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Ausstellung in Bernburg  Ausstellung in Bernburg : Keine Angst vor Spinnen

Von Andreas Braun 21.11.2016, 10:29
Sandra Schüttler lässt sich die Spinne sogar über das Gesicht laufen.
Sandra Schüttler lässt sich die Spinne sogar über das Gesicht laufen. Engelbert Pülicher

Bernburg - Angst vor Spinnen - nein, das kann sich Hannes Andree nun gar nicht vorstellen. Darum zögert der Achtjährige auch nicht, als sich ihm am Sonnabendnachmittag die Chance bietet, eine Spinne der größeren Art auf seine Handflächen platzieren zu lassen.

Zusammen mit seiner Oma Andrea Andree ist er ins Kurhaus Bernburg gekommen, um sich die Ausstellung über Vogelspinnen und Insekten anzusehen. „Wir waren schon bei den Reptilien. Aber Spinnen haben wir noch nicht in einer Ausstellung gesehen“, sagt Andrea Andree. Der Junge ist auf alle Fälle begeistert, als die Vogelspinne in seinen Händen liegt. „Sie ist weich“, beschreibt er das Gefühl.

Die eigene Spinnenzucht

Im Umgang mit Spinnen ist der Junge geübt. Zu Hause beschäftigt er sich mit Hausspinnen und züchtet sie quasi. Schließlich seien Spinnen nützlich, vertilgen so manchen Schädling. Die Angst und auch um ein paar Mythen um die großen Spinnen abzubauen und zu zeigen, wie wichtig Spinnen in der Natur sind, das ist das Ziel von Ausstellungsleiter Sergio Neigert aus dem bayrischen Ansbach, der mit seinem Team und der Ausstellung zum ersten Mal in Bernburg war.

Zum einen, sagt Neigert, könne eine Spinne einen gesunden erwachsenen Menschen nicht mit einem Biss töten. Was nicht heißt, dass man sorglos mit den Tieren umgehen kann. Es gehöre schon Achtsamkeit dazu. Zum anderen ist der Begriff Vogelspinne eigentlich irreführend, denn die Hauptmahlzeit seien Mäuse, andere kleine Wirbeltiere und Heuschrecken.

Woher kommt der Name Vogelspinne?

Es wird angenommen, dass der Name auf die Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian zurückzuführen ist. Ihre Eindrücke von einer Reise nach Surinam veröffentlichte sie 1705 in einem Werk. Darin ist eine Illustration zu sehen, auf der eine große Spinne, die auf einem Ast sitzt, einen Kolibri verspeist.

Neigert selbst hat seit gut 17 Jahren Vogelspinnen. „Ich hatte eine Phobie. Die habe ich überwunden, als mich jemand vorsichtig mit einer Vogelspinne vertraut gemacht hat. Da war ich zwölf“, blickt Neigert zurück, der mittlerweile zwischen 700 und 800 Tiere hat, die aber genügsam sind. Denn nach einer reichhaltigen Mahlzeit halten sie es bis zu zwei Monaten ohne Nahrung aus.

Es kostet Überwindung

Gut 200.000 Menschen in Deutschland haben einer Studie zufolge eine Spinnenphobie, sagt er. Dass man die verliert, nur weil man eine Spinne in der Hand hat, das sei freilich nicht so. Es koste schon viel Überwindung. Aber man muss sie nicht gleich anfassen.

Wenn man sich damit beschäftigt, kann der Besuch einer Ausstellung vielleicht ein kleiner Schritt sein, sich nicht mehr vor den Tieren zu fürchten. Es gibt aber auch Mutige, die sich die Spinne auch über das Gesicht krabbeln lassen.

Sandra Schüttler aus Bernburg gehört dazu. Sie hatte den Sonntagnachmittag genutzt, um die Ausstellung mit ihren beiden Söhnen Dean und Gordon zu besuchen. Spinnen oder andere Insekten will sich die Familie aber nicht zulegen. „Es reicht, wenn ich sie mir hier angucken kann“, sagt die Frau.

Tiere werden getauscht

Urlaub, so sagt Neigert, sei das Krabbeln auf Handflächen für die Tiere übrigens nicht. Um den Stresspegel unten zu halten, werden sie Tiere regelmäßig getauscht, so dass sie wieder ihre Ruhe haben. So könne man davon ausgehen, dass die Spinnen auch nicht geschädigt werden.

Am Wochenende konnten sich Besucher im Kurhaus über gut 100 lebende Tiere, die zu sehen waren und auch weitere Exponate, die die Vielfalt der Insekten zeigten, informieren. (mz)

Nicht nur lebende Spinnen und Insekten gab es zu sehen. Auch Exponate andere Tiere, wie hier eines Schmetterlings, waren zu sehen.
Nicht nur lebende Spinnen und Insekten gab es zu sehen. Auch Exponate andere Tiere, wie hier eines Schmetterlings, waren zu sehen.
E. Pülicher
Zu Hause freundet sich Hannes Andree mit Hausspinnen an.
Zu Hause freundet sich Hannes Andree mit Hausspinnen an.
A. Braun