte Weilbeer.

Und Renate Hampel freut sich mit Blick auf die großzügige Anlage: „Das wird hier fast ein kleines Dorf“. Auch das Ehepaar Renate und Klaus Kiesewetter, das gleich um die Ecke wohnt, sitzt gern im Kiezcafé. „Leider sind die Herren in der Minderheit“, so Annett Pankotsch. Beim allmonatlichen Tanznachmittag im Saal nebenan sei dies besonders schade. Dennoch freuen sich die Kiez-Bewohner stets auf den ersten Montag im Monat, wenn der DJ seine Platten auflegt und es heißt: „Darf ich bitten?“.

Apropos Musik: „Unsere Frauen singen total gern und würden am liebsten einen kleinen Chor gründen“, sagt Annett Pankotsch. Vielleicht finde sich ein Interessent, der mit den Seniorinnen singt. „Ein Chorleiter wäre toll“, so die Frauen übereinstimmend.

Einen winzigen Wermutstropfen gibt es im Kiezcafé aber doch. „Wir sind als Verein noch nicht vom Amtsgericht bestätigt und daher noch nicht voll geschäftsfähig“, so Annett Pankotsch. „Solange unser Verein nicht eingetragen ist, können wir viele Dinge noch nicht so anpacken, wie wir uns das wünschen - leider“. Doch dem Enthusiasmus der Vereinsmitglieder tut das überhaupt keinen Abbruch.

Wer mit Senioren singen will, kann sich melden unter Telefon 0152/33 65 74 82 (mz)